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Technik Mit dem Blick des Piloten

Im Wernigeröder Luftfahrtmuseum wird anhand von rund 400 Exponaten die Geschichte des Cockpits dargestellt.

Von Katrin Schröder 27.08.2017, 07:30

Wernigerode l Den Titel „Längste Hängebrücke der Welt“ hat der Harz eingebüßt. Stattdessen beherbergt er seit Kurzem die vermutlich längste Vitrine Norddeutschlands. 33 Meter lang ist der riesige Schaukasten, der sich über die gesamte Länge der neuen Halle im Wernigeröder Luftfahrtmuseum erstreckt. Darin wird die Geschichte des Cockpits erzählt – von den Anfängen der Fliegerei bis in die Gegenwart.

Mit der überdimensionalen Vitrine hat sich Museumschef Clemens Aulich einen Traum erfüllt. „Ich sammele seit meinem sechsten Lebensjahr Flugzeugteile“, sagt der Unternehmer – darunter auch Fragmente von Cockpits. „Das ist das Interessanteste, mit vielen Knöpfen und Anzeigen.“ Einige der rund 400 Exponate, die nun ausgestellt werden, standen bereits in seinem Kinderzimmer.

Mit der Erweiterung des Luftfahrtmuseums seien neue Möglichkeiten geschaffen worden. „Zum ersten Mal hatte ich extrem lange Wände zur Verfügung“, sagt der Museumsbesitzer. Mehrere Wochen lang hat er Vitrine und Ausstellung geplant, für die Umsetzung sorgten seine Mitarbeiter, die Tischlerei Moshake aus Derenburg und die Firma Euroglas.

Die Fliegerei sei für viele selbstverständlich, doch ihre Geschichte reiche nicht weiter als 120 Jahre zurück. Die Entwicklung der Luftfahrt sollte anhand der Exponate gezeigt werden. Ein Museologe sei er nicht, so Aulich. „Ich gehe so daran, wie ich es selbst gern hätte. Zum Beispiel hasse ich lange Texte.“ Diese sucht man in den rund 30 Fenstern der Megavitrine vergebens. Die Exponate sollen sich selbst erklären. Dem Betrachter hilft zudem die Chronologie. Von den ersten Cockpits aus dem Jahr 1915 wird der Betrachter schrittweise in die Gegenwart geführt – bis hin zu den Tornados, die immer noch am Himmel unterwegs sind.

Der Erste und der Zweite Weltkrieg spielen eine wichtige Rolle. „Das sind Epochen, an die sich manche nicht erinnern wollen“, sagt Aulich – doch für die Entwicklung der Luftfahrt waren sie bedeutsam. Zur historischen Wahrhaftigkeit gehöre, Exponate im Original zu zeigen – inklusive NS-Symbolen wie dem Hakenkreuz. Das sei in Museen nötig und erlaubt, betont er.

Zu sehen ist, wie sich die Pilotenkanzel gewandelt hat – von der einfachen Holzausführung mit vier Kontrollanzeigen hin zum hochkomplexen, elektronischen Leitstand. Dafür hat Aulich sogar Flugzeuge zersägen lassen. „Ich habe versucht, den Blick so zu gestalten, wie der Pilot ihn hatte.“ Hinzu kommen Zubehör wie Kleidung, Instrumente, Abzeichen und Bilder. Modelle zeigen die Flugzeuge, zu denen die Cockpits gehörten.

Das nächste Thema, das Aulich in einer eigenen Ausstellung verarbeiten will, ist die Flugsicherheit. „Ich finde es spannend, welche Ausrüstung Piloten haben und hatten.“