Verein Bei jedem Wetter unterwegs
Die Wanderfreunde der Wernigeröder Kontaktegruppe erkunden seit 20 Jahren die Umgebung. Gemeinschaft wird groß geschrieben.
Wernigerode l Grauer Himmel, Regen, matschige Waldwege – für die Wanderer der Kontaktegruppe Wernigerode ist das kein Problem. „Jede Jahreszeit hat ihre Reize“, sagt Brigitte Niebel, ihre Mitstreiter nicken. Die Wernigeröderin gehört zu den rund 20 Gruppenmitgliedern, die regelmäßig Touren in und um die bunte Stadt am Harz unternehmen.
Anfang der 1990er-Jahre hat sich der Verein „Kontakte – Hilfen – Perspektiven“ gegründet, berichtet Eva Lange – damals unter der Federführung von Tatjana Jungjohann, Monika Ermrich und Rosemarie Bock. Die Gemeinschaft richtete sich an Menschen, die durch die politische Wende ihre Arbeit verloren hatten, die Unterstützung und Orientierung brauchten. In der Albert-Bartels-Straße in Wernigerode unterhielt der Verein eigene Räume. „Sie waren ein Anlaufpunkt für Menschen, die Hilfe brauchten“, so Eva Lange, die als Wanderführerin die Touren organisiert.
Neben Gedankenaustausch und Hilfe zur Selbsthilfe organisierte der Verein auch Vorträge, Fahrten und manchmal Feste. Täglich wurde ein kostengünstiges Mittagessen angeboten. „Das alles wurde gerne angenommen“, berichtet die Wernigeröderin – gerade von Alleinstehenden und sozial Schwachen.
Mit den Jahren entwickelte sich das Vereinsleben weiter, es entstanden Bastel- und Kreativgruppen. „Wir haben mit Basteln und Handarbeiten angefangen. Heute malen wir hauptsächlich Aquarelle“, berichtet Eva Lange.
Zwar hat sich der Verein im Jahr 2000 aus finanziellen Gründen aufgelöst, doch das Miteinander besteht weiter. Ein neues Zuhause fanden die fünf Gruppen im städtischen Senioren- und Familienhaus in der Steingrube 8. Während die einen sich mit alten Handarbeitstechniken beschäftigen, diskutieren andere angeregt über Fragen der Zeit. Rund 70 Teilnehmer sind regelmäßig bei den Veranstaltungen dabei, die finanziell von der Stadt und von der Ländlichen Erwachsenenbildung unterstützt werden.
Den harten Kern bilden die Frauen und Männer der Wandergruppe. Jeden letzten Donnerstag im Monat geht es auf Tour. Der Jahresplan richtet sich auch nach der Natur. Im Frühjahr stehen zum Beispiel Wanderungen zu Frühblühern wie Märzenbecher, Adonisröschen und Knabenkräutern an, berichtet Eva Lange. „Neben der Erholung in der Natur wird ebenso Wissenswertes über die Gegend vermittelt.“
Die Wanderfreunde schätzen die Abwechslung. „Es wird nie langweilig“, sagt Heidemarie Müller. Dazu trägt vor allem die große Tour bei, die die Gruppe einmal im Jahr gemeinsam unternimmt. Die Wanderer waren schon in Magdeburg, um mit der Weißen Flotte über die Elbe zu schippern, haben das Barockschloss Hundisburg und die dortige historische Ziegelei besucht.
Was die Wanderer aber wirklich zusammenschweißt, ist die Gemeinschaft. „Es ist ein sehr schöner Zusammenhalt in der Gruppe“, sagt Margot Spurgat. Die Mitglieder lachen viel bei ihren Touren, erinnern sich gern an gemeinsame Erlebnisse. Kein Wunder, denn die meisten kennen sich seit Langem. „Viele sind schon seit mehr als 20 Jahren dabei“, weiß Eva Lange.
Damals hatte noch Inge Elrig die Leitung inne, die mit 84 Jahren inzwischen nicht mehr so gut zu Fuß ist. Doch nicht alle schränkt das Alter ein. „Wir haben einige Teilnehmer, die mehr als 80 Jahre alt sind“, sagt Eva Lange. Ein Herr, 86 Jahre alt, gehe sogar jede Woche auf Tour und erfreue sich bester Gesundheit.
Ein Tipp für Kurzentschlossene: Die nächste Wanderung, zu der Gäste willkommen sind, findet am heutigen Donnerstag statt. Abfahrt ist um 9.40 Uhr vom Bussteig 7 nach Mandelholz. Die acht Kilometer lange Tour führt über Appelnhäu und Neuehütte nach Elbingerode, wo das Mutterhaus besichtigt wird. Es wird Rucksackverpflegung empfohlen, eine Einkehr ist möglich. Gegen 16 Uhr wollen die Wanderer zurück in Wernigerode sein.