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Streit Kunst, oder muss das weg?

Das Trafohäuschen in der Marienhöfer Straße in Ilsenburg ist gestaltet worden. Vielen Ilsenburgern gefällt es, doch Dirk Junicke nicht.

Von Jörg Niemann 20.08.2019, 15:00

Ilsenburg l „Wir haben es doch nur gut gemeint“, sagt Thomas Braumann, Kommunalreferent der Avacon AG und zuständig für die Stadt Ilsenburg. Hintergrund dieser Aussage ist eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem Eigentümer des Grundstückes in der Marienhöfer Straße/Ilsegarten, auf dem eine Verteilerstation steht. Eigentümer der besagten Fläche ist der Immobilien-Investor Dirk Junicke. Und dem gefällt das bunt bemalte Häuschen in seinem jetzigen Zustand überhaupt nicht.

„Ich achte die Bemühungen der Avacon beim Gestalten der Trafo-Häuschen. An vielen anderen Stellen sind mit Hilfe der Graffiti-Sprayer wahre Schmuckstücke entstanden. Aber mit dem, was nun an der Einfahrt zu unseren Häusern steht, kann ich mich nicht abfinden“, sagt Junicke und fordert Änderungen.

„Zuallererst hätte es mich gefreut, wenn man im Vorfeld der Umgestaltung mit mir gesprochen hätte. Dann hätte nämlich die jetzige Diskussion vermieden werden können“, schickt Junicke seiner Erklärung für die Ablehnung voraus. „Mich stört die Art der Gestaltung, die absolut nicht im Einklang mit meiner Firmenphilosphie steht. Was dort auf das Trafo-Häuschen gesprüht wurde, hat mit der Realität und Qualität am Bau nichts zu tun und deshalb möchte ich es nicht haben“, sagt der Bauherr der drei Mehrfamilien-Wohnhäuser im Ilsegarten baut. Junicke argumentiert weiter, dass er sich seit Jahrzehnten für traditionelle Bauweise engagiert und stets dabei den harztypischen Hintergrund seiner Bauten sieht. „Was nun aber auf dem Häuschen zu sehen ist, wäre so nie in der Realität gebaut worden und ich zweifle sogar an, dass dies im Einklang mit dem innerstädtischen Baurecht der Stadt Ilsenburg steht. Das Ganze ist einfach zu süß“, sagt Junicke und vermeidet im Volksstimme-Telefonat ganz offensichtlich bewusst das Wort Kitsch.

Junicke kann durchaus verstehen, dass die bunte Farbgebung vielen Passanten durchaus zusagt, aber unterschwellig wurde im Telefonat deutlich, dass er sich in seiner Ehre als Bauherr angegriffen fühlt. „Ich habe übrigens nichts dagegen, wenn das Häuschen gestaltet wird - nur eben nicht mit solch einem Motiv“, legt sich Junicke fest.

Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) hat sich inzwischen auch mit dem Problem beschäftigt und sieht sich zwischen den Stühlen. „Mir wurde gesagt, dass da ein Fachwerkmotiv drauf kommt und da ich durch die vielen anderen gut gestalteten Trafo-Häuschen der Region von der Avacon und deren künstlerischen Partnern stets gute Qualität gewohnt war, habe ich dem zugestimmt“, sagt Loeffke, den die jetzige Diskussion selbst ein wenig verwundert.

Das Gute an der Sache ist, dass das Ganze weiter in der Diskussion bleibt und keiner dem anderen derart böse ist, dass die Meinungsverschiedenheit vor einem Gericht enden wird.

Dirk Junicke selbst schwebte nach dem Abschluss der Bauarbeiten auf dem gesamten Areal - das letzte Wohnhaus soll übrigens um dem Jahreswechsel 2019/2020 bezugsfertig sein - eine Rundum-Bepflanzug des Häuschens mit Sträuchern vor - das allerdings in vorheriger Abstimmung mit der Avacon, denn: „Ich kann ja nicht wissen, wo die Kollegen der Betreiberfirma bei der Wartung der Anlage so alles langgehen müssen“, sagt er

Das Häuschen, dass seit seiner Neugestaltung schon vielfach als Fotomotiv hergehalten hat, wird also in nicht allzu ferner Zukunft sein Aussehen erneut geändert bekommen. Ein wenig sauer ist man bei der Avacon und überlegt, den alten Zustand wieder herzustellen. Ebenfalls ist ein Kompromiss möglich, bei dem nur ein Teil der von Dirk Junicke krisierten Details übersprüht wird.

Bleiben wird aber die einfache Tatsache, dass man bei allem guten Willen das Problem vermeiden hätte können, wenn man im Vorfeld mit allen gesprochen hätte. Darüber sind sich inzwischen alle an der Diskussion Beteiligten einig.