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Verkehrslärm Reddeberaner wollen ihre Ruhe

Nicht der gestiegene Verkehr, sondern die Schallreflexion von Gewerbegebiet könnte Grund für den Lärm in Reddeber sein.

Von Ivonne Sielaff 10.10.2016, 01:01

Wernigerode l „Es wird Zeit, dass sich endlich etwas ändert.“ Der Meinung ist viele Reddeberaner, die unter dem Verkehrslärm der angrenzenden B 6 leiden. „Seit mehr als zehn Jahren wird in Reddeber um den Lärmschutz gekämpft“, äußerste sich beispielsweise Tobias Nawrath auf der Facebook-Seite der Harzer Volksstimme. „Trotz moderner doppelglasiger Fenster hört man besonders abends und morgens unheimlich viel Lärm. Mit offenem Fenster zu schlafen, ist nicht möglich.“ Kaum auszuhalten sei es Sonntagabends, wenn das Fahrverbot für Lkw aufgehoben ist, und morgens ab 4 Uhr, so der Reddeberaner.

Im Dorf ist die Lärmbelästigung durch den Verkehr auf der vierspurigen Bundesstraße seit langem Thema, bestätigt Ortsbürgermeister Marcus Meier. Schon beim Bau der Straße hätten die Reddeberaner ihre Bedenken angemeldet und einen Lärmschutzwall gefordert. Die Anwohner hätten sich sogar zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. „Aber sie wurden nicht gehört“, so Meier.

Betroffen seien nicht nur die Menschen, die am Dorfrand zur B 6 hin wohnen, sondern auch die Bewohner des Ortskerns. „Weil wir innerhalb der Ortslage gut 15 Meter Höhenunterschied haben“, so der Bürgermeister. Seit dem Sommer sei die Lärmbelastung dem Empfinden nach besonders heftig.

Die für die Bundesstraße zuständige Landesstraßenverkehrsbehörde sieht momentan keinen Grund zum Handeln. Die Verkehrszahlen entsprechen den Prognosen. Grenzwerte seien bisher nicht überschritten worden, teilte Stefan Hörold, Leiter der Behörde in Halberstadt, mit.

„Ich glaube auch nicht, dass gestiegene Verkehrszahlen Grund für den verstärkten Lärm sind, sondern der Bau der beiden großen Hallen im Gewerbegebiet Smatvelde, die seit ihrer Fertigstellung eine große Reflexionsfläche in Richtung Reddeber bilden“, so Meier. Das sei das einzige, was sich in den letzten Jahren verändert hat.

Solch eine Schallreflexion sei theoretisch durchaus möglich, sagt Hans-Dieter Nadler vom Wernigeröder Planungsamt auf Nachfrage. Das Gewerbegebiet sei mit Hilfe eines Bauleitverfahrens entwickelt worden, so Nadler. Eine mögliche Schallreflexion von den Fassaden der Gebäude sei seines Wissens damals jedoch kein Thema gewesen. „Das müsste durch ein Gutachter getestet werden“, sagt Nadler. Sollte sich die Vermutung von Reddebers Bürgermeister bestätigen und tatsächlich Grenzwerte überschritten werden, müsste man in Zusammenarbeit mit dem Landkreis tätig werden. „Das können wir nur unterstützen“, so der Stadtplaner.

Ob eine Reihe Bäume, wie vom Marcus Meier vorgeschlagen, die Schallwellen wirklich brechen würden, bezweifelt Hans-Dieter Nadler. Bäume schlucken zwar Staub, aber keinen Lärm, das sei nur mit Masse möglich.“

Marcus Meier und die Bewohner von Reddeber erwarten nun, dass die Stadtverwaltung sich ihrer Sache annimmt. „Im Wernigeröder Rathaus ist unser Problem bekannt, seit wir vor sechs Jahren eingemeindet worden“, so Meier. „Wir wollen, dass eine Messung veranlasst wird, um der Ursache für den gestiegenen Lärm auf den Grund zu gehen.“