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Mit der Antwort auf eine politische Entgleisung hat 1994 eine neue Ära der Faschingstradition begonnen / 375. Karneval wird vorbereitet Vom "Negerdorf" zum "Schuh des Manitu": Faschingsclub Stiege ist 20 Jahre aktiv

19.01.2013, 01:23

Stiege (bfa) l Ist die fünfte Jahreszeit schon stets Herausforderung genug für den Faschingsclub Stiege, um bunte Wagen und Kostüme zu basteln, so kommt dieses Jahr sogar noch ein Jubiläum dazu.

20 Jahre organisiert der unter dem Dach des Schützenvereins agierende Fastnachtstrupp eine der größten Faschingsattraktionen der Region. Karnevalsfreunde trafen sich einst bei Siegfried Nabert "auf dem Sofa" und besprachen das Vorgehen, um 1993 zu starten.

Unter dem Vorsitz von Roland Pilz wurde dann 1994 gestartet, damals mit 20 Unentwegten im Saal des Gasthauses Burgstieg. Dieser wurde bald zu klein, die Feiergemeinde zog um ins Schützenzelt. Heute hat der Club über 50 Mitstreiter.

Von Anfang an und immer noch dabei sind solche Spaßmacher wie Roland und Beate Pilz, Siegfried Nabert, Karola Gatzemann, Ramona Kolbe, Christel und Dieter Eigenwillig. Nicht zu vergessen Holger und Kathrin Pilz, Steffen Wedlich, Andreas Makkus, Andreas Junge, Klaus-Dieter Riechert oder Solveig Kinsky. Was stellten sie und ihre Freunde nicht alles an - und auf die Beine.

Da rollten einst in Stiege hergestellte Harzer Käse riesengroß über die Straße, wurde ein trojanisches Pferd durch den Ort bugsiert, zogen Frösche, Babys, Bienen, Hexen, Promis und Politiker an den oft zahlreichen und immer auch staunenden Zuschauern vorbei.

Legendär war die Antwort der Karnevalisten auf die Abwertung ihrer Heimatgemeinde durch die unbedachte Äußerung einer Schulrätin als "Negerdorf". Zig Harzer zogen daraufhin am 6. Februar 1994 schwarz und braun bemalt, tanzend durch Stiege. Damit begann quasi die neue Ära des Karnevals in Stiege. 2009 war der "Schuh des Manitu" zum gleichnamigen Film im Umzug zu sehen, 2012 wurde der Euro weggekarrt und, und, und ...

Die Faschingstradition selber ist in Stiege freilich ungleich älter als die 20 Jahre Faschingsclub. Rheinländer sollen es gewesen sein, die bei ihrer Umsiedlung auf die hoch gelegene Harzer Ebene den Karneval sozusagen im Blut mitgebracht hatten. 2008 feierte Stiege die 370. Fastnacht.

An den aktuellen Themen für die somit nun anstehende 375. Auflage dieses regionalen Spaßereignisses wird längst schon gearbeitet. Vielfach wird in den Häusern gepocht, geleimt, genäht und an Büttenreden gefeilt. Alles in Familiengruppen und vor allem im Geheimen, wie es Tradition in Stiege ist. Für die Büttenabende am 1. und 2. Februar sind nur noch begrenzt Karten in Karola\'s Shop zu bekommen. Der für alle offene bunte Umzug startet am 3. Februar gegen 10 Uhr am Park in Oberstiege.