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WaldhütteWernigerodes Bergwacht bangt um ihre Basis

Verliert die Bergwacht Wernigerode ihre Hütte am Ottofelsen? Das Fürstenhaus fordert Mietzahlungen für das Domizil im Wald.

Von Holger Manigk 30.06.2018, 01:01

Wernigerode l „Die Hütte im Thumkuhlental ist das Herz unseres Bereitschaftsdienstes.“ Doch die Bergwacht Wernigerode sieht sich nicht mehr in der Lage, die Unfallhilfsstation zu besetzen, betont Andy Schröder. Der Präsident des Kreisverbandes vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), zu dem die Lebensretter gehören, sagt: „Der Fürst zu Stolberg-Wernigerode versucht mit allen Mitteln, uns aus der Hütte zu drängen.“

Der Adelige, dem Grund und Boden gehören, auf dem das Häuschen nahe des Ottofelsens steht, habe im Herbst 2017 den Nutzungsvertrag von Anfang der 1990er Jahre gekündigt. Wie Schröder weiter berichtet, habe Fürst Philipp Constantin anschließend den Auftrag zur Räumung der Hütte gegeben, der Bergwacht im Frühling gar die Fahrgenehmigung über seine Wege entzogen. „Unsere Mitglieder sind eingeschüchtert, darunter leidet der Diensteifer“, klagt Bergwacht-Leiter Holger Müller.

Dazu hätten auch weitere Schikanen beigetragen: „Er hat versucht, die Vizepräsidentin des Bergwacht-Bundesverbandes gegen uns zu beeinflussen, die Berufsgenossenschaft eingeschaltet und beim Bauordnungsamt einen Antrag auf bauaufsichtliches Einschreiten gestellt“, sagt Schröder. Doch von der Harzer Kreisverwaltung habe man „glücklicherweise Rückendeckung erhalten“.

Für den Chef des Fürstenhauses erfüllt die Bergwacht dagegen nicht mehr ihre Vertragsverpflichtung. „Die Hütte dient seit vielen Jahren vorwiegend zu Erholungszwecken für Mitglieder des DRK, deren Familienangehörige und Dritte“, antwortet Philipp Constantin auf Volksstimme-Anfrage. Deshalb möchte er die Hütte vermieten, anstatt zu verpachten.

Doch zu welchem Preis? „Der Entwurf eines Mietvertrages, den uns der Fürst vorlegte, sah eine Kaltmiete von 500 Euro vor – das können wir niemals stemmen“, sagt Andy Schröder. „Das wären 8,80 Euro pro Quadratmeter für ein Haus ohne Strom, Heizung, Wasser- und Abwasseranschluss.“

Dass die Berwacht-Kameraden ihren Dienst in der Hütte mit ein wenig Vergnügen und Spaß für ihre Familien verbinden, bestreitet Holger Müller nicht. „Das ist eine hochemotionale Geschichte – viele unserer Mitglieder waren dabei, als wir die Hütte ab 1985 komplett in Eigenregie ausgebaut haben.“ Das Häuschen im Wald sei bis heute Dreh- und Angelpunkt für die Gemeinschaft der Lebenretter – „und ein wichtiges Argument, um neue Mitglieder zu gewinnen“, so Müller weiter.

Mit der Bergwacht habe er „in der Vergangenheit stets gut zusammengearbeitet“, sagt Fürst Stolberg. Das sieht Andy Schröder anders: „Im Gespräch mit uns hat er betont, er sei ein Freund der Bergwacht – doch geht man so mit Ehrenamtlichen um, die für die Sicherheit der Wanderer sorgen?“