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Oldtimer Zeitreise mit luxuriösem Flair

Björn Rosenberg ist Chef des HKK-Hotels in Wernigerode und zählt einen Studebaker President von 1936 zu seinem Fuhrpark.

Von Katrin Schröder 07.09.2017, 01:01

Wernigerode l Der schwarze Lack glänzt in der Morgensonne, die Weißwandreifen sind ohne Makel, ein dezentes Tüchlein schmückt den Rückspiegel. Der Studebaker President ist in Topform – und hat dabei mehr als 80 Jahre auf dem Buckel. „Er ist unser ältester Mitarbeiter“, sagt Björn Rosenberg, Direktor des Harzer Kultur- und Kongress-Hotels, über den Oldtimer. Doch während andere mit Baujahr 1936 längst in Ruhestand sind, erlebt der Studebaker seinen zweiten Frühling.

Dafür hat Björn Rosenberg gesorgt. Der Wernigeröder ist Autonarr seit seiner Jugend. „Alles, was dröhnt und röhrt und hupt, das ist meine Welt“, sagt der 40-Jährige. Mit elf Jahren bekam Rosenberg seine erste Schwalbe. Heute ist er leidenschaftlicher Motorradfahrer und Motorsportfan – ebenso wie der Rest seiner Familie.

Auf den Studebaker stieß er durch Zufall, berichtet der Direktor. Vor sieben Jahren übernahm die Hotelgesellschaft das Hotel am Stadtpark in Wilhelmshaven. Zum Haus gehört unter anderem eine geräumige Garage, die mit Möbeln und Trödel vollgestellt war. Mittendrin: der Studebaker. „Es war wie im Film. Es fehlte nur noch, dass ein Huhn aus dem Wagen hüpft“, erinnert sich Rosenberg.

Der automobile Schatz, der mindestens 20 Jahre auf dem Abstellgleis verbracht hatte, wurde geborgen und zur Rundum-Frischzellenkur in eine Oldtimer-Werkstatt nach Oldenburg gebracht. Dort wurde binnen eines Jahres unter anderem der Motor generalüberholt, alle Dichtungen wurden ausgetauscht. Doch bei den Kolben kapitulierten die Mechaniker, Kollegen aus Dresden, die sich auf US-Oldtimer spezialisiert haben, übernahmen und brachten den Wagen zu, Laufen. Pannen gab es zwar immer noch. Bei der jüngsten Rathaus-Rallye sei er zum Beispiel nicht weit gekommen, berichtet Björn Rosenberg. „Doch jetzt schnurrt er wie ein Kätzchen.“

Schwierig ist die Suche nach Ersatzteilen – auf dem Markt sind sie nicht mehr zu finden. Rosenberg suchte Kontakt zu Studebaker-Fanclubs in Schweden und den USA. „Keiner konnte bisher helfen.“ Dafür erfuhr der Hotelchef, dass es weltweit nur noch zwei Exemplare der Luxuskarosse gibt. Für Björn Rosenberg steht ohnehin fest: „Der Studebaker ist etwas Besonderes.“

Damit ist er genau der Richtige für den schönsten Tag im Leben. Der Oldtimer dient dem HKK-Hotel als Hochzeitskutsche – mit dem Chef am Steuer. „Nur ich fahre diesen Wagen“, betont Björn Rosenberg. Fünf Hochzeitspaare habe er bisher chauffiert. „Die letzte Braut wollte gar nicht mehr aussteigen.“ Das liegt zum einen an der edlen Ausstattung – die Sitze, in denen man versinkt, sind mit cremefarbenem Stoff bespannt, ebenso die Wände und sogar die Türgriffe. Zum anderen sei eine Fahrt mit dem Studebaker nicht nur eine Zeitreise, sondern auch Entschleunigung pur „Der Wagen läuft so sanft und geschmeidig. Man sitzt wie in einer Sänfte.“

Mit 100 bis 120 Kilometer pro Stunde kann die 120 PS starke Sänfte jedoch ganz schön Fahrt aufnehmen. Es sei erstaunlich, auf welchem Stand die Technik bereits im Jahr 1936 gewesen sei, sagt Rosenberg. „Der Wagen hat sogar einen Tempomat – zwar per Seilzug, aber es funktioniert.“

Wo immer der Hotelchef mit dem „Präsidenten“ auftaucht, sorgt er für Aufsehen. Manchmal stellt er den Wagen im Saalfoyer aus – zur Freude der Gäste, die in den Konferenzpausen die Rarität auf vier Rädern bewundern. Beim Ball der Wirtschaftsjunioren im Oktober will er den Studebaker wieder zeigen. Das Tüpfelchen auf dem I fehlt allerdings. „Wir suchen händeringend nach einer Kühlerfigur,“, sagt Björn Rosenberg.