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Schulspeisung Assiettenessen in der Kritik

Die angespannte Lage der Diesterweg-Grundschule in Wernigerode beim Mittagessen hat sich gelockert. Dafür ist ein neues Problem aufgetreten.

Von Julia Bruns 25.01.2018, 00:01

Wernigerode l Essen in sechs Etappen und das im Eiltempo: Das gehört in der Diesterweg-Grundschule in Wernigerodes Zentrum mittlerweile der Vergangenheit an. Seit Ende November nehmen die vierten Klassen in einem Raum im Erdgeschoss ihr Mittagessen ein, nachdem die Volksstimme über die prekäre Essenssituation in dem 45 Quadratmeter Flachbau auf dem Schulhof berichtet hatte. Dieser dient seit einigen Jahren als Lokalität für die Schulspeisung.

„Die Portionen sind manchmal etwas klein“, sagt eine Küchenfrau, die gerade die Assietten in den Raum bringt, um die Ausgabe vorzubereiten. Die übernehme sie nicht. Sie ist nach wie vor mit einer Kollegin in dem kleinen Flachbau auf dem Schulhof im Einsatz. „Es ist definitiv deutlich entspannter als noch vor einigen Wochen“, sagt sie. „Aber mir tun die Kinder leid.“ Sie könnten keinen Nachschlag erhalten, da das Essen vorverpackt angeliefert und ausgereicht wird.

Die Ausgabe übernimmt Schulleiterin Ingrid Mehlhorn persönlich. „Die Eltern zahlen dasselbe wie die Eltern der Kinder, die in dem Flachbau essen. Die Viertklässler können aber im Gegensatz zu den anderen Kindern keinen Nachschlag erhalten“, sagt sie. „Die Portionen in den Assietten sind teilweise winzig.“ Sie berichtet von einem Klecks Grießbrei mit Kirschen. Drei Klassen essen in dem Raum, der früher ein Klassenraum war und in dem die ersten Klassen Förderstunden erhalten in Freistunden, wenn beispielsweise das Wetter schlecht ist und nicht draußen gespielt werden kann. 22 bis 24 Unterrichtsstunden erhalten die ersten Klassen, 30 Stunden pro Woche müssen sie in der Schulzeit, die 13 Uhr endet, betreut werden.

Nun essen 45 Kinder in dem Raum. Sie sind erstaunlich geduldig und ruhig. „Mein Bruder sagt, früher konnten die Kinder alle zusammen oben essen, da war richtig viel Platz“, berichtet ein Junge der Volksstimme. Wie alt sein Bruder sei? „24 Jahre alt ist er jetzt geworden“, sagt der Schüler stolz. Das Essen schmecke auch aus der Assiette recht gut. „Stimmt nicht“, entgegnet das Mädchen gegenüber. „Die Fischstäbchen waren neulich total aufgeweicht. Ich bestelle bald ab.“ Einige Familien hätten bereits bei der Stadtküche gekündigt wegen des Assiettenessens, berichtet Ingrid Mehlhorn.

Kreisverwaltung und Stadtverwaltung wollen in den nächsten Monaten ein Großprojekt für Diesterweg-Grundschule und die benachbarte Müntzer-Sekundarschule auf den Weg bringen: Unter dem Projekttitel „Mensa unter den Zindeln“ könnte in den nächsten Jahren ein angemessener Speisesaal für beide Bildungsstätten entstehen.

Das bestehende Gebäude soll mittels Modulbauweise erweitert werden. Die Fläche würde mit 110 Quadratmetern mehr als verdoppelt. Kreis und Stadt würden bei dem Projekt Hand in Hand arbeiten – sowohl beim Grundstück, das der Kreis zur Verfügung stellen müsste, als auch in punkto Kosten, denn diese würden geteilt. Angestrebt sei, recht zügig Geld im Haushalt einzuplanen, damit die jetzigen Erstklässler noch die neue Mensa kennenlernen können.