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Tourismus Weihnachtsmarkt und Schnee fehlen

Der Harz ist beliebt bei Touristen. Das spiegelt sich auch in den Buchungszahlen der Wernigeröder Hoteliers wieder.

Von Susann Gebbert 04.01.2019, 00:01

Wernigerode l Klaus Müller steht vor dem Wernigeröder Rathaus und schwärmt: "Diese schönen Städtchen mit ihrem Fachwerk, die Landschaft und die deftigen Speisen hier, herrlich." Besonders die Eintöpfe und die Thüringer Bratwurst haben es ihm angetan. Schon fünf Mal war der Heilbronner im Harz unterwegs, schaut sich die Fachwerk-Städtchen an und genießt es, den Jahreswechsel auf Reisen zu verbringen.
Rund 8000 Betten stehen in Wernigerode und den Ortsteilen für Touristen bereit. Allein in Wernigerode sind es 5740. "Advent, Weihnachten und Neujahr ist Wernigerode jedes Jahr nahezu ausgebucht", heißt es von der Touristinformation. Sie geht von einer Auslastung von 98 Prozent aus.
Christian Wieland leitet gemeinsam mit seinem Vater das Hotel "Weißer Hirsch" in Wernigerode. Es wirbt damit, das älteste erhaltene Hotel im Harz zu sein. "Seit mindestens 1717 gibt es unser Haus", sagt Christian Wieland.
Der junge Unternehmer ist zufrieden mit dem Weihnachts- und Neujahrsgeschäft. "Wir waren gut ausgebucht." Besonders froh ist er über Angebote wie das Luftfahrtmuseum, die Eisarena in Schierke oder Harzdrenalin. So können sich die Touristen auch abwechslungsreich beschäftigen, wenn kein Schnee liegt. Der Geschäftsführer war dankbar dafür, dass der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr bis zum 23. Dezember geöffnet war. Viele Touristen, die am 22. angereist sind, konnten so noch den weihnachtlichen Mark besuchen.
"Je mehr Vielfalt wir unseren Gästen im Harz anbieten können, desto länger bleiben sie auch", so Christian Wieland. Denn der Harz sei ein Kurzreiseziel, erklärt er. Die meisten Touristen bleiben etwa zwei Nächte. Die Reisenden nutzen besonders die Feiertage für einen Harzbesuch. "Nächste Woche wird es erstmal ruhiger bei uns und auch im März ist nicht ganz so viel los", so Wieland.
In diesem Jahr sollen im "Weißen Hirsch" auch wieder Renovierungs- und Umbauarbeiten in den Zimmern, im Restaurant und Eingangsbereich stattfinden. Im vergangen Jahr wurde ein 100 Quadratmeter großer Pausenraum für die Mitarbeiter eingerichtet.
Mario Rischke leitet das Apart Hotel in der Breiten Straße in Wernigerode. Auch er resümiert: "Es war eine gute Saison." Auch wenn es doch hin und wieder eine Stornierung gab. Er vermutet, weil es zu warm war. Rischke wünscht sich, dass der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt über Weihnachten hinaus geöffnet ist. Das würde die Gäste freuen.
Er beobachtet, dass jedes Jahr mehr ausländische Gäste anreisen. Häufig kämen sie aus Polen, Tschechien oder Russland. Ab Sonntag schließt er sein Haus bis zum 23. Januar und nutzt die Zeit, um die Zimmer zu renovieren.
"Wernigerode ist ein Selbstläufer." Das sagt Marleen Schuster. Sie ist die Assistentin der Geschäftsleitung in den Hotels Erbprinzenpalais und Schlosspalais in Wernigerode. Auch die beiden Häuser waren während der Adventswochenenden, über Weihnachten und Neujahr so gut wie ausgebucht. "Wir waren Weihnachten noch nie so gut belegt wie im vergangenen Jahr. Ein absoluter Anstieg." Und auch sie hat beobachtet, dass seit dem letzten Jahr vermehrt Touristen von weither anreisen. Kamen sonst nur einige wenige Gäste aus Holland oder Dänemark, kommen sie jetzt auch aus Amerika oder Japan.
Auch aus Schierke kommt kein Klagen. Roman Plate leitet die gut ein Jahr alte Ferienhausanlage "Das Schierke". "Der Dezember war ein sehr guter Monat für uns. Vom 22. Dezember bis 6. Januar sind wir sogar komplett ausgebucht", so Plate. Stornierungen aufgrund des Schneemangels gäbe es keine. "Wenn die Reisenden vorher anrufen und nach Schnee fragen, verweisen wir sie auf den Wurmberg, der ja beschneit wird." Nächstes Jahr will das Resort sein Wellness-Angebot erweitern, um auch in den Sommermonaten attraktiv für Reisende zu sein. "Was genau, kann ich noch nicht verraten", sagt Plate und schmunzelt. Schon jetzt gibt es in jedem Haus eine Sauna, zudem einen Behandlungsraum.
Elmar Dörneberg ist traurig, dass sein Harzurlaub schon wieder fast vorbei ist. Auch er hat wie Klaus Müller Silvester im Harz verbracht. Der Rheinländer fährt jedes Jahr mit Freunden in den Harz. Während er noch das Rathaus fotografiert, sind seine Freunde schon in ihr Stammcafé, das Café Wien, eingekehrt. "Ich bin begeistert von der Stimmung hier, der weihnachtlichen Dekoration, der herausragenden Architektur, der Atmosphäre", sagt er. Er findet die Harzer aufgeschlossen, hilfsbereit und freundlich. Außerdem hätten sie Humor. Das lässt ihn jedes Jahr aufs Neue gern in den Harz kommen. Klar, hat er sich Schnee erhofft, aber dass er fehlte, war kein Grund, den Kurztrip abzusagen. Schließlich gibt es mit Elbingerode, Quedlinburg, Goslar und Wernigerode genug Städtchen, die ihn begeistern.