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TuberkuloseSchüler müssen zum Bluttest

Eine Schülerin der Sekundarschule Burgbreite in Wernigerode hat sich mit Tuberkulose angesteckt. Mitschüler und Lehrer müssen zum Bluttest.

Von Katrin Schröder 21.08.2019, 04:00

Wernigerode l Ein Krankheitsfall beschäftigt derzeit Schüler, Eltern und Lehrer der Sekundarschule Burgbreite in Wernigerode. Kurz vor den Sommerferien ist bei einem Mädchen offene Tuberkulose festgestellt worden. Dies bestätigen Heike Christiansen, Amtsärztin des Harzkreises, und Schulleiter Wolfgang Kirst auf Volksstimme-Anfrage. Um festzustellen, ob andere sich die ansteckende Infektionskrankheit ebenfalls zugezogen haben, werden nun rund 35 Mitschüler und Lehrer zum Bluttest gebeten.

Die Mutter sei demnach mit ihrem Kind zum Arzt gegangen, weil es Beschwerden hatte. In der Praxis wurde die Erkrankung festgestellt und das Mädchen vorsorglich ins Krankenhaus eingewiesen. Dort stellte sich nach Wochen heraus, dass es sich nicht, wie zunächst angenommen, um eine geschlossene, sondern um eine offene Tuberkulose handelte, bei der Ansteckungsgefahr besteht.

Die Krankheit nachzuweisen dauere jedoch einige Zeit, erläutert Amtsärztin Heike Christiansen. Dazu wird eine Blutprobe in ein Nährmedium gegeben und bei 37 Grad gelagert. „Dann schaut man, ob sich der Erreger zeigt“, so die Medzinerin. Diesen Vorgang nennt man Bebrüten. Es kann bis zu acht Wochen dauern, bis ein Ergebnis vorliegt. „Im Gegensatz zu vielen anderen Krankheitserregern vermehren sich die Mykobakterien oder Tuberkelbakterien sehr langsam“, so die Amtsärztin.

Sie weiß: Wo Tuberkulose-Patienten sich angesteckt haben, könne man nachträglich meist nicht mehr herausfinden. Bevor die Krankheit ausbricht, können mehrere Monate, mitunter auch ein bis zwei Jahre vergehen. Nach einer solch langen Zeit lasse sich nicht mehr ermitteln, wer den Erreger übertragen habe. „Das könnte zum Beispiel jemand gewesen sein, neben dem man längere Zeit im Flugzeug sitzt“, so Heike Christiansen.

Ebenso könne man sich anstecken, wenn man über mehrere Stunden mit einer infizierten Person in einem Raum sei oder „auf andere Art engen Kontakt zu den Atemsekreten hat“, so Heike Christiansen. Sie betont aber: „Tuberkulose ist bei Weitem nicht in solch hohem Maße ansteckend, wie das immer vermutet wird.“

Der Migrationshintergrund – das Kind ist seit zwei Jahren in Wernigerode zu Hause – spiele aber keine Rolle, betont Schulleiter Wolfgang Kirst: „Ich lege großen Wert darauf, dass keine Unterschiede gemacht werden. Ein Erreger geht nicht nach Hautfarbe.“

In den Sommerferien sei das Mädchen behandelt worden. „Es ist nicht mehr ansteckend und kann die Schule ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen wieder besuchen“, sagt die Amtsärztin. Es sei aber weiterhin in Behandlung: Für eine erfolgreiche Tuberkulose-Therapie müssen über Monate Antibiotika eingenommen werden, um eine Rückkehr der Krankheit auszuschließen.

Tuberkulose ist eine meldepflichtige Erkrankung. „Wir sind sofort vom Gesundheitsamt informiert worden“, so Wolfgang Kirst. Die Eltern seien zu Schuljahresbeginn aufgeklärt worden. Auf einem Merkblatt, das sie erhielten, seien die Symptome beschrieben. „Da Tuberkuloseerkrankungen bei uns selten vorkommen, ist es nicht die erste Diagnose, an welche Ärzte denken“, sagt Heike Christiansen.

Nachfragen habe es nicht gegeben, bisher habe niemand vermutet, sich angesteckt zu haben. Man gehe „entspannt“ mit dem Thema um. „Es besteht kein Grund zur Panik oder zu irgendwelchen Sorgen“, betont Kirst. Er glaube nicht, dass sich die Krankheit stark verbreitet habe. Die Übertragung sei nicht vergleichbar mit der Ausbreitung von Grippe oder Masern. Durch die Bluttests werde Klarheit geschaffen.

Die Tuberkulose trete im Harzkreis selten, aber immer wieder auf. „Die jährlichen Fallzahlen unterliegen großen Schwankungen“, so die Amtsärztin. 2016 gab es 16 Fälle, 2017 wurden 22 registriert, und 2018 waren es 14. In diesem Jahr gab es bisher fünf Erkrankungen. Meist treffe es Erwachsene, so Heike Christiansen.