1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Blankenburgs Briefmarken-Forscher

Philatelie Blankenburgs Briefmarken-Forscher

Einst Hobby für jedes Kind, bald nur noch teures Spielzeug für Experten? Ein Harzer Philatelist erklärt die Faszination von Briefmarken.

Von Holger Manigk 09.02.2020, 00:01

Blankenburg l Was die Faszination Briefmarke ausmacht? „Ihr unheimliches Bildungspotenzial: Landschaft, Politik, Musik – es gibt kein Thema, das die Marken nicht abbilden“, sagt Dietrich Ecklebe. Der Blankenburger hortet aber nicht nur die Postwertzeichen, sondern auch Stempel, Karten und ganze Briefe. „Philatelie ist viel mehr als nur Briefmarken-Sammeln, fast eine Universal-Wissenschaft“, meint der 72-Jährige.

Derzeit bereitet er sich auf einen Höhepunkt seines Sammler- und Forscherlebens vor: Die Naposta in der Ohrelandhalle in Haldensleben vom 13. bis 16. Februar. Es ist die erste Nationale Postwertzeichen-Ausstellung in Deutschland seit 2009, diesmal mit Ecklebe als Jury-Mitglied.

„Gemeinsam mit Alfred Schmidt, Präsident der Bundes Deutscher Philatelisten, bewerte ich die Beiträge in der Kategorie ‚philatelistische Literatur‘“, erläutert der ehemalige Gymnasiallehrer. Eine Premiere für ihn: Bislang war er nur als Aussteller, aber nie als Juror auf der wichtigsten Ausstellung für Sammler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Mehr als 80 Bücher und andere Exponate seien für den Wettbewerb allein in seiner Sparte eingereicht worden. „Da dauert es wesentlich länger als bei einem Ausstellungstück mit Briefmarken, ein Urteil zu fällen“, berichtet Ecklebe.

Er gilt als ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet, referierte schon auf internationalen Fachkonferenzen – etwa 2017 in Erfurt zum Thema Briefmarken als Geschichtsquelle. Zudem hat er bereits in sieben Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum mehr als 600 Artikel veröffentlicht, war 18 Jahre lang Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Philatelisten, bis dieser im Nordost-Verband aufging.

Den gebürtigen Thalenser selbst habe die Sammel-Leidenschaft ganz klassisch als Kind gepackt. „Es gab in den 1950er Jahren keine E-Mails und kaum jemand hatte ein Telefon – also waren Briefe die übliche Kommunikationsform“, beschreibt Dietrich Ecklebe, wie er und viele andere Jugendliche damals „Blut am Sammeln geleckt haben“. 1957 sei er schließlich dem Briefmarkenverein in Thale beigetreten. Ecklebe ist immer noch Mitglied des Clubs, der inzwischen mit dem in Blankenburg fusioniert ist.

Daran lässt sich ein Problem der Philatelisten erkennen: „Jugendliche haben heute ein viel größeres Freizeitangebot als ich damals und kaum noch Kontakt zu Briefen und Briefmarken – deshalb lässt das Interesse nach“, so Ecklebes Einschätzung. Er sei aber überzeugt, dass die Philatelie – zumindest in Expertenkreisen – überleben wird. Das zeigten die Preise, die immer wieder auf Auktionen geboten würden – so wechselte die teuerste Marke der Welt, die gerade mal etwas mehr als Daumenabdruck-große „British Guiana 1cent magenta“ von 1856 bei einer Versteigerung in New York 2014 für rund sieben Millionen Euro den Besitzer.

Das Interesse von Schülern möchten Ecklebe und seine Mitstreiter mit Broschüren unter dem Titel „Briefmarke + Bildung“ neu wecken. „Sie sind absolut vielseitig, können im Geografie-, Geschichts- und Musikunterricht eingesetzt werden“, wirbt der Philatelist und hebt einen weiteren Vorzug seiner Leidenschaft hervor: „Ein Exponat ist nie ‚fertig‘. An meinem eigenen Lieblingsstück zu Weltkulturerbe-Stätten arbeite ich seit Jahrzehnten.“