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Wassermangel Sauerstoffkur für Zander und Co.

Tote Fische im Gondelteich in Benneckenstein und im Ratsteich in Langeln: Die Feuerwehren rückte zum Hilfseinsatz aus.

Von Holger Manigk 12.08.2020, 04:00

Benneckenstein/Langeln/Wernigerode l Fische schnappen dicht unter der Wasseroberfläche nach Luft, andere treiben regungslos im Wasser oder liegen im Schlamm: Den Bewohnern des Gondelteiches in Benneckenstein geht es nicht gut, das zeigt das Video, das Ronald Langer im sozialen Netzwerk Facebook hochgeladen hat. Der Benneckensteiner ist regelmäßig am Gewässer unterwegs und bemerkte das Leid der Flossentiere – ebenso wie andere Einwohner, die die Stadtverwaltung informierten. Diese forderte umgehend die Feuerwehr an, die am späten Montagnachmittag zu einem Hilfseinsatz ausrückte.

16 Kameraden installierten am Rande des Gondelteichs zwei Tragkraftspritzen und sechs bis acht B-Rohre, berichtet Benneckensteins Wehrleiter Uwe Freystein. Das Wasser wurde aus dem Teich gepumpt und wieder hineingespritzt. „Dadurch wird es aufgefrischt, der Sauerstoffgehalt nimmt zu“, erläutert Freystein. Rund eineinhalb Stunden lang liefen die Pumpen, wurde das Wasser aufgewirbelt und umgewälzt.

An dieser für die Fische lebenswichtigen Bewegung im Teich fehlt es derzeit, weil der Zufluss aus Richtung Brennerei wegen der derzeit herrschenden Hitze beinahe ausgetrocknet ist. Das sei nicht ungewöhnlich, in den Vorjahren habe es im Gondelteich wie in anderen Gewässern ähnliche Phänomene gegeben, berichtet Roland Krebs, Leiter des Ordnungsamtes der Oberharzstadt. „Wir hatten aber noch nie so wenig Wasser im Zulauf wie in diesem Jahr.“

Zudem ist die Fontäne, die sonst für Bewegung im Gewässer sorgt, derzeit in Reparatur, erklärt Ortsbürgermeister Kay Rogge (parteilos). Vor 14 Tagen sei das Gerät, das regulär über den Winter abgebaut wird, wieder aufgestellt worden – coronabedingt spät im Jahr. Nach wenigen Tagen habe es den Geist aufgegeben, soll aber schnellstmöglich wieder in Betrieb genommen werden.

Doch ob das der Grund für das Fischsterben ist, sei fraglich, sagen Rogge und Sandy Ohlemeyer, Vorsitzender des Anglervereins Benneckenstein. Die Mitglieder haben den Gondelteich gepachtet und bereits am Sonntag die ersten toten Fische entdeckt, berichtet Ohlemeyer. Zehn Zander hätten dem „Hitzestress“ der vergangenen Tage nicht standgehalten. „Raubfische brauchen viel Sauerstoff“, weiß der Vereinschef. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es noch andere Gründe für das Fischsterben gebe – so wie vor drei Jahren, als eine Krankheit den Karpfen im Gondelteich zugesetzt habe.

Es seien aber nur noch wenige Zander im Teich gewesen, um dort zu laichen, berichtet Ohlemeyer. Im Frühjahr sei das Mauerwerk renoviert worden. Die Mitglieder hätten die meisten Exemplare daher in einen anderen Pachtteich im Wald umgesetzt. „Das ist unser großes Glück.“ Neben Zandern und Karpfen bevölkern Aale, Schleie und Weißfische den Teich im Herzen der Stadt.

Wie lange der Effekt der Sauerstoffzufuhr anhält, können weder Angler noch Verwaltung oder Feuerwehr voraussagen. Gegebenenfalls müsse man die Prozedur wiederholen, so Roland Krebs. Wer tote Fische entdecke, solle sich nicht scheuen, den Notruf zu wählen, appelliert Kay Rogge, der der Feuerwehr für den Einsatz dankt. Das unterstreicht auch Brandschutzchef Freystein. „Es geht ja um Tierrettung.“

Ähnliche Probleme wie in Benneckenstein sind am Montag auch im Nordharzer Ortsteil Langeln aufgetreten. Dort meldeten Anwohner, dass im Ratsteich zahlreiche Fische verendet seien. Die Ortsfeuerwehr wurde sofort alarmiert und sammelte etwa 20 Kilogramm toten Fisch ab.

Zeitgleich wurden mehrere Fahrzeuge am Teichufer platziert, die über etwa drei Stunden den Teich belüfteten. „Mehr können wir im Augenblick nicht tun, denn der Ratsteich ist der einzige von drei Teichen im Ort, der überhaupt noch Wasser führt. Von den beiden anderen ist einer bereits völlig ausgetrocknet und im zweiten ist nur noch Schlamm.Im Ratsteich selbst sind teilweise schon die Rückenflossen der noch vorhandenen Tiere zu sehen. Dies zeigt, wie wenig Wasser mittlerweile dort nur noch drin“, sagt Ortswehrleiter Eric Oppermann, der mit seinen Kameraden das Gewässer weiter kontrolliert. Für den dringend benötigten Regen kann aber auch die Feuerwehr nicht sorgen.

Auf Niederschlag hoffen auch die Wernigeröder Angler und Naturfreunde. Doch noch sei die Lage an ihren Pachtgewässern entspannt, berichtet Vereinschef Tommy Löwenberg. „Bislang gibt es keine Anzeichen, dass in unseren Teichen ein ähnliches Fischsterben drohen könnte.“

Der Vorteil der Wernigeröder: Da es in ihren Gewässern im Nordwesten der Stadt – vom Köhler- über Kurts-, Schreiber-, Triangel-, Linderheller- und Dornbergsteich bis zum Wasserleberteich einen Durchfluss gebe, finde ein steter Wasseraustausch statt. Dennoch hofft auch Löwenberg auf Niederschlag zum Wochenende: „Regen und Wind sind das Wichtigste, damit Sauerstoff in die Teiche gelangt.“