1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Für Oper verzichtet er auf griechische Sonne

EIL

Schlossfestspiele Für Oper verzichtet er auf griechische Sonne

Darko Djordjevic aus Serbien ist Solist bei den Wernigeröder Schlossfestspielen.

Von Ivonne Sielaff 23.08.2016, 01:01

Wernigerode l Normalerweise würde sich Darko Djordjevic jetzt in Griechenland die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Stattdessen steht er bei der Festspiel-Oper „Der Freischütz“ als Ottokar auf der Bühne. „Meine Agentin hat mir von der Rolle bei den Wernigeröder Schlossfestspielen berichtet.“ Zwei Stunden lang habe er überlegt, dann seine Pläne für den Sommer komplett umgeworfen. „Das hier ist viel besser, als bei 40 Grad am Strand zu liegen“, sagt er lachend.

Darko Djordjevic ist in Serbien zuhause, singt dort am Nationaltheater Belgrad. Obwohl die Musik ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet, entschied er sich erst relativ spät für eine Karriere als Opernsänger. „Ich hatte bereits als Kind Klavierunterricht, habe gern gesungen. Aber mich hat immer das Ganze interessiert, nicht nur die Melodie, sondern der Sound – das was über und unter der Melodie liegt. Das ist ein ganz eigenes Universum.“ Deshalb studierte nach der Schule Musiktheorie und arbeitete danach einige Jahre lang als Musikdirektor beim staatlichen Radio.

Doch die Arbeit füllte ihn irgendwann nicht mehr aus. Er kündigte, fing als Chorsänger am Nationaltheater an. „Ein Kollege hat mein Talent erkannt und mich ermutigt, Gesang zu studieren.“ Er sei im Chor eigentlich zufrieden gewesen. „Es hat Spaß gemacht. Doch ich wollte mehr.“ Sechs Jahre Studium und dann der große Durchbruch: Die Hauptrolle als Nikola Tesla in der Oper „Violet Fire“ von John Gibson. Sogar in Brooklyn gastierte er mit dem Stück. „In kurzer Zeit hatte ich soviel erreicht. Ich war so stolz auf mich.“ Erfolge feierte der Tenor später in „Der Barbier von Sevilla“, „Les Miserables“, „Die Liebe zu den drei Orangen“ und „Lucia di Lammermoor“.

Auf sein Alter angesprochen, wird der sonst so fröhlich wirkende Sänger plötzlich nachdenklich. „Was ist schon Alter? Nur eine Zahl. Man ist doch so jung, wie man sich fühlt. Und ich fühle mich sehr jung.“ Die Jugoslawien-Kriege hätten ihm zehn Jahre seines Lebens gestohlen, sagt der 47-Jährige. Viele andere hätten ihr Leben verloren. Nein, er ist nicht verbittert – im Gegenteil. „Ich hatte doch Glück. So wie ich jetzt lebe, wollte ich immer leben. Ich bin ein glücklicher Mensch.“