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Straßennamen Feilschen wie auf dem Basar

Die von Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) angeschobene Änderung mehrerer Straßennamen in Blankenburg im Harz sorgt weiter für Aufregung.

Von Jens Müller 18.02.2017, 00:01

Blankenburg l In die Diskussion um die Änderung von doppelt vorkommenden Straßennamen im Blankenburger Stadtgebiet ist Bewegung gekommen. Im Ergebnis der jüngsten Bauausschuss-Sitzung liegt nun eine konkrete Liste von Namensvorschlägen vor, die vermutlich in der Sitzung des Stadtrats am Donnerstag, 2. März, beschlossen werden könnte. „Es sind viele konstruktive Vorschläge aus der Bevölkerung eingegangen“, erklärte Joachim Eggert, Fachbereichsleiter Bauen und Planen der Stadtverwaltung. Allerdings gab es auch ablehnende Meinungsäußerungen.

Neben der Protestnote aller (drei) Anwohner aus der Petersilienstraße überreichte beispielsweise zu Wochenbeginn Michael Heinemann aus der Harzstraße zur Sozialausschuss-Sitzung eine lange, von Martina Rothe initiierte Unterschriftenliste. Der Unmut über die Pläne der Stadtverwaltung sei zwar verständlich, so Eggert, immerhin sei damit auch Mühe und Lauferei verbunden. Auf der anderen Seite müsse eine Lösung für die Betroffenen gefunden werden, die ihre Post nicht bekommen. Das große Ziel, so Eggert, ist eine einheitliche Postleitzahl für die gesamte Stadt.

Konkret wird vorgeschlagen, folgende Straßen in der Kernstadt umzubenennen: Bahnhofstraße in Am Bahnhof, Dr.-Jasper-Straße in Dr.-Heinrich-Jasper-Straße, die Gartenstraße in Am Stadtpark, die Harzstraße in Alte Harzstraße, die Hohe Straße in Hohe Gasse, die Lindestraße in Alte Lindestraße, die Petersilienstraße in Kurze Petersilienstraße und die Poststraße in Postgasse.

Dies ist das Ergebnis der Abstimmung im Bauausschuss zu jedem einzelnen Namensvorschlag. Das Gremium stimmte mehrheitlich dafür, wobei sich die Vertreter der Ortsteile enthielten. Ulrich-Karl Engel (Pro Blankenburg/Grüne), der seit Jahren gegen Straßenumbenennungen kämpft und eine Online-Petition an den Deutschen Bundestag initiiert hat, stimmte mit Nein. Auffällig ist, dass die ursprünglich von der Stadtverwaltung favorisierte Einbeziehung der Partnerstädte in neue Straßennamen wohl vom Tisch ist. Die Ortschaftsräte in Wienrode und Timmenrode hatten sich bereits auf Namensänderungen in ihren Bereichen verständigt.

Engel, der zum Thema Akteneinsicht beantragt hatte, konnte bei seinen Recherchen drei Wellen ausmachen. „Die erste ist datiert aus der Amtszeit von Bürgermeister Frank Schade, der sich dem Ansinnen von Post und Kommunalaufsicht zur Änderung von Straßennamen bis hin zum Innenminister aktiv widersetzt hat“, so Engel. Erst 2012 nahm das Thema wieder Fahrt auf, nachdem der Städte- und Gemeindebund einen Beitrag der Deutschen Post AG in seinen Kommunalnachrichten abgedruckt hatte. Daraufhin hatte Bürgermeister Hanns-Michael Noll eine „Verfügung zur einheitlichen Schreibweise von Adressen“ erlassen. Engel sieht diese als „Auslöser aller heutigen Verwirrungen“. „Denn dadurch hatten wir ab diesem Zeitpunkt unter der Anschrift 38889 Blankenburg zum Beispiel zwei Harzstraßen: eine in der Kernstadt und eine in Wienrode.“

Die dritte Welle schwappt nun aktuell durch die Straßen und Gassen Blankenburgs. Ob sie abebbt oder sich Anwohner und Ratsmitglieder weiter nasse Füße holen, wird nicht zuletzt von der Sitzung des Stadtrates abhängen. Das Thema wird vorher noch im Finanz- und Wirtschaftsausschuss am Montag, 20. Februar, sowie am Dienstag, 21. Februar, im Haupt- und Vergabeausschuss behandelt. Beide Gremien tagen wie immer öffentlich ab 18.30 Uhr im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses.