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Weihnachtsmarkt Mehr Händler auf Wernigerodes Wunschzettel

Wernigerode möchte das Sortiment des Weihnachtsmarktes erweitern. Vielen Verkäufern ist die Standzeit in der Harz-Stadt aber zu lang.

Von Ivonne Sielaff 22.03.2018, 00:01

Wernigerode l Frühlingszeit ist Weihnachtszeit – zumindest im Wernigeröder Ordnungsamt. Derzeit wird die Ausschreibung für den Weihnachtsmarkt 2018 vorbereitet. Das Ergebnis werden wie jedes Jahr Glühweinstände sein, dazu Bratwurst, Gebäck, Grünkohl, Küchengeräte aus Holz, Pyramiden aus dem Erzgebirge, dazwischen etwas Klimbim und einige Fahrgeschäfte.

Die Meinungen über das alljährliche Angebot und den Weihnachtsmarkt an sich gehen weit auseinander. Der Markt sei „eine Erfolgsgeschichte“, so Ordnungsdezernent Volker Friedrich in seiner Auswertung. Er gehöre zu den schönsten Märkten Deutschlands. „Wir sind bekannt und gut angenommen“. Die vielen Besucher von auswärts und das positive Echo seien Beweis dafür. Das Lichtkonzept mit den „Spargelstangen“ vor dem Rathaus habe sich bewährt, ebenso wie die Erweiterung der Stände rund um Blumenuhr und Rathausinnenhof. Dennoch sieht der Dezernent hier und da Verbesserungsbedarf. „Die Platzverhältnisse auf dem Nicolaiplatz sind begrenzt.“ Zudem seien einige Objekte dort in die Jahre gekommen und könnten „ein paar Pötte Farbe vertragen“.

Nicht alle Stadträte teilen die Begeisterung der Verwaltung. Der Weihnachtsmarkt habe einen „verstaubten Charakter“, kritisiert Tina Sasse (parteilos, Bündnis 90/Die Grünen/Piraten). „Eine Bratwurstbude jagt die nächste, und Kunsthandwerk fehlt.“ Bei der Akquise sieht sie vor allem die Verwaltung in der Pflicht.

Mario Schlieper (parteilos, SPD-Fraktion) widerspricht dem Dezernenten ebenfalls. Der Markt sei nicht schlecht, aber auch „nicht super-gut“. „Denkt man sich die schöne Kulisse weg, ist er eher durchschnittlich, nichts Besonderes.“ Schlieper stört sich am Angebot der Händler. „Die Sortimentbreite passt nicht.“ Martina Tschäpe (SPD) sagt: „Es sind jedes Jahr die selben Stände. Der Kerzenmann begrüßt einen schon mit Handschlag.“

Michael Wiecker, CDU-Stadtrat und selbst Budenbetreiber, hält dagegen: „Wer glaubt, dass es ist einfach ist, ohne weiteres fünf neue Händler für einen vierwöchigen Markt zu finden, der lebt auf einem anderen Planeten.“

Mit dem Problem habe die Verwaltung seit Jahren zu kämpfen. „Es ist keiner weiter da, der her will. Und das wird auch so bleiben“, sagt Ordnungsdezernent Friedrich. Für die Verkäufer seien eben kürzere Märkte interessanter. Seine Mitarbeiter seien „ständig“ auf der Suche nach neuen Händlern für Wernigerode, so Friedrich. „Das Ergebnis sind die Bewerbungen auf die Ausschreibung. Damit müssen wir arbeiten.“

Erfahrungen, die auch Christian Legler mit dem Wernigeröder Wintermarkt gemacht hat. „Die Händler, die wir haben wollen, die die Qualität des Marktes heben würden, denen müssten wir Geld zahlen, damit sie herkommen.“ Unter der Woche sei der Markt ein Verlustgeschäft. „Die Verkäufer müssen das über die Einnahmen am Wochenende kompensieren.“ Deshalb würden sich viele Händler gegen eine Verlängerung des Weihnachtsmarktes über den 22. Dezember hinaus wehren.

Diese Idee von Matthias Winkelmann wird derzeit kontrovers diskutiert. Der CDU-Stadtrat schlägt vor, die Buden zwischen Breiter Straße, Nico und Markt bis zum 29. Dezember stehen zu lassen, um Wernigerödern und Besuchern noch nach den Feiertagen etwas zu bieten. Die Verwaltung unterstützt Winkelmanns Vorschlag. Von vielen Stadtratskollegen gibt es Gegenwind. Unnötig, sagt Martina Tschäpe. Mit dem Wintermarkt gebe es bereits eine Nachversorgung bis zum 6. Januar. „Nach dem 22. Dezember wollen die Leute nur noch Grog und Würstchen.“ Andere Händler würden nichts mehr verkaufen, so Tschäpe.

Michael Wiecker schlägt in die gleiche Kerbe: „Kunstgewerbe und backende Betriebe erreichen nach Heiligabend keinen Gast mehr.“ Er befürchtet, dass Händler abspringen könnten. „Und drei Bratwurstbuden und drei Glühweinstände machen keinen schönen Markt.“

Die Gefahr sieht Volker Friedrich ebenso. „Wir können niemanden zwingen, nach Weihnachten seine Bude zu öffnen“, so der Ordnungsdezernent. „Und wenn wir in die Satzung reinschreiben, ihr müsst bis zum 29. Dezember stehen bleiben, dann fasst sich der Schwibbogenverkäufer an den Kopf.“

Für Kunsthandwerk müsse man generell „attraktivere Bedingungen schaffen“, regt Tina Sasse an. „Vielleicht könnte man kürzere Standzeiten anbieten.“ Eine Idee, die auch Christian Legler vom Wintermarkt beschäftigt. „Das haben wir für die nächste Saison geplant. Wir werden versuchen, einige Hütten für kurze Zeiträume zu vermieten. Mal schauen, ob es gelingt.“

Die Weihnachtsmarktsatzung und die verlängerten Standzeiten sind heute, 17.30 Uhr, Thema im Stadtrat.