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Sprengstoff Ermittlungen nach Anschlagsserie

Gesprengte Zigarettenautomaten und laut knallende Böller verärgern viele Wernigeröder. Die Polizei verspricht verstärkte Kontrollen.

Von Holger Manigk 28.12.2016, 00:01

Wernigerode l „Jede Nacht diese Böller, es reicht“, schreibt Volksstimme-Leserin Ruth Büttner-Reiß. Die Bewohnerin des Stadtfelds bringt auf den Punkt, was derzeit viele Wernigeröder aufregt: Fast täglich knallt es in den Abendstunden irgendwo im Stadtgebiet. Seit Anfang Dezember wurden in Wernigerode drei Zigarettenautomaten gesprengt.

In diesem Jahr erwischte es in der Stad insgesamt sechs Automaten, teilt Uwe Becker vom Polizeirevier Harz in Halberstadt mit. Das Problem sei in der ganzen Region verbreitet – aus Quedlinburg, Hedersleben und Wegeleben seien ähnliche Fälle bekannt, sagt Anja Hempel. Die Hauptkommissarin der Polizeidienststelle in Wernigerode berichtet, die Streifenpolizisten seien derzeit mit einer besonderen Blickrichtung unterwegs: „Wir kontrollieren gezielt Zigarettenautomaten.“

Die Aufklärung der Sprengstoff-Delikte sei schwierig, sagt Anja Hempel. „Meist verwenden die Täter sogenannte Polenböller, also illegale Feuerwerkskörper“, berichtet die Wernigeröder Polizeichefin. „Wird uns eine Explosion gemeldet, fährt die Schutzpolizei zum Ort des Geschehens.“ Kriminaltechniker sichern die Reste der Böller an den Tatorten. Das Landeskriminalamt untersucht die Beweismittel auf DNA-Spuren und Fingerabdrücke. „Das ist ein langwieriger Prozess, noch liegen keine Ergebnisse vor“, sagt Anja Hempel.

Im Gegensatz zu Böllerschüssen außerhalb der Silvesterzeit und gesprengten Papierkörben – diese werden nur als Ordnungswidrigkeit beziehungsweise Sachbeschädigung geahndet – handele es sich bei den Vergehen an Zigarettenautomaten um einen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. „Das hängt mit der Höhe des verursachten Schadens zusammen“, erläutert die Polizistin. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes wird ab einem zerstörten Sachwert von 1500 Euro wegen „Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“ ermittelt.

„Das sind nicht nur Streiche von dummen Jungs“, sagt Uwe Becker. Der Sprecher des Polizeireviers Harz in Halberstadt betont die Gefahr, die von herumfliegenden Trümmerteilen bei den Explosionen ausgeht. „Beim gesprengten Papierkorb in der Ilsenburger Straße flogen einige Metallsplitter bis zu 20 Meter weit.“

Bei den Böller-Delikten ohne oder mit geringem Sachschaden sei die Dunkelziffer besonders hoch, ergänzt Anja Hempel. „Wir sind auf Zeugenhinweise angewiesen“, sagt die Polizistin. Häufig sorge der Schall des Knalls für Irritationen, erschwere das Finden der Detonationsstelle.