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Senioren Bänke bald Thema im Rathaus

Der Ärger der Senioren über die abgebauten Bänke in Wernigerode ist groß. Nun wird ein neuer Standort geprüft.

Von Julia Bruns 06.06.2017, 01:01

Wernigerode l Die vier Bänke, die im März am Platz des Friedens in Wernigerode abgebaut wurden, bewegen die Volksstimme-Leser. Siegrid Rummert, Leiterin des benachbarten Seniorenzentrums „Burgbreite“ unterstützt die 77-jährige Lilo Krüger, die öffentlich dafür eintritt, dass die Bänke wieder aufgestellt werden. „Seitdem die Bänke weg sind, setzen sich die Senioren auf die Treppen und die Steinkanten vor unserem Heim. Das ist unfassbar“, sagt sie. „Unsere Bewohner haben es bequem im Haus, sie sind nicht betroffen. Es geht um die Älteren, die in der Burgbreite leben und sich selbst versorgen.“ Die Bänke in der Bert-Heller-Straße, auf die die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW) als Alternative verweist, seien ihr zufolge kein adäquater Ersatz. „Die Bert-Heller-Straße ist vielbefahren. Der Platz des Friedens wurde extra barrierefrei und rollstuhlgerecht ausgebaut“, so die Heimleiterin.

Indes tut sich was in der GWW-Zentrale am Platz des Friedens. „Wir werden eine Lösung finden“, sagt Chefin Kirsten Fichtner auf Nachfrage. „Wahrscheinlich nicht an derselben Stelle vor den Arztpraxen, aber an einem anderen Standort am Platz des Friedens.“ Gemeinsam mit der Stadt werde ein geeigneter Standort geprüft. Das Wohl der Senioren liege der GWW-Chefin am Herzen. Wichtige Frage, die geklärt werden müsse, sei die Reinigung und Instandhaltung der Bänke und des umliegenden Areals. Kirsten Fichtner sieht in diesem Punkt auch die Stadt in der Pflicht. Bisher seien die Kosten von den Gewerbetreibenden getragen worden, darunter Ärzte, eine Physiotherapie und ein Hörgeräteakustiker.

Dass die Bänke auch von Jugendlichen aufgesucht wurden, kann auch Siegrid Rummert bestätigen, die das Gelände beinahe täglich vor Augen hat. „Natürlich sitzen dort Jugendliche, die auch Unfug machen“, bestätigt sie. „Aber dafür sind sie Kinder. Und die Papierkörbe an den Bänken wurden schon lange vorher abgebaut.“

„Nicht nur dort, auch an vielen anderen Stellen in der Stadt sind Bänke nicht mehr ersetzt oder entfernt worden“, meldete sich Margarete Koptik am Lesertelefon zu Wort. „Auf dem Altstadtkreisel und am Seigerhüttenweg sind Sitzgelegenheiten verschwunden. Und in der Schmatzfelder Straße, Ecke Schreiberstraße wäre ein guter Platz für eine Bank“, findet die 88-Jährige.

Auch Brigitte Bartel meldete sich zum Verschwinden der Bänke. Für einen Zahnarzttermin war die Rentnerin aus dem Stadtfeld Richtung Burgbreite aufgebrochen. Sie wollte sich vorher auf einer Bank ausruhen – und wurde enttäuscht. „Für uns Rentner sind die Bänke wirklich wichtig“, so die 74-Jährige. Vor ihrem nächsten Zahnarzttermin habe sie schon Angst. Nicht etwa vor dem Zahnarzt, sondern davor, dass sie nicht weiß, wo sie sich ausruhen kann, wenn sie erschöpft ist.

Ernst nimmt das Anliegen auch Sozialdezernent Christian Fischer (CDU). „Ich nehme das Thema mit in die Dezernentenrunde am Dienstag“, versprach er. Tobias Kascha, Leiter des Oberbürgermeisterbüros im Rathaus, habe selbst festgestellt, dass Sitzgelegenheiten entfernt wurden, zum Beispiel in der Marktstraße für den Sachsen-Anhalt-Tag 2014.