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Öffnungszeiten Wochenmarkt macht früher dicht

Der Wochenmarkt gehört auf den Markt - aber von wann bis wann sollen die Händler vor dem Wernigeröder Rathaus stehen?

Von Ivonne Sielaff 23.08.2017, 01:01

Wernigerode l Schöner soll er werden, mit einem attraktiven Angebot. Und bloß nicht auf dem Nico soll er stattfinden – der Wernigeröder Wochenmarkt. Aber: Die Verkaufsstände auf dem Markt dürfen weder den Eingang der Touristinformation noch die Sicht auf das Rathaus verstellen. Brautpaare sollen hier ungestört ihre Trauung mit allem Drumherum genießen können.

Viele Interessen stoßen aufeinander, müssen abgewogen und in der neuen Marktsatzung berücksichtigt werden. Diese ist in den letzten Wochen in den Ausschüssen behandelt worden.

Das Streitthema Umzug ist bereits vom Tisch. Im Mai hatte die Idee von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos), den Wochenmarkt dauerhaft auf den Nicolaiplatz zu verlegen, für Unruhe in der Stadt gesorgt. Händler wehrten sich mit einer Unterschriftenaktion. Viele Wernigeröder bekundeten ihren Unmut mit Leserbriefen und Kommentaren auf dem Facebook-Portal der Harzer Volksstimme. Nach so viel Gegenwind ruderte die Verwaltung zurück. Der „patriotische Spruch: Der Markt bleibt auf dem Markt“ sei in die Satzung eingeflossen, informierte Ordnungsdezernent Volker Friedrich in der Sitzung des Ordnungsausschusses.

Darüber hinaus enthalte das neue Regelwerk „Hebel, die uns in die Lage versetzen, die Disziplin aller Marktbeteiligten zu erhöhen“, so Volker Friedrich weiter. Dabei geht es vor allem um die Kassierung der Standgebühr. Händler müssen das Geld künftig vierteljährlich und im Voraus überweisen, so Friedrich. Der Marktleiter bräuchte somit kein Bargeld mehr zu kassieren. Um die Attraktivität des Verkaufsstände zu erhöhen, wird eine rot-weiß-gestreifte Verkleidung vorgeschrieben.

Für Diskussionen sorgten die neuen Öffnungszeiten – nämlich dienstags und freitags von 8 bis 15 Uhr. „Damit wird die werktätige Bevölkerung ausgeschlossen“, kritisierte Jürgen Jörn (SPD) im Finanzausschuss. Bisher standen die Verkäufer an den Markttagen von 8.30 und 18 Uhr (März bis Oktober) beziehungsweise von 8 bis 16 Uhr (in den kälteren Monaten) vor dem Rathaus. Die neue Regel sei eine „drastische Einschränkung“, bemängelte im Ordnungsausschuss auch Siegfried Siegel (SPD). Reinhard Wurzel (CDU) entgegnete, die Öffnungszeiten seien mit den Händlern vereinbart worden und völlig ausreichend. Seine Parteikollegen Matthias Winkelmann, Michael Wiecker und André Weber pflichteten ihm bei.

„Das Problem ist, dass uns die Händler wegbrechen“, erläuterte Volker Friedrich die Notwendigkeit der Änderung. „Wir können sie nicht aufhalten. Irgendwann ist das Gemüse verkauft. Dann sagen die Händler tschüss, packen zusammen, und es herrscht Unruhe auf dem Markt.“ Das soll mit den neuen Zeiten vermieden werden. „Bis 15 Uhr müssen alle durchhalten, auch wenn die Erdbeeren alle sind“, so Friedrich. Es sei schwer, Verkäufer mit einem qualitativ hochwertigen Angebot zu finden, ergänzte Ordnungsamtschefin Anja Münzberg. „Und noch schwerer ist es, welche zu finden, die sich von 8 bis 18 Uhr hinstellen.“

Mit der Satzung sollten die Interessen der Stadt und nicht etwa die der Händler geregelt werden, merkte Siegfried Siegel an, der sich außerdem an der Wochenmarktpause zwischen dem 1. Advent und dem 6. Januar störte. „Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass hier private Interessen eine Rolle spielen“, sagte Siegel mit Blick auf den Wintermarkt, der im Anschluss an den Weihnachtsmarkt - also nach den Feiertagen und bis in den Januar hinein – stattfindet.

Siegels Vorschläge, die Wochenmarktpause bis zum 26. Dezember zu verkürzen sowie die Öffnungszeiten generell auf 16 Uhr zu verlängern, fanden in der Ausschusssitzung keine Mehrheit. Das letzte Wort hat der Stadtrat, der am Donnerstag über die Wochenmarktsatzung abstimmt.