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Umweltschutz 30 Jahre Arbeit für Forelle und Co.

Seit 30 Jahren setzt sich der Verein Wildfisch- und Gewässerschutz Wernigerode für Wassertiere und ihre Umwelt ein.

Von Katrin Schröder 22.08.2016, 11:59

Wernigerode l Die Aufschrift auf dem Stein mag unkundige Passanten auf den ersten Blick verwirren. „Viva Ichthyofauna“ steht darauf, übersetzt bedeutet dies: „Hoch lebe die Fischtierwelt!“ Dass dieser Satz in Wernigerode seine Berechtigung hat, ist dem Wildfisch- und Gewässerschutzverein zu verdanken. Der Zusammenschluss von Naturschützern hat sich zu seinem 30. Geburtstag den Denkstein aus Harzer Granit an der Ilsenburger Straße, Ecke Am Auerhahn setzen lassen.

1985 wurde der Verein als zunächst loser Zusammenschluss von Fischfreunden gegründet, die das Ziel hatten, die Wasserqualität in Wernigerode zu verbessern. „Es war ein Novum in der DDR. Das gab es nirgendwo sonst“, berichtet der Vereinsvorsitzende Otfried Wüstemann. Dass Menschen Fische schützen wollten, die sich nicht zum Verzehr eignen, war seinerzeit etwas ganz Ungewöhnliches. Und obwohl die SED-Bezirksleitung die Aktivitäten duldete, wurden die Fischfreunde argwöhnisch beäugt – ebenso wie andere Gruppen, die auf Umweltprobleme hinwiesen. „Das konnte als Kritik an einem System verstanden werden, unter dem die zwei durch Wernigerode hindurchfließenden Gewässer Holtemme und Zillierbach durch die Einleitung industrieller Abwässer ökologisch nahezu vollständig veröden konnten“, schreiben Wüstemann, Stellvertreter Ulrich Eichler und Mitglied Christian Reinboth.

1989 brachte die Wende für die seinerzeit rund 200 Fischfreunde und ihr Anliegen. Das Aus einiger größerer Industriebetriebe sorgte für eine Verbesserung der Wasserqualität in Wernigerodes Gewässern. Der Verein entschied sich gegen den Anschluss an einen großen Umweltverband wie Nabu oder BUND und nahm ein Großprojekt in Angriff: Holtemme und Zillierbach sollten vollständig durchgängig werden für die Fischtierwelt. Von 1996 bis 2012 wurden die 23 Querbauwerke, die bisher Fischen und anderen Wasserlebewesen den Weg in ihre Laichgebiete versperrt hatten, entfernt oder umgestaltet. Für die Passierbarkeit sorgen 25 Fischaufstiege. An der Brücke, an der nun der Denkstein steht, wurde der erste Aufstieg 1996 errichtet, berichtet Ulrich Eichler.

Damals mussten die Naturfreunde Überzeugungsarbeit bei den Geldgebern leisten. „Aus Magdeburg hieß es: Gebt Euer Geld doch lieber für die Schlaglöcher auf den Straßen aus“, erinnert sich Vereinschef Wüstemann.

Trotzdem habe der Stadtrat ebenso wie Sponsoren – von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt über Vattenfall bis hin zur Hasseröder Brauerei – das Vorhaben immer unterstützt. Heute gelten die Fischaufstiege als Vorzeigeprojekt, für das sich Experten bundesweit interessieren. „Das ist ein Beispiel nicht nur für Sachsen-Anhalt, sondern für ganz Deutschland“, betont Wüstemann.

Die Bachforelle, das Wappentier der Stadt Wernigerode und des Harzkreises, kann mittlerweile wieder von jeder Brücke in Wernigerode aus beobachtet werden – ein Umstand, den der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung für ihr neues Projekt nutzen will. Unter dem Titel „Erlebniswelt Bachforelle“ soll Kindern und Jugendlichen die Fischtierwelt vor ihrer Haustür nahegebracht werden. Auf elf Stationen zwischen dem Streuobstmuseum bei Silstedt und Wernigerode sollen Informationen spielerisch vermittelt werden. Dafür hat das Landesverwaltungsamt gerade eine Förderung von rund 14 400 Euro bewilligt.