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Motorradunfälle Das Risiko fährt im Oberharz immer mit

Ein Paradies für Motorradfahrer - und Unfallschwerpunkt. 2019 starben sechs Biker. Deshalb sieht die Polizei genauer hin. Ein Blick nach Hasselfelde.

Von Holger Manigk 15.09.2019, 13:57

Hasselfelde l Berg- und Talfahrten, rasante Kurven und Spitzkehren unter strahlend blauem Himmel – der Oberharz macht am Wochenende seinem Ruf als Magnet für Motorradfahrer alle Ehre. Die müssen sich am Sonnabend auf verstärkte Polizeikontrollen gefasst machen: Bei der Aktion „Sicher durch den Harz“ überprüfen 25 Beamte des Harzer Reviers, unterstützt von der Verkehrswacht Harzkreis und den Polizeiinspektionen Stendal und Magdeburg, insgesamt 153 Biker im Stadtgebiet sowie auf dem Steilstück der Bundesstraße 27 zwischen Blankenburg und Hüttenrode.

„Unser Fokus liegt einerseits auf Geschwindigkeits-kontrollen – denn überhöhtes Tempo bleibt die Unfallursache Nummer eins“, erläutert Projektleiter Sebastian Fabich an der Kontrollstelle im Hasselfelder Ortsteil Rotacker. Laut dem 30-jährigen Polizeikommissar sind es meist Motorrad-Touristen, die in Unfälle verwickelt werden. „Viele der Auswärtigen sind ortsunkundig und überschätzen sich – keine gute Kombination.“ Am Ende des Tages registrieren die Beamten acht Geschwindigkeitsverstöße – unrühmlicher Spitzenreiter ein Harzer, der mit 180 Kilometern pro Stunde statt der erlaubten 100 über die B 242 zwischen Siptenfelde und Günthersberge donnert.

Zweiter Schwerpunkt der Kontrollen: die Maschinen selbst. „Wir achten besonders auf die Lautstärke, Manipulationen an der Auspuffanlage, das Profil der Reifen, Bremsen und Beleuchtung“, berichtet Fabich. Die Polizisten stellen bei der Aktion 29 Verstöße gegen die Straßenverkehrszulassungsordnung fest.

So sei bei vielen Zweirädern neben technischen Mängeln etwa der Termin für die Hauptuntersuchung verstrichen oder die Kennzeichentafel nicht vorschriftsmäßig angebracht, berichtet ein Reviersprecher. In vier Fällen erlischt die Betriebserlaubnis. Zudem stellen die Beamten elf Mängelscheine aus, untersagen zwölf Motorrad-Piloten die Weiterfahrt und stellen zwei Maschinen an Ort und Stelle sicher.

„Dennoch wollen wir die Motorradfahrer nicht von den Straßen unserer Region verdrängen“, ergänzt Polizeirätin Anja Hempel. Bei der Aktion gehe es genauso um Dialog mit den Bikern, so die Leiterin des Revierkommissariats Wernigerode. Denn „Motorradfahren in den Harzer Bergen macht einfach Spaß“, wie Oliver Dirrwald sagt. Der Fahrlehrer und ehrenamtliche Mitarbeiter der Verkehrswacht rät dazu, „rücksichtsvoll, defensiv und vor allem vorausschauend“ zu fahren. Auf den Straßen im Oberharz ergäben sich – auch wegen vieler ortsunkundiger Autofahrer – häufig unübersichtliche Situationen.

„Sicher durch den Harz“ umfasst jedoch mehr als nur Kontrollen und Gespräche: Beim Biker-Gottesdienst im Kloster Drübeck gedenken am Sonnabendvormittag 80 Teilnehmer den 14 in diesem Jahr bei Unfällen in Sachsen-Anhalt verstorbenen Motorradfahrern, so Fabich. Für die Verkehrssicherheitsaktion arbeitet die Polizei des Bundeslandes seit zehn Jahren harzübergreifend mit der aus Thüringen und Niedersachsen zusammen.