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Stadtwerke Wasser wird 9 Prozent teurer

Die Stadtwerke ziehen die Trinkwasserpreise an. 9 Prozent mehr müssen Wernigeröder für ihr Wasser ab 2018 bezahlen.

Von Julia Bruns 07.12.2017, 00:01

Wernigerode l Der Preis für Trinkwasser in Wernigerode steigt ab 1. Januar 2018. Das hat Stadtwerke-Geschäftsführer Steffen Meinecke im Gespräch mit der Volksstimme angekündigt. 9 Prozent mehr kostet dann der Kubikmeter Trinkwasser – statt netto 1,59 Euro dann 1,73 Euro. „Für eine vierköpfige Familie mit einem Verbrauch von 160 Kubikmetern pro Jahr ergeben sich Mehrkosten von 3 Euro pro Monat“, erläutert der 52-Jährige. 4 Millionen Kubikmeter verkauft die städtische Tochtergesellschaft pro Jahr. Der größte Abnehmer sei die Brauerei, gefolgt von Industrieunternehmen, die Wasser unter anderem zur Kühlung nutzen. Zuletzt waren die Preise 2012 gestiegen.

Die Hälfte des Trinkwassers, das die Stadtwerke verkaufen, stammt aus der eigenen Erzeugung am Zillierbach. Die andere Hälfte bezieht das Unternehmen von der Trinkwasserversorgung Magdeburg (TWM). „Das TWM hat enorm investiert und im Gesellschafterkreis deshalb beschlossen, seine Preise für Wasser ab 2018 um 14 Prozent anzuheben“, sagt Steffen Meinecke. Dies sei die Hauptursache für die Verteuerung. Möglich sei, dass weitere Gesellschafter nachziehen, darunter die Halberstadtwerke und der Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode.

Teurer wird das Wasser auch, weil die Stadtwerke selbst enorm in ihr Netz investiert hätten. „Wir konnten dadurch Verluste durch Lecks und Störungen halbieren“, sagt er. Der Geschäftsführer hält den teureren Preis für durchaus vertretbar: „Es handelt sich um eine moderate Erhöhung, um die wir nicht drumherum kommen.“

Preise für Strom, Gas und Fernwärme würden trotz erheblicher Investitionen konstant bleiben. „Wir haben 9 Millionen Euro in unsere technischen Anlagen investiert. Die größte Baustelle, die in der Breiten Straße, hat fast jeder wahrgenommen“, sagt er. Im Hasenwinkel haben die Stadtwerke im Querverbund Gas-, Trinkwasser- und Stromleitungen verlegt und Hausanschlüsse erneuert.

Eine Neuheit sei am Ziegelbergsweg entstanden – ein Niedertemperaturfernwärmenetz, das über einen separaten Wasser-Wasser-Wärmetauscher versorgt wird. „Dort schließen wir im ersten Bauabschnitt neun Häuser an, sechs werden bereits mit Fernwärme versorgt“, so der Elektroingenieur, der seit 20 Jahren für die städtischen Tochtergesellschaft tätig ist, seit sieben Jahren als Chef des Unternehmens.

Nach Projektabschluss sollen am Ziegelbergsweg 45 Anlieger mit Fernwärme versorgt werden. Zuvor hatten die Anwohner mit Pellets, mit Öl und Kohle geheizt. „Wir recherchieren derzeit, wo es noch Sinn ergibt, Wohngebiete über Niedertemperaturfernwärme zu erschließen“, sagt Meinecke.

Wirtschaftlich sei es, möglichst viele Häuser in einem kleinen Bereich über kurze Leitungen anzuschließen, um die Wärmeverluste möglichst gering zu halten. Er erklärt zum langfristigen strategischen Ziel, Strom und Wärme in der unmittelbaren Umgebung der Verbraucher zu erzeugen. Seit 2010 haben die Stadtwerke mehr als 100 Häuser an ihr Fernwärmenetz angeschlossen. Pro Jahr baut der Energieversorger für 250 Kunden Hausanschlüsse für Gas, Trinkwasser und Strom. Probleme wegen des Baubooms und der damit verbundenen Auslastung der Firmen hätten die Stadtwerke nicht. „Wir schließen mit Fremdfirmen Jahresverträge ab und haben ganze Trupps, die nur für uns tätig sind. Das läuft sehr zuverlässig.“

93 Prozent aller Haushalte in Wernigerode und den Ortsteilen würden mit Fernwärme oder Gas versorgt. „Das macht Wernigerode zu einer sauberen Stadt, und die Stadtwerke haben ihren Anteil daran“, sagt er. Von 34.000 Kunden beziehen ihm zufolge 21.000 Erdgas und 10.000 Fernwärme.

2017 seien die Blockheizkraftwerke im Harzblick und in der Burgbreite saniert worden. „Im kommenden Jahr wollen wir eine dritte Anlage in der Nähe des Ochsenteichs bauen“, so kündigt er an. Die Maschinen- und Regelungstechnik wurde derweil am Wasserkraftwerk „Steinerne Renne“ erneuert. „So können wir jetzt dort 15 Prozent mehr Strom erzeugen“, informiert er.

Mit ihren Photovoltaikanlagen auf den unternehmenseigenen Dächern produziere die städtische Tochter insgesamt 100.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. „Das entspricht dem Bedarf von 30 bis 40 Haushalten“, erläutert Meinecke.

In den Hochbehälter in der Burgbreite sei in diesem Jahr eine Wasserturbine eingebaut worden, die der Stromerzeugung dient. 200.000  Kilowattstunden im Jahr werden dank der Wasserkraft ins Netz eingespeist. Die Wernigeröder verbrauchen übrigens über 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. „43 Millionen davon erzeugen wir selbst, das ist eine stolze Zahl“, resümiert der Geschäftsführer. „Es ist anspruchsvoll, diese Quote zu wirtschaftlichen Konditionen zu erreichen.“

Was wäre die Stadt Wernigerode ohne ihre Stadtwerke? Definitiv ärmer, auch das wird im Pressegespräch deutlich – und zwar um 1,12 Millionen Euro Gewerbesteuer, 4,84 Millionen Euro Gewinnausschüttung sowie 1,7 Millionen Euro Konzessionsabgabe, die ins Stadtsäckel im Jahr 2016 zurückgeflossen sind. Die Stadtwerke haben einen Jahresumsatz von 80 Millionen Euro, einen Gewinn von 5,2 Millionen Euro. Über die Stadtwerkestiftung werden jährlich bis zu 25.000 Euro für gemeinnützige Zwecke und an Vereine ausgeschüttet. „Wir sind der Stadt zum Gemeinwohl verpflichtet“, sagt Steffen Meinecke.