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Landwirtschaft Milchtankstelle ist Erfolgsgeschichte

Vier Monate ist die Milchtankstelle in Wernigerode am Start. Für den Landwirtschaftsbetrieb in Silstedt ein rettender Anker.

Von Regina Urbat 10.06.2017, 01:01

Silstedt l Die frisch gezapfte Milch aus dem Automaten ist ein Renner. Nach wie vor bilden sich an der „Tankstelle“ im Edeka-Markt in Wernigerode Schlangen, um Milch von der benachbarten Agrargenossenschaft Vorharz mit Sitz in Silstedt zu erwerben. Diese ist pasteurisiert und schmeckt, wie viele Kunden sagen, wie frisch von der Kuh.

In einem schonenden Verfahren wird die Rohmilch für 20 Sekunden auf 72,5 Grad Celsius erhitzt und dann wieder auf vier bis fünf Grad Celsius abgekühlt. Keime werden dabei abgetötet, die wichtigen Bestandteile wie Vitamine, Mineralstoffe, Fett sowie Eiweiß bleiben erhalten.

Zwar sei der ganz große Run auf die Automaten-Milch eher vorbei, „doch hat sich die Abnahmemenge normalisiert und ist stabil“, sagt Jörg Weidemann. Der Chef der Agrargenossenschaft hat den ersten Automaten am 8. Februar in Betrieb genommen. Weidemann sei zufrieden über die durchweg positive Resonanz in Wernigerode als auch an der zweiten Milchtankstelle in Halberstadt. „Ja, wir schreiben schwarze Zahlen“, so der 40-Jährige weiter. Seine Erwartungen sind ebenso wie die von Jens Friedrich, der im Betrieb für die Direktvermarktung der Automaten-Milch verantwortlich ist, „übertroffen worden“.

Der Landwirt Weidemann geht noch weiter und wird direkt: „Der Milchautomat hat uns zum zweiten Mal den Arsch gerettet.“ Der erste rettende Anker sei die Biogasanlage gewesen, die im Dezember 2013 in Betrieb genommen wurde. 650 KW werden pro Stunde in das öffentliche Netz eingespeist, betrieben wird sie zu 70 Prozent mit Rindermist, 28 Prozent sind Mais und 2 Prozent Getreide.

Die Kontinuität der Biogasanlage genügte jedoch nicht, als 2015/2016 der Milchpreis drastisch in den Keller ging. Die Existenz der Genossenschaft mit ihren 26 Mitarbeitern hing erneut am seidenen Faden. Jens Weidemann wagte das Risiko, bekam von den Vorstandmitgliedern grünes Licht, um eine sechsstellige Summe in Aufbau und Ausrüstung für die Betreibung von Milchautomaten zu investieren.

„Es hat sich gelohnt“, so der Ideengeber. Die Agrargenossenschaft will nun den erneuten Erfolg mit den Milchfans und jenen, die es noch werden wollen, feiern - am 17. Juni mit einem Hoffest im Stammbetrieb in Silstedt. Auf dem Gelände, wo sich neben Bürohaus, neuer Milchküche, Lager und auch die Biogasanlage der Agrargenossenschaft befindet, soll den Besuchern von 11 bis 17 Uhr Landwirtschaft zum Anfassen geboten werden.

Zum Programm gehören Feldrundfahrten mit einem Schlepper und umgebauten Viehanhänger, Besichtigung des Kuhstalls, Ausstellung von moderner und alter Technik, Kinderspaß und -animationen, Musik sowie reichlich Speis und Trank. Mit dabei sind die Jagdgenossenschaft und der Geflügelzuchtverein mit Ausstellungen sowie die Mitglieder vom Museumshof „Ernst Koch“, die buttern und Kuchen zum Kaffee anbieten.

Zudem können sich Interessenten unter fachkundiger Führung die Funktion der Biogasanlage erklären lassen und einen Schluck frische Automaten-Milch genießen. Letzteres jedoch nur, „wenn die Italiener rechtzeitig liefern“, sagt Jörg Weidemann und fügt hinzu: „Dann wird zum Hoffest ein nigelnagelneuer Milchautomat präsentiert.“

Täglich warte der Betriebschef auf den Lkw aus Italien, der drei neue Automaten nach Silstedt bringt. „Sie sind für Märkte in Goslar, Harlingerode und Blankenburg bestimmt.“ Wie Jörg Weidemann versichert, gebe es noch weitere Anfragen, um mit der Automaten-Milch zu expandieren. „Doch eins nach dem anderen“, so der Landwirt und betont: „Erst einmal wollen wir feiern.“