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Volks-Lichtspiele Licht im Dunkel der Kinogeschichte

Ralf Mattern hat die Geschichte der Wernigeröder Kinos erforscht. Warum ihn das Thema interessiert, verrät er im Volksstimme-Gespräch.

Von Ivonne Sielaff 18.09.2017, 01:01

Wernigerode l Viele Wernigeröder fiebern der Wiedereröffnung der Volks-Lichtspiele entgegen. Das Kino in der Salzbergstraße hat vor gut einem Jahr seine Pforten geschlossen und wird seither aufwändig saniert. Was die meisten nicht wissen: Die Kinogeschichte von Wernigerode geht bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts zurück – eine Zeit, in der das neue Medium Film seinen Triumphzug rund um die Welt antrat. Eine Zeit, in der in vielen Orten Lichtspielhäuser aus dem Boden schossen.

Ralf Mattern hat die Historie der Wernigeröder Kinos erforscht. Ihn habe es gestört, dass so viele falsche Fakten im Internet und in Zeitungsartikeln kursieren. Seine Frau ermutigte ihn, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

„Wenn man mit einem Thema anfängt, gibt es zunächst immer mehr Fragen als Antworten“, blickt der Heimatforscher auf seine Arbeit zurück. Mattern recherchierte unter anderem im Stadtarchiv und in der Harzbücherei. „Es ging mir vor allem darum, konkrete Daten zu finden, Protagonisten zu benennen, aber auch die damalige Zeit etwas erlebbarer zu machen.“ Interessant seien die Eröffnungsprogramme der Kinos gewesen, „weil schon allein die Namen der Filmchen und deren Beschreibung in den Zeitungsanzeigen die Zeit unserer Urgroßeltern nachvollziehbarer werden lassen, in dem wir in die Sprache und Denke jener Jahre eintauchen können“.

Antrieb sei für ihn seine Leidenschaft für die Historie seiner Heimatstadt gewesen. „Für Geschichte habe ich mich schon in der Schule interessiert“, sagt Mattern. Das Interesse blieb. Seit 2005 beschäftigt er sich intensiv mit der Stadtgeschichte. Zunächst stürzte er sich auf die Wernigeröder Arbeiterbewegung, verfasste darüber nach intensiven Recherchen sogar ein 570-seitiges Buch. „Mich reizen besonders die Gebiete, in denen es noch ‚weiße Flecken‘ gibt oder von denen ich wusste, dass Veröffentlichungen nicht korrekt waren.“ Er habe es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Ungereimtheiten auf den Grund zu gehen und letztlich dafür zu sorgen, dass sich die Schleier der Vergangenheit heben – wie auch bei der Geschichte der Wernigeröder Kinos.

Dabei ist Ralf Mattern nicht unbedingt das, was man einen Filmfan nennt. „Ich weiß nicht einmal, wann ich das letzte Mal im Kino war.“ Eine gewichtige Verbindung zum Thema Lichtspielhäuser gibt es dennoch. Matterns Urgroßvater Albert Vogeler besaß seinerzeit ein Kino in Wernigerode. „Er ist 1931 gestorben, ich habe ihn also nie kennengelernt“, sagt er. „Leider haben wir nichts von ihm – nicht mal ein Bild.“ So ist die Beschäftigung mit der Historie der Kinos für Ralf Mattern auch so etwas wie die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte.

Die Harzer Volksstimme veröffentlicht die Ergebnisse von Ralf Matterns Recherchen in den nächsten Woche in einer Serie.