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Sicherheit Aus Sorge um Brandschutz gesperrt

Teile des Brockenhotels sind derzeit nicht zugänglich - es gibt Sicherheitsbedenken.

08.07.2017, 10:44

Wernigerode l Freitagvormittag um halb elf ist für Brocken-Benno Zeit zum Durchschnaufen. Der 85-jährige Wernige­röder, mit bürgerlichem Namen Benno Schmidt, hat seinen täglichen Gipfelaufstieg absolviert und steht im Eingang des Brockenhotels.

Dass die denkmalgeschützte Herberge geschlossen werden könnte, mag sich Brocken-Benno nicht vorstellen. „Das wäre eine echte Katastrophe“, sagt der Rekordwanderer mit Blick auf die Teilsperrung des Gebäudes. Besucher dürfen gegenwärtig die Aussichtsplattform und das Café „Hexenklause“ im siebenten Stock nicht betreten. Der Besucherfahrstuhl ist blockiert, den Treppenaufgang versperrt ein Verbotsschild. Ein separater Fahrstuhl für Hotelgäste ist jedoch in Betrieb.

In aller Stille hat am Dienstagmorgen eine 13-köpfige Abordnung das Brockenhotel besucht. Vertreter der Kreisverwaltung, insbesondere von der Brandschutzaufsicht des Bauordnungsamtes, der Eigentümern, der Hotelbetreiber sowie der Wernigeröder Stadtverwaltung haben sich ein Bild gemacht. Nach dem Großbrand im Londoner Grenfell Tower überprüft die Kreisverwaltung die Hochhäuser im Harzkreis. Als solches gilt das Brockenhotel, da die Fußbodenhöhe der Aussichtsplattform im achten Stockwerk 27 Meter über dem Erdboden liegt – bei einem Hochhaus müssen es mindestens 22 Meter sein. Im Visier der Abordnung, zu der ebenfalls Fachingenieure zählten, stand die Fassadenverkleidung aus Holz. Gemäß der Muster-Hochhaus-Richtlinie sollen fast alle Bauteile eines Hochhauses aus nichtbrennbaren Materialien bestehen.

Doch beim Umbau des Brockenhotels Ende der 1990er Jahre habe der Denkmalschutz auf der Holzfassade bestanden, erinnert sich Hotelpächter Daniel Steinhoff. „Da beißt sich jetzt die Katze in den Schwanz.“ Hinzu kommt, dass sich die Brandschutzbestimmungen in der Folgezeit laufend verschärft haben. Alle fünf Jahre werden die Brandschutzvorkehrungen im Hotel kontrolliert. Bei der bislang letzten Brandschutzschau im Jahr 2015 haben die Prüfer Auflagen erteilt. Steinhoff musste zum Beispiel Schränke auf dem Flur entfernen. Die Eigentümer haben neue Löschwasserpumpen einbauen lassen. Was die aktuelle Situation angeht, gibt sich Steinhoff entspannt. „Hier sind die Eigentümer in der Pflicht.“

Bei den Besitzern, der Brocken Vermietungs- und Verwaltungsgesellschaft, hält man sich bedeckt. Man habe bereits „umfangreiche Brandschutzmaßnahmen ergriffen“, sagt Pressesprecher Thomas Klodt. Mit dem Brockenhotel verbindet er persönlich gute Erinnerungen. Vor fünf Jahren habe er den kompletten Harzer Hexenstieg erwandert. Bei Hagel und Sturm sei er auf dem Brocken angekommen und habe im Hotel übernachtet. „Es wäre sehr schade, wenn das Haus schließen müsste.“

Bedauerlich wäre dies auch für die Betreiber, die gerade erst investiert haben. Die Hotelzimmer seien vor Kurzem komplett renoviert worden, berichtet Chefkoch Hans Lüdecke. Er schätzt, dass rund 50 000 Euro in die Modernisierung geflossen sind – neue Brandmelder inklusive.

Im Wernigeröder Rathaus hat man großes Interesse daran, dass der Hotelbetrieb auf dem Harzgipfel wie bisher weiterläuft. Denn das Standesamt bietet Trauungen im Brockenhotel an, die in der Regel auf der Aussichtsplattform stattfinden. Fünf bis sechs Hochzeiten sind bis Ende Juli angemeldet. Daher lässt Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) prüfen, ob die Trauungen im Beisein einer Brandwache stattfinden oder in den Goethesaal verlegt werden müssen. Und überhaupt, so Gaffert: „Es ist nicht in unserem Interesse, dass dieses Hotel vom Netz geht.“

Die Besucher auf dem Brockenplateau würden eine Hotelschließung bedauern. „Jetzt wird übertrieben“, sagt der Münsterländer Hans-Dieter van der Velde über die Teilsperrung des Gebäudes. Auch Holzfassaden könnten brandsicher gestaltet werden, sagt Michael Bormann. „Das ist eine Frage des Geldes“, so der Heudeberaner, der Bauprojekte plant. Ohne Hotel und Restaurant würde etwas fehlen, sagt Andreas Weiser aus Meiningen, der selbst Gastronom ist.

Brocken-Benno gibt sich derweil zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, sie finden eine Lösung.“