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Trinkwasser Wernigerode bekommt bald Rappbode-Wasser

Wernigerode bezieht künftig kein Trinkwasser mehr aus der Zillierbach-Talsperre. Was dahinter steckt, erklärt der Stadtwerke-Chef.

Von Ivonne Sielaff 09.04.2019, 01:01

Wernigerode l Sie werden es nicht riechen, nicht sehen. Sie werden es vermutlich auch nicht schmecken. Für viele Wernigeröder fließt demnächst anderes Trinkwasser aus der Leitung. Das Wasser kommt künftig nicht mehr aus der Zillierbachtalsperre, sondern aus der Rappbode-Talsperre. Stichtag ist der 31. Dezember 2020. Die Ankündigung der Stadtwerke Wernigerode, die gut 50.000 Kunden im Harzkreis mit Trinkwasser versorgen, hat bei vielen Kunden für Verwunderung gesorgt.

„Das Wasser unterscheidet sich nicht“, versichert Stadtwerke-Chef Steffen Meinecke im Volksstimme-Gespräch. „Es ist nahezu identisch.“ Unterschiede könnten nur chemisch nachgewiesen werden. Die angepeilte Veränderung habe wirtschaftliche Gründe, so Meinecke. Die Wasserversorgung von Wernigerode und dem Umland verlaufe seit vielen Jahre über zwei parallel verlaufende, voneinander getrennte Trinkwassersysteme. „Das war schon ein Alleinstellungsmerkmal.“

Etwa 50 Prozent der Kunden erhalten ihr Leitungswasser über die Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH. Das Wasser stammt aus der Rappbodetalsperre und wird in Wienrode aufbereitet. Der andere Teil der Kunden wurde über die Zillierbachtalsperre und das stadtwerkeeigene Wasserwerk versorgt.

Um die Preise langfristig stabil zu halten, habe man in dem Unternehmen überlegt, das Versorgungskonzept neu zu gestalten. Im Ergebnis geben die Stadtwerke das Wasserwerk Zillierbach auf. Die Trinkwasserhauptleitung, die auf einer Länge von rund fünf Kilometern von der Talsperre bis zum Mühlental führt, sei noch vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden. Die demnächst fällige Sanierung der Leitung wäre nicht nur kostenintensiv, sondern auch sehr aufwendig. „Sie verläuft mehrere Kilometer durch abschüssiges Gebiet mit Felsen und Baumbestand“, so Meinecke. „Mit Technik lässt sich dort schwer agieren. Es wäre eine Millioneninvestition geworden.“

Die vertraglichen Voraussetzungen für den Wechsel sind bereits im Dezember 2018 getroffen worden. Mit der Trinkwasserversorgung Magdeburg sei ein Vertrag über 30 Jahre geschlossen worden. Das Wasserwerk Zillierbach wurde an den Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode verkauft, der die Ortsteile des Oberharzes beliefert.

Zudem seien erste technische Vorarbeiten wie diverse Leitungserneuerungen angelaufen. Auch sei damit begonnen worden, schon jetzt mehr Wasser über die Rappbodetalsperre zu beziehen.

Reicht das Wasser der Rappbode-Talsperre denn aus, um die Versorgung aller Kunden zu gewährleisten? „Die Talsperre beliefert bis Halle. Wir sind da eher eine Randnotiz“, so Meinecke. Und bisher habe es keinerlei Versorgungsprobleme gegeben.

Noch nicht abschließend entschieden sei, ob das Unternehmen einen Hochbehälter beziehungsweise eine neue Pumpstation bauen werde, um ausreichend Wasserdruck und Versorgungspuffer zu haben. „Da stecken wir gerade mitten in den Überlegungen. Das Ergebnis muss am Ende stimmig sein.“ Denn oberstes Ziel laut Steffen Meinecke ist es, „dass der Wechsel reibungslos vonstatten geht und die Kunden nichts merken“.