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Kultur Eine Straße wird lebendig

"Kunst trifft Leerstand" - Diese Initiative mehrerer Blankenburger begeistert. Das Kulturevent lockte Hunderte in die Innenstadt.

Von Jens Müller 09.09.2019, 01:01

Blankenburg l „So voll war die Lange Straße seit 25 Jahren nicht mehr.“ „Hochachtung, was hier auf die Beine gestellt wurde.“ „Ich habe nicht an so einen Erfolg geglaubt. Die Truppe war einfach klasse.“ Solche Sätze fielen am Rande der Aktion „Kunst trifft Leerstand“, die am späten Samstagnachmittag in der Blankenburgs Altstadt ablief. Die Lange Straße, die seit Jahren mit verwaisten Geschäftsräumen und tristen Schaufenstern zu kämpfen hat, blühte für mehrere Stunden förmlich auf und wurde zu einer bunten und lebendigen Partymeile. Das von Torsten Stolt und seinen Mitstreitern erdachte Konzept ging voll auf.

„Wir hatten ja keine Idee, ob das tatsächlich bei den Menschen ankommt“, so Stolt nach den letzten Aufräumarbeiten am Sonntag. „Aber dass es so gut angenommen wird, das macht mich schon stolz“, sagte er. Besonders froh sei er darüber, dass mit der Aktion auch das Wir-Gefühl der Blankenburger gestärkt wurde. „Ich habe viele gesehen, die sich nach langer Zeit wiedergetroffen und sich hingesetzt haben, um zu schwatzen.“ Ein weiterer positiver Effekt: Der Abend habe vielen unterschiedlichen Künstlern aus der Region eine Bühne geboten. „Es hat einfach nur Spaß gemacht, ihnen zuzusehen. Ich bin im Nachhinein richtig froh, dass wir das gemacht haben.“ Ein großes Dankeschön richtete Stolt an das Vorbereitungsteam. „Ohne dieses unglaubliche Engagement hätten wir das nicht in die Tat umsetzten können“, so Stolt.

Mit dabei war Sylvia Gebauer, die diese Idee eines Kunstprojektes mit initiiert hatte und ihre kleine Wienröder Theatertruppe extra dafür zusammen trommelte - allen voran Pfarrer Oliver Meißner, der in einer DDR-Polizeiuniform „für Ordnung und Sicherheit“ sorgte. „Es war ein lustiger und schöner Abend“, zog sie ein rundum positives Fazit. „Wir haben unser Programm fünfmal durchgezogen. Und immer haben Leute vor dem Fenster gestanden.“ Die Reaktion war dementsprechend: „Viele haben gesagt: ,Das ist ja mal etwas ganz anderes. Toll, dass es so was hier gibt.‘“

Doch auch die andere Darbietungen fanden ein dankbares Publikum. Ein absoluter Publikumsmagnet war der Tanz-Flashmob von Monika Kudryuova mit ihren Tanzschülerinnen. Sie zogen die Menschenmassen die Lange Straße hinauf zu den vielen anderen Programm-Höhepunkten. Darunter Straßenmusiker, Puppenspieler, Schauspieler, Tänzer und sogar Schwimmer. Die Mitglieder des Harzer Schwimmvereins präsentierten ihr grandioses Schwarzlichttheater. Sie waren vom Blankenburger Publikum überwältigt und lieferten nach zwei Vorstellungen sogar noch eine Zugabe ab.

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