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Tag der offenen Tür  Einblicke in einzigartiges Harzer Archiv

Der Fundus im Zentrum HarzKultur in Wernigerode konnte am Wochenende besichtigt werden. Zahlreiche Interessenten nutzten die Offerte.

Von Andreas Fischer 03.03.2019, 23:01

Wernigerode l „Gut, dass es das Archiv im Zentrum HarzKultur gibt.“ So lassen sich die vielen Meinungsäußerungen von Harzfreunden zusammenfassen, die am Sonnabend beim Tag der offenen Tür rund drei Stunden in der Einrichtung weilten, mit Gleichgesinnten fachsimpelten und sich über neue Vorhaben austauschten. Die vom Land, dem Harzkreis, der Stadt Wernigerode und dem Landesheimatbund geförderte Servicestelle nutzte die Veranstaltung, um vor allem neue Interessierte für die Pflege und das Bewahren überlieferter Schätze zu gewinnen.

Gleich mehrere Engagierte warben um junge Leute – auch wenn dies heute alles andere als einfach ist. Umso größer war die Freude, als Udo Waskewitz, musikalischer Leiter der 35 Aktive zählenden Heimatgruppe Elbingerode, berichtete, dass mit Maja Wagler eine neunjährige Schülerin mitsingt.

Beim Aktionstag standen vor allem kürzlich eingegangene Archivalien im Blickpunkt, unter anderem die eigenhändige Niederschrift des Harz-Oratoriums von Georg Faulhaber und zahlreiche seiner Arrangements und Kompositionen. Außerdem wurden Tonbänder von Hans-Wilhelm Vogt und den Harzer Folkloristen vorgestellt. Vogt, der als Vater der Harzer Folklore gilt, war als Komponist, Akkordeonist und ab 1967 als künstlerischer Leiter der Harzer Folkloristen weithin bekannt geworden.

Die inhaltliche Trägerschaft des Zentrums liegt in den Händen des Landesheimatbundes. Deshalb war dessen Präsident Prof. Dr. Konrad Breitenborn beim Tag der offenen Tür dabei und führte Gespräche mit Ehrenamtlichen, denen er für ihr Engagement dankte. Dr. Kathrin Pöge-Alder, im Landesheimatbund als Referentin für historische und gegenwärtige Alltagskultur tätig, führte mehrmals Gästegruppen durch den Archivbereich. Sie danke den Unterstützern der Einrichtung und würdigte das Miteinander mit dem Harzklub.

Das Zusammentreffen bot auch Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Klaus-Peter von Norosinski berichtete, dass er seit 1986 Schriftliches und Bildmaterial über Elbingerode und die benachbarten Orte sammele. Inzwischen erstellt er auch Jahreschroniken, jeweils Ereignisse vor 100 Jahren. Die jüngste Publikation über das Jahr 1918 hatte er am Samstag dabei. Dafür habe er auch die vor 100 Jahren erschienenen Zeitungen ausgewertet.

Diese Fleißarbeit fand viel Interesse, auch bei Ernst Kiehl, einem der Referenten des Vormittags. Der Quedlinburger berichtete, dass er 1962 mit einem Ingenieur-Diplom in den Harz vermittelt worden sei. Während eines Jodlerwettstreits in Altenbrak sei er damals mit der Harzfolklore in Kontakt gekommen, habe Gefallen gefunden und sich als Hobby publizistisch mit der Harzer Volksmusik befasst. Doch Ernst Kiehl gilt nicht nur als Sammler von Volksliedern. Er engagiert sich auch für die Regionalgeschichtsforschung. So sind verschiedene Publikationen entstanden, die im HarzKultur-Archiv vorhanden sind.

Ernst Kiehl berichtete nicht nur über seine Erfahrung im wissenschaftlichen Beirat des Zentrums HarzKultur, sondern warb um zusätzliche Mitstreiter. Ihm pflichtete Hans-Joachim Wiesenmüller bei. Das aus Thale stammende und 1929 geborene Mitglied des Beirats sagte: „Wir warten auf die Jugend.“ Dem verdienstvollen Kulturschaffenden war 2004 die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Thale verliehen worden.

Um neue Mitstreiter für das gemeinsame Singen zu gewinnen, wurden die Besucher per Fragebogen zu ihren Erfahrungen zum Gesang befragt. So sollen zugleich die bekanntesten Lieder bestimmt werden. Die Auswertung ist zur diesjährigen Folklorewerkstatt geplant.

Das vor allem vom Landesheimatbund getragene Zentrum HarzKultur nutzt heute Räumlichkeiten im Innovations- und Gründerzentrum Wernigerode. Was Beate Grüning, ehrenamtliche Betreuerin des HarzKultur-Büros, schon vor Jahren betonte, gilt weiterhin: Weitere Harzer Schätze aus privater Hand seien als Leihgabe willkommen.