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Schüsse Wildernde Jungbullen erschossen

Fünf entlaufene Jungbullen sind am Jägerfleck bei Benneckenstein erschossen worden. Die Tiere waren nicht zu fangen.

Von Jürgen Kohlrausch 03.06.2016, 23:01

Benneckenstein l Geschossen worden ist am Jägerfleck bei Benneckenstein früher öfter. Bis 1989 verlief dort die mit Waffen bewachte deutsch-deutsche Grenze. Zuvor war sicher auch mal dieser oder jener Wilddieb, die in Benneckenstein Tradition haben, aktiv. Diesmal jedoch war es eine Notaktion im öffentlichen Interesse.

Fünf Rinder wurden erschossen, um etwaige Unfälle auf der nahen Bundesstraße 4 und anderen Straßen zu verhindern. Sie waren bereits zweimal von Weiden des Bauernhofes von Karl-Heinz Katzer in Benneckenstein entlaufen. Jetzt machten die freiheitsliebenden Rinder seit Pfingsten die Gegend unsicher. Es handelte sich um sogenannte Jungbullen der Rasse Galloway, die trotz ihrer Jugend gehörig Gewicht auf die Wage bringen und vom Temperament auch durchaus angriffslustig werden können. Was für sie normales Herdenverhalten oder Abstecken des eigenen Sicherheitskreises ist, kann für unbedarfte Wanderer gefährlich sein - von der Gefahr für Rad- und Autofahrer gar nicht zu reden. Versuche, die fünf Bullen einzufangen und auf die heimische Weide oder in einen Stall zu bringen, schlugen fehl.

Deshalb hat sich Karl-Heinz Katzer entschlossen, die Notbremse zu ziehen und die Tiere schlachten zu lassen, was hier heiß: zum Abschuss freizugeben. Die nötige Genehmigung dafür von der Harzkreisverwaltung in Halberstadt zu bekommen, so hieß es, sei beinahe noch schwieriger gewesen als das Einfangen der Rinder. Doch schließlich waren alle Papiere zusammen. Lutz Jaeger aus Schierke, Schießstandsachverständiger im Gesamtvorstand des Landesschützenverbandes, übernahm die Aufgabe und erledigte sie.

Die so mit dem Tod beendete Flucht der Tiere sei allerdings eine Ausnahme, teilte die Kreisverwaltung Harz auf Nachfrage mit. Dass Kühe offenbar die Freiheit lieben und immer mal wieder ausbüxen, sei so selten nicht im Harzkreis. Auch, dass man sie nur schwer wieder einfangen kann, komme vor. Ausnahmsweise geschossen werden müssten flüchtige Rinder nur etwa ein- bis zweimal pro Jahr.

Manchmal kommen sie sogar selbst wieder zurück. Wie jene kleine Herde, die vor Jahren rund um die Westernstadt bei Hasselfelde mitten auf den Feldern weidete und einfach nicht zu fangen war. Bis sie nach Wochen fast freiwillig in den angestammten Stall trottete.

Die von Bürgern kaum bemerkte Bullenjagd bei Benneckenstein hat inzwischen neben der wiederhergestellten Verkehrssicherheit auch noch einen anderen positiven Effekt. Karl-Heinz Katzer kündigte an, einen Teil des Fleisches für ein deftiges Gulasch beim Kinder- und Sommerfest zu spenden. Das Fest wird am heutigen Sonnabend ab 11 Uhr im Benneckensteiner Wilhelm-Schmidt-Park gefeiert.