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Senioren Frust und Freude über Ersatzbänke

Zwei Bänke hat die Wernigeröder Stadtverwaltung auf dem Platz des Friedens aufgestellt. Doch den Erfolg hat die Lösung nicht gebracht.

Von Julia Bruns 13.06.2017, 01:01

Wernigerode l Das Ringen um die Bänke in der Wernigeröder Burgbreite geht in die zweite Runde. Die Stadtverwaltung hat Wort gehalten und bereits am Donnerstag zwei Sitzbänke auf dem Platz des Friedens aufgestellt, wie Sprecher Tobias Kascha mitteilte. Doch das Problem scheint für die Senioren damit nicht gelöst: So haben sich mehrere Leser in der Volksstimme-Redaktion zu Wort gemeldet, die den Standort gegenüber der Ganztagssekundarschule „Burgbreite“ kritisieren.

Die Bänke waren auf halber Strecke zwischen Karl-Marx-Straße und Kaufhalle wesentlich sinnvoller positioniert, schreibt Thomas Siebler in seinem Leserbrief. Sie erfüllen an der jetzigen Stelle „in keiner Weise die Funktion der Bänke an den alten Standorten“.

Die 77-jährige Anwohnerin Lilo Krüger, die sich öffentlich dafür eingesetzt hatte, dass die Bänke auf den Platz des Friedens zurückkehren, zeigte sich ebenso enttäuscht über die Lösung. „Deshalb habe ich mich nicht dafür engagiert“, sagte sie am Lesertelefon. Die Sitzgelegenheiten seien nicht seniorengerecht, da sie zu niedrig seien und über keine Rückenlehne verfügten. Auch sie findet, dass der Standort falsch gewählt wurde. So müsse sie nach wie vor beim Friseur einen Stopp einlegen, um sich auf dem Weg zum Edeka zu erholen.

Am Platz des Friedens hat derweil Rentnerin Inge Wöllmann Probe gesessen. „Ich bin extra zeitig von der Albert-Einstein-Straße einen Umweg gegangen, weil ich mich hier wieder ausruhen kann“, sagte die 86-Jährige, die unterwegs zur Physiotherapie war. „Ich finde, sie sind hier gut aufgehoben. Dass eine Lehne fehlt, stört mich nicht. Aber eine weitere Bank zwischen Schule und Kaufhalle wäre trotzdem wünschenswert.“ Sie habe nie daran gezweifelt, dass die Stadtverwaltung die Bänke wieder aufbaut. „So böse kann man gar nicht sein, den Senioren die Bänke wegzunehmen und dann nicht wieder aufzustellen“, so die ehemalige Krankenschwester.

Die vier Sitzbänke am Platz des Friedens 2 waren im März von der Stadtverwaltung in Abstimmung mit dem Grundstückseigentümer, der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW) abgebaut worden. Als Grund nannte GWW-Chefin Kirsten Fichtner Beschwerden der Gewerbetreibenden.

Am Platz des Friedens befinden sich mehrere Ärzte, Physiotherapie-Praxen, ein Friseur und ein Hörgeräteakustiker. Sie bestätigen, dass es speziell in den Abendstunden zu regelrechten Exzessen rund um die Bänke gekommen sei. Bierflaschen, Zigarettenkippen und Müll habe man regelmäßig auf dem Areal morgens einsammeln müssen. Ein Anlieger habe sogar auf der Videoüberwachung Drogenkonsum beobachten können. Seitdem die Bänke verschwunden sind, sei es deutlich ruhiger. Jedoch würden sich immer noch Gruppen treffen, und stattdessen auf den Mauersimsen an den Geschäften sitzen.

Das Thema Bänke ist derweil auch bei der Seniorenvertretung in Wernigerode angekommen. Bereits am 2. Juni habe sie das Anliegen in einer Vorstandssitzung angesprochen, sagte die Vorsitzende Rita Ahrens. „Wir haben einstimmig entschieden, uns dem Problem anzunehmen.“ Am heutigen Dienstag treffen sich Mitglieder der Seniorenvertretung mit Vertretern der Stadtverwaltung. „Wir möchten die Angelegenheit komplex beraten und alle Hinweise aufnehmen.“

Der Leiter des Oberbürgermeisterbüros, Tobias Kascha begrüßt, dass sich die Seniorenvertretung einbringt. Dass der Standort in der Burgbreite verbesserungswürdig ist, streite er nicht ab. „Es handelt sich um eine Übergangslösung. Wir wollten schnell reagieren“, so Kascha. Die Bänke wurden ausgewählt, weil sie so schwer sind, dass sie nicht weggetragen werden können. „Und sie haben keine Lehne, damit sich ein bestimmtes Klientel nicht auf die Lehne setzen kann“, erklärt er. „Wir wollen die Situation in Wernigerode in den nächsten Wochen genau analysieren. An manchen Stellen in der Stadt gibt es wenig bis keine Bänke, an anderen sehr viele.“