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Modellbau Ein Verein kämpft ums Überleben

Die Mitglieder von RC Cars Wernigerode haben viel in ihr neues Gelände investiert. Doch ihr Bauantrag droht zu scheitern.

Von Ivonne Sielaff 13.08.2016, 01:01

Wernigerode l „Langsam habe ich das Gefühl, dass es nicht gut für uns endet.“ Torsten Haberlag ist Chef des Wernigeröder Vereins RC Cars. Und inzwischen verliert er seinen Optimismus. Es war kein gutes Jahr für ihn und seine 24 Mitstreiter. Zuerst wurde ihnen der Pachtvertrag für das Vereinsgelände am nördlichen Stadtrand an der Hasseröder Straße gekündigt. Dort, wo vor ein paar Monaten noch einmal wöchentlich ferngesteuerte Modellautos ihre Runden drehten, entsteht jetzt eine neue Firma.

Händeringend suchten die Vereinsmitglieder ein neues Domizil. Ob Wiese, Feld, Acker – das war den Fans der Mini-Flitzer egal. „Hauptsache draußen“, sagt Torsten Haberlag. „Denn die Halle ist nur eine Notlösung für unsere Autos – für den Winter.“

Nach drei Monaten Suche und mit Unterstützung der Stadtverwaltung schließlich die gute Nachricht: Es gebe eine Fläche im Gewerbegebiet „Smatvelde“. Torsten Haberlag und seine Mitstreiter griffen sofort zu, pachteten das Gelände. „Wir haben ein reines Feld übernommen.“ Es musste begradigt, die Wege und Fahrerlager geschottert werden. Etliche Wochenendeinsätze liegen hinter den Vereinsmitgliedern. Ohne die tatkräftige Unterstützung des PTP Kranservice und des Wernigeröder Baumaschinenzentrums hätte der Verein die Arbeiten nicht stemmen können. Außerdem wurde Geld gesammelt. „Denn die Ausgaben für Material sind nicht ohne.“ Eine Auflage ist die Umzäunung des Geländes – weitere Kosten, die der Verein zu tragen hat.

Das Herzstück der neuen Anlage soll die Rennstrecke werden – insgesamt 400 Meter lang und vier Meter breit. „Wir wollten Kunstrasen auslegen, dann müssen wir die Strecke nicht jedes Jahr wieder herrichten.“ Ziel der Modellautofahrer war es, im September die ersten Rennen auf der neuen Bahn zu fahren.

Doch dann kam der Rückschlag. „Von der Kreisverwaltung wurde uns mitgeteilt, dass eine Baugenehmigung samt Lärmgutachten notwendig ist. Dazu kam, dass sich herausstellte, dass das Vereinsgelände fünf Meter zu nah an der vierspurigen B 6 liegt. „Das sind so viele Hindernisse, und wir sind doch nur ein kleiner Verein“, sagt Haberlag.

Die Errichtung, Änderung oder Nutzungsänderung einer Anlage bedürfe einer Baugenehmigung, bestätigt Jessica Fiedler von der Pressestelle der Harzer Kreisverwaltung. Das schreibe die Bauordnung des Landes vor. „Der Antragsteller muss einen prüffähigen Antrag stellen.“ Wenn dem Bauvorhaben keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen, könne die Genehmigung erteilt werden, so Jessica Fiedler.

Knackpunkt für den Verein ist das Lärmschutzgutachten. Die nächste Wohnbebauung befindet sich in 500 Meter Entfernung. Das Problem: „Lärmquellen wie Modellfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren erzeugen keinen gleichbleibenden Lärm“, so die Verwaltungsmitarbeiterin. „Einflussfaktoren sind die verwendeten Motoren, Leistungsgrößen, Schalldämpfer, Anzahl der Fahrzeuge, Fahrweise und Nutzungszeiten.“ Der Schutzanspruch der Nachbarschaft vor Lärmeinwirkungen eines Freizeitvereins habe Vorrang.

Jessica Fiedler macht dem Verein wenig Hoffnung. Der Schallleistungspegel dürfe einen Wert von 98 Dezibel nicht überschreiten. Der Verein müsse nachweisen, dass er mit seinen Fahrzeugen darunter liegt. Aber selbst dann sei das Vorhaben „nur unter erheblichen Einschränkungen“ möglich: maximale zulässige Schallpegelleistung für die Modellfahrzeuge, Dokumentation der Fahrzeiten, zeitliche Beschränkungen der Gesamtfahrzeit und Einschräkungen an Sonn- und Feiertagen sowie zu Tageszeiten mit besonderer Empfindlichkeit.

Torsten Haberlag und seine Vereinskollegen wollen nicht aufgeben. Noch nicht. „Wir wollen versuchen, die Frist für die Abgabe des Bauantrages nach hinten zu verschieben“, informiert der Vereinschef. Mehrere Sachverständige für das Lärmschutzgutachten seien bereits angefragt worden. Nur die Gebühr für den Experten bereitet Torsten Haberlag Kopfzerbrechen. „Da werden mehrere tausend Euro fällig.“ Die Mitglieder der RC Cars hoffen nun auf die Unterstützung von Sponsoren.

Wer dem Verein helfen will: www. rc-car-wernigerode.de