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Umwelt Wernigerodes Luft wird sauberer

Drohende Diesel-Fahrverbote wegen zu hoher Stickstoffdioxid-Belastung und erhöhte Feinstaubwerte - diese Probleme hat Wernigerode nicht.

Von Holger Manigk 13.01.2020, 00:01

Wernigerode l Die Luftqualität in Wernigerodes Innenstadt steigt. Das zeigen die vorläufigen, noch nicht abschließend geprüften Daten der Messstation am Bahnhof. Bei der Schadstoff-Konzentration liegt die bunte Stadt am Harz deutlich unterhalb des Belastungsniveaus der Großstädte Magdeburg und Halle und bewegt sich etwa auf einem Level mit Burg, Halberstadt, Stendal und der Lutherstadt Wittenberg.

So ist die Feinstaub-Belastung im Jahresmittel klar zurückgegangen und betrug 2019 nur 14 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. „Sie lag damit deutlich unter dem Niveau der Vorjahre“, teilen die Fachleute vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt auf Volksstimme-Anfrage mit.

2018 wurden 17 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, 2017 waren es 16. Damit liegt die bunte Stadt am Harz voll im Landestrend: Sachsen-Anhalt-weit ist bei den Jahreswerten 2019 ein durchschnittlicher Rückgang von drei Mikrogramm pro Kubikmeter gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Im Jahr 2018 wurde die jahrelange Tendenz sinkender Belastung durch Mikropartikel in der Luft durch die langanhaltend heiße und trockene Witterung kurzzeitig unterbrochen.

Am Bahnhof in Wernigerode sei im vergangenen Jahr der zulässige Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft nur an einem einzigen Tag überschritten worden. Am 28. Februar wurden demnach 51 Mikrogramm gemessen. „An diesem Tag war ein allgemein erhöhtes Belastungsniveau zu verzeichnen“, erläutert Ines Wahl, Sprecherin der Behörde in Halle. Eine Inversionwetterlage und geringe Windgeschwindigkeiten hätten für kaum Luftaustausch gesorgt, und es kam deutschlandweit zu Überschreitungen, so Ines Wahl. „Dabei waren die Mitte und der Nordwesten Deutschlands besonders betroffen“, heißt es vom Landesamt für Umweltschutz. Neben Wernigerode rissen im Land Sachsen-Anhalt an jenem 28. Februar neun weitere Stationen diesen Grenzwert.

Ebenso positiv wie beim Feinstaub sei die Tendenz bei der Belastung mit Stickstoffdioxid zu beobachten. Sie sank an der Messstation am Wernigeröder Bahnhof gegenüber dem Vorjahr merklich. Der Jahresmittelwert ging von 14 auf 12 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zurück. 2017 wurden im Schnitt 13 Mikrogramm gemessen. Zum Vergleich: Der Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit liegt laut Gesetz bei einem Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Landesweit zeige sich an den Stationen des Luftüberwachungsmessnetzes Sachsen-Anhalt im Jahr 2019 ein Rückgang der Stickstoffdioxid-Belastung gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich ein bis zwei Mikrogramm pro Kubikmeter, berichtet Ines Wahl weiter. Vor allem an den allgemein höher belasteten Verkehrsmessstationen werde weniger Stickstoffdioxid registriert, so die Sprecherin. „Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass eine wesentliche Ursache für diesen Rückgang im Verkehrsbereich zu suchen ist“, teilen die Mitarbeiter des Landesamtes für Umweltschutz weiterhin mit.

Sie führen dies überwiegend auf den veränderten Automarkt seit dem Diesel-Skandal 2015 zurück. Nachdem die Software-Manipulationen bei einigen Diesel-Modellen bekannt wurden, hätten die Diskussion um Fahrverbote in den Folgejahren und deren erste Umsetzungen 2019 zu einem Umdenken bei vielen Autofahrern geführt.

So habe sich die Zusammensetzung der Fahrzeugflotte laut Kraftfahrt-Bundesamt erheblich verändert. Insbesondere ältere Diesel wurden gegen Benziner eingetauscht und es gab ab 2016 einen deutlichen und kontinuierlichen Rückgang bei den Neuzulassungen von Diesel-Pkw. „Dieser Trend kam erst im Laufe des Jahres 2019 zum Stehen, da nun zunehmend Fahrzeuge der neuesten Diesel-Generation (Abgasnorm Euro 6d-temp) auf den Markt kamen und potentielle Käufer mit erheblichen Rabatten gelockt worden sind“, erläutert Umweltamt-Sprecherin Ines Wahl.