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Tourismus Pro und kontra mehr Kurtaxe

Zum Jahresbeginn ist die Kurtaxe in Blankenburg um 70 Cent gestiegen. Der Service für Urlauber hinkt dem hinterher, mahnen Hoteliers.

Von Ulrich Baxmann 07.01.2017, 23:01

Blankenburg l Mit Jahresbeginn ist für die Kernstadt eine deutliche Erhöhung der Kurtaxe in Kraft getreten. Erwachsene zahlen nun für ihren Aufenthalt in Blankenburg statt 1,80 Euro nun 2,50 Euro. Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren erhalten eine Ermäßigung von 50 Prozent, sind aber von der gleichen proportionalen Steigerung betroffen.

Der Stadtrat hatte diese Erhöhung in seiner Dezember-Sitzung beschlossen, aber durchaus kontrovers diskutiert. Besonders die Fraktion „Pro Blankenburg/Grüne“ hatte Bedenken geäußert. Bernd Lesinski bezeichnete die Erhöhung als einen „gewaltigen Schritt“.

Seine Fraktionskollegin Annekatrin Wagner fordert in einer schriftlichen Erklärung die Verbesserung des Leistungsangebots vor allem für Kinder. „Bei der geplanten und nicht unerheblichen Erhöhung müssen wir überlegen und offenlegen, welchen Leistungskatalog wir unseren Gästen dafür künftig tatsächlich anbieten“, so das Mitglied des Ausschusses für den Städtischen Kurbetrieb (SKB) damals, und sie fügte hinzu: „Wenn es uns in der Vergangenheit sichtbar schwer fiel, ein touristisches Angebot für Kinder auf die Beine zu stellen, ist die erhöhte Kurtaxe nun als Aufgabenstellung zu verstehen. Dass wir dazu durchaus Potenziale haben, hat der Kindermonat gezeigt.“

Eine Art „Masterplan 2018“ könne laut Annekatrin Wagner das neue Niveau der touristischen Angebote nach der Erhöhung der Kurtaxe und den veränderten Eintrittspreisen im Biobad erkennbar machen. Denis Golla von der Fraktion „Union Region Blankenburg“ bezweifelte in der Sitzung, dass das Hatix von Gästen angemessen genutzt werde und mahnte eine Überprüfung an.

Wie reagieren die Blankenburger Hoteliers auf die inzwischen in Kraft getretene Erhöhung? Die Volksstimme sprach mit drei Geschäftsführerinnen von Beherbergungseinrichtungen und stellte jeweils drei Fragen: Halten Sie die Erhöhung für angemessen? Wie beurteilen Sie das Leistungsangebot in Blankenburg? Wie beurteilen Sie die Nutzung des Hatix?

Nora Effler, Geschäftsführerin des Land- und Wellness-Hotels Gut Voigtländer, sei erschrocken und findet den Sprung zu hoch: „Das ist happig. Wir müssen allerdings Erfahrungen sammeln, wie die Gäste nun darauf reagieren“, sagt sie. Ein kleinerer Sprung bei der Kurtaxe wäre besser gewesen: „Wir müssen Rechenschaft gegenüber den Gästen ablegen, ich erwarte Auseinandersetzungen.“

Ähnlich sieht es Andrea Schmitz vom Hotel Viktoria Luise: „Der Schritt ist sehr hoch. Eine Erhöhung in zwei Stufen wäre besser gewesen.“ Immer häufiger werde sie von Gästen gefragt, ob zusätzliche Gebühren oder Abgaben anfallen. „Das scheint ein Entscheidungskriterium zu werden“, vermutet sie. „Wenn 16 Personen zu einem Familientreffen anreisen, wie unlängst, dann ist das schon ein Kostenfaktor und vielleicht entscheidend für die Buchung“, gibt sie zu bedenken.

Sandra Hoppe vom Kurhotel Fürstenhof sieht es eher gelassen: „Alles wird teurer, und die Kosten müssen gedeckt werden. Wernigerode nimmt schon seit Langem 2,50 Euro. Warum nicht auch wir? Wenn etwas bewegt werden soll, muss man es bezahlen können.“

Das touristische Angebot sei zwar nicht so gut wie in Wernigerode, urteilt Sandra Hoppe, „doch wir haben besondere landschaftliche Schönheiten, zum Beispiel mit der Burg Regenstein und im Heers.“ Ihr Wunsch: „Vielleicht könne man etwas für die bessere Erreichbarkeit dieser Ziele tun, vor allem für die älteren Gäste.“ Angebote besser vermarkten, die Gemeinschaft unter den Gastgebern stärken, das steht ebenfalls auf ihrer Wunschliste.

Nora Effler vom Gut Voigtländer lobt vor allem den Empfang der Gäste in der neuen Tourist-Info im Kleinen Schloss: „Ein wahres Schmuckstück, nette Kollegen, das passt.“ Leider sei der Thiepark, in unmittelbarer Nähe ihres Hotels gelegen, vernachlässigt und Opfer von Vandalismus. Hier sollte etwas geschehen, um die innerstädtische Erholungsfläche nutzbar zu machen.

Für Chefin Andrea Schmitz vom Hotel Viktoria Luise ist die zentrale Lage Blankenburgs an Nordharzrand ein entscheidender Standortvorteil. „Unsere Gäste kommen wegen des Kulturangebots und zum Wandern, meistens mit klaren Vorstellungen.“ Sie bemängelt, dass die Wanderwege häufig nicht so ausgezeichnet sind, wie man es sich wünscht. „Aktuelle Karten und die Beschilderung der Rundwege, das muss stimmen“, fordert Andrea Schmitz. Das kulturelle Angebot in der Blütenstadt hält sie für sehr gut – dank des Klosters Michaelstein, des Konzertangebots der Kantorei und der Aktivitäten des Schlossvereins. „Es müsste nur alles etwas besser aufeinander abgestimmt werden“, so ihre Empfehlung.

Immer wieder Gegenstand von Kritik und Nachfragen ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel mit dem Hatix. Alle drei Hotel-Geschäftsführerinnen finden das Angebot gut. „Wer die Busse nutzt, hat die Kurtaxe praktisch schon gespart“, so die einhellige Meinung. „Das Hatix wird super angenommen“, ist die Erfahrung von Sandra Hoppe. Sie wünscht sich aber bessere Verbindungen am Wochenende.

Andrea Schmitz fügt hinzu: „Die meisten Gäste bleiben von Freitag bis Sonntag“. Im Wochenend-Fahrplan seien die Verbindungen aber ausgedünnt, vor allem nach Quedlinburg. Viele Gäste kämen inzwischen wegen des „Advents in den Höfen“ und zu Walpurgis. Dann müsse man das eigene Auto nutzen oder ein Taxi nehmen, bemängelt sie.

„Unsere wunderschöne kleine Stadt besser bekannt machen, mit ihrem idealen Standort zwischen Wernigerode und Quedlinburg“, das wünscht sich übrigens das Trio von den Tourismus-Verantwortlichen besonders.