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Service Niemand will samstags ins Bürgerbüro

Die Online-Terminvergabe für das Wernigeröder Bürgerbüro ist bisher gefloppt. Termine für den Samstag wurden nicht angefragt.

Von Ivonne Sielaff 26.09.2018, 01:01

Wernigerode l Braucht Wernigerode ein Bürgerbüro, das auch Samstag geöffnet hat? Laut Verwaltung – ein klares Nein. „Wir haben Null Resonanz“, so Ordnungsamtschefin Anja Münzberg.

Seit dem Sommer testet die Verwaltung ein neues Angebot – auch um den Bedarf für eine Samstagöffnung auszuloten. Die Wernigeröder können online über die Internetseite der Stadt Termine vereinbaren, um beispielsweise einen neuen Ausweis zu beantragen oder den Wohnort umzumelden. Dabei besteht auch die Möglichkeit, eine Wunschzeit anzugeben. Mehrere Anfragen für Termine außerhalb der Öffnungszeiten könnten gebündelt auf einen Sonnabend gelegt werden.

Doch bisher hat kaum jemand von dem Internet-Angebot Gebrauch gemacht, so die Amtschefin. „Wir hatten seit Juli gerade einmal sechs Nutzer.“ Und keine einzige Anfrage für einen Termin außerhalb der regulären Öffnungszeiten. „Wir lassen es testweise bis zum Jahresende laufen“, so Münzberg. „Aber man muss festhalten, dass es nicht auf Interesse gestoßen ist.“

Damit will sich Matthias Winkelmann nicht zufrieden geben. Der CDU-Mann und andere Stadträte setzen sich seit geraumer Zeit für eine Öffnung der Behörde am Sonnabend ein. Ihnen geht es dabei um mehr Bürgerfreundlichkeit. Eine mehrmonatige Testphase wurde von der Verwaltung abgeschmettert, man einigte sich stattdessen vorerst auf den Online-Kompromiss und eine Ermittlung des Bedarfs.

„Es ist ein Unterschied, ob ein Amt geöffnet ist oder ob man sich erst anmelden muss“, kritisierte Winkelmann jetzt im Ordnungsausschuss. „Da gibt es eine Hemmschwelle.“ Den tatsächlichen Bedarf könne man daran nicht ablesen. Deshalb sollten die Nutzer im Internet darauf hingewiesen werden, dass sie „gern auch Samstag kommen können“.

Problematisch sei, dass das Online-Portal alles andere als leicht zu finden sei, wie Sabine Wetzel festgestellt hat. „Ich habe jetzt fünf Minuten auf der Internetseite gesucht und das Formular nicht gefunden“, so die bündnisgrüne Stadträtin. Die Bürger würden das Angebot nicht nutzen, weil es nicht praktikabel sei. „Und wenn nicht ersichtlich ist, dass am Sonnabend offen ist, dann frage ich auch nicht danach.“

Eine regelmäßige Öffnung des Bürgerbüros am Sonnabend sei sehr aufwändig, hielt Anja Münzberg dagegen. 35.000 Euro an Sach- und Personalkosten schlagen dafür jährlich zu buche, das hatte sie bereits im Frühjahr ermitteln lassen. „Ich müsste da drei Leute hinsetzen für Kasse, Schalter und EDV – ohne zu wissen, ob jemand kommt.“ Das sei nicht leistbar.

„Sind wir nicht mehr in der Lage, unsere Arbeit und Ressourcen darzustellen?“, brauste Ordnungsdezernent Volker Friedrich auf. Für eine dauerhafte Samstagsöffnung habe er nun mal kein Personal. Zudem würde die Politik doch ständig von der Verwaltung fordern, Aufwand und Aufgaben zu reduzieren und zu sparen. „Und jetzt zusätzliche Öffnungszeiten? Da kann ich nicht mehr mit“, so Friedrich.

Ein Vorwurf, den Sabine Wetzel nicht auf sich sitzen lassen will. „Die Schuldzuweisung geht in die falsche Richtung. Wir sind nicht dafür da, um Einsparungen durchzusetzen.“ Es gehe auch nicht darum, die Mitarbeiter im Bürgerbüro „noch ein bisschen mehr zu beschäftigen“, so Wetzel. Als Stadträte seien sie aber für die Bürger gewählt worden. „Wir sollten deshalb bürgernah denken und uns dabei auf das konzentrieren, was wichtig ist.“