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Verkehr In der Steingrube steckengeblieben

Den zweiten Tag in Folge ist ein Lkw in den engen Wernigeröder Altstadtstraßen gestrandet. Polizei und Ordnungsamt mussten eingreifen.

Von Katrin Schröder 15.11.2017, 11:48

Wernigerode l Es ist ein Déjà-vue: Ein Lkw steckt in Wernigerodes Altstadt fest – so wie bereits einen Tag zuvor. Das Fahrzeug, das 40 Tonnen Ladung transportieren kann, hat Dienstagmittag die Kurve von der Steingrube in die Kleine Bergstraße nicht bewältigen können. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Fahrer Zbigniew Pucyk.

Seit 37 Jahren sitzt der Pole beruflich hinter dem Steuer, fährt für Speditionen in Deutschland. Am Dienstag ist er von Berlin gestartet und hat Ware für vier Standorte geladen. Der Real-Markt in Wernigerode ist seine dritte Station, von dort soll es weiter nach Blankenburg gehen.

Im Altstadtkreisel biegt er in die Bahnhofstraße ab, dann berechnet das Navigationsgerät die Route neu und lotst ihn nach rechts in die Albert-Bartels-Straße. Das kam ihm zwar seltsam vor, doch bisher hat ihn das Navi noch nie im Stich gelassen, so Pucyk. Das Gerät sei so eingestellt, dass es passende Routen für einen 40-Tonner heraussuche. So meide es zuverlässig Brücken mit weniger als vier Meter Durchfahrtshöhe oder Straßen, auf denen Lkw nicht fahren dürfen.

Ein solches Verbot besteht in der Wernigeröder Innenstadt nicht, wie David Gutjahr bestätigt. Der Mitarbeiter des Wernigeröder Ordnungsamtes steht in der Kleinen Bergstraße und beobachtet den Einsatz seiner Kollegen sowie der Polizei. Weil der Wendekreis des Fahrzeugs zu groß ist, stehen ordnungsgemäß geparkte Autos im Weg. Eine Halterin fährt ihren Wagen weg – sie hatte dies schon am gestrigen Montag tun müssen, als ein anderer Lkw beim Abbiegen von der Kleinen in die Große Bergstraße stecken geblieben ist.

In der Innenstadt gebe es kein generelles Fahrverbot für Lkw, sagt Gutjahr. Nur einzelne Bereiche – wie zum Beispiel ein Teil der Büchtingenstraße – sei für die großen Transporter gesperrt, „damit sie nicht bis zum Kohlmarkt fahren“. Das sei schon vorgekommen, doch in dem Bereich rund um Steingrube sowie Kleine und Große Bergstraße habe es bisher keine Probleme gegeben.

Ein generelles Verbot für Lkw sei schwierig zu verwirklichen, gibt Gutjahr zu bedenken. Die Anlieferung für die umliegenden Geschäfte und Gewerbebetriebe zum Beispiel werde in der Regel mit 7,5-Tonnern erledigt – ohne Zwischenfälle. Dass der Weg nicht in die Stadt führt, hätte der Fahrer bemerken müssen, so Gutjahr – auch deshalb, weil an der Straße Schilder nach Blankenburg verweisen.

Für Zbigniew Pucyk steht jedoch fest: „In diesen engen Straßen sollte ein absolutes Verbot für Lkw herrschen.“ Wenn es ein solches Verbot gegeben hätte, dann hätten nicht nur Verkehrsschilder, sondern auch das Navigationsgerät darauf aufmerksam gemacht und ihn erst gar nicht in die Bredouille hineingelotst.

Gegen 12.45 Uhr sind die beiden geparkten Wagen aus dem Weg, Pucyk kann sein Abbiegemanöver beginnen. Zentimeter für Zentimeter lenkt er unter den Blicken der Schaulustigen, die sich inzwischen versammelt haben, den Lkw aus der Klemme. Die Wernigeröder Regionalbereichsbeamten Detlef Dettmer und Holger Oppermann geleiten den Fahrer wieder aus der Innenstadt heraus – über die Große Bergstraße und in Gegenrichtung durch die Ringstraße. Anders geht es nicht, sagen die Beamten.

Weil es kein Fahrverbot gibt, muss der Fahrer keine Strafe zahlen. Als die Mitarbeiterin des Ordnungsamts ihm übersetzen lässt, dass seine Firma jedoch für den Abschleppdienst aufkommen müsse, wird er wütend. „Warum? Ich habe keinen Fehler gemacht“, sagt Zbigniew Pucyk.