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Wandern Knirps zum Kaiser gekrönt

Mathis Lange aus Wernigerode ist mit sechs Jahren zum Harzer Wanderkaiser gekürt wurden. Eine beachtliche Leistung.

Von Ivonne Sielaff 05.11.2016, 00:01

Wernigerode l Gut 800 Kilometer hat Mathis Lange in den Knochen. Wochenende für Wochenende hat er seine Schuhe geschnürt, hat in den letzten zwei Jahren alle 222 Stempelstellen der Harzer Wandernadel angelaufen. Als Lohn ist er nun zum 3810. Wanderkaiser gekürt worden. Nichts Besonderes bei Tausenden von Teilnehmern? Oh doch, denn Mathis Lange geht noch in den Kindergarten, ist gerade einmal sechs Jahre alt.

„Das ist schon eine Ausnahmeerscheinung, eine ganz besondere Leistung“, schätzt Sarina Lesinski vom Wandernadel-Projektbüro in Blankenburg auf Volksstimme-Nachfrage ein. „Wir hatten einige jugendliche Majestäten, aber nur ganz wenige Kinder. Und er ist ja wirklich alles selbst gelaufen.“

Natürlich ist Mathis nicht allein durch den Wald gestiefelt, sondern immer mit Mama Nicole und Papa Martin im Schlepptau. „Wir waren vorher eigentlich keine begeisterten Wanderer“, verrät Nicole Lange. Die Harzer Wandernadel mit den verschiedenen Abzeichen hätte sie, ihren Mann Martin und vor allem Söhnchen Mathis motiviert.

„Wir haben angefangen, als der Kleine viereinhalb Jahre alt war“, sagt die Wernigeröderin. Der erste Stempel im Heftchen war vom Trudenstein. Aus Spaß an der Freude sind sie weiter gewandert. „Mathis hat immer das nächste Abzeichen herbeigesehnt. Wir waren wie im Fieber.“ Fast jede Woche waren die Langes im Harz unterwegs. „Wir sind jedes Mal mit Sack und Pack losgezogen, manchmal schon früh um sieben. Und das bei Wind und Wetter.“ Frühstück, Mittagessen und Vesper hatten sie im Rucksack dabei. „Mathis liebt Picknicks im Wald.“

Auf ihren Touren hat die Familie Etliches erlebt. „Einmal bei Ilsenburg haben wir uns verlaufen. Wir sind querfeldein durch den Wald, bis wir die Stempelstelle gefunden hatten.“ Nur mit Hilfe der Karte seien die Wanderziele manchmal schwer zu finden gewesen. „Später haben wir die App der Wandernadel genutzt. Damit war es viel einfacher.“ Manche Strecken seien schwierig zu begehen gewesen. „Beispielsweise zur Halleschen Hütte. Der Aufstieg war ziemlich steil, der Weg extrem schmal und matschig gewesen. Da mussten wir ganz schön aufpassen, dass wir nicht abrutschen.“ Aber es sei beeindruckend gewesen, als sie dann die weiße Kirche mitten im Wald erreichten.

Mathis Stempelheft füllte sich im Laufe der Monate, und ganz nebenbei entdeckte der Knirps die reizvolle Landschaft für sich. „Der Harz ist wunderschön. Auch der Westharz, der uns vorher so gut wie unbekannt war“, sagt Mutti Nicole. Nur das Bisongehege bei Stangerode hat Mathis nicht gefallen. „Da hat es so gestunken“, sagt der Sechsjährige und rümpft die Nase.

Übrigens: Die Langes können Mathis‘ Leistung sogar beweisen. An jeder Stempelstelle haben sie ein Foto von ihm geschossen. Die Bilder füllen ganze Alben. Die Abzeichen, darunter die silberne, die bronzene Nadel, der Harzer Steiger und natürlich die Nadel für den Harzer Wanderkaiser, hängen an einen Keilrahmen gepinnt in Mathis‘ Zimmer.

Und wohin wollen die Langes als nächstes wandern? Nicole Lange lacht. „Das ist eine gute Frage. Wir wollen auf jeden Fall noch mal auf den Brocken. Wahrscheinlich müssen wir uns ein neues Hobby suchen. Durch das viele Wandern haben wir in den letzten zwei Jahren nichts anderes gemacht.“