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Weihnachtsmarkt Schöne Bescherung - höhere Gebühren

Händler auf dem Wernigeröder Weihnachtsmarkt sollen künftig tiefer in die Tasche greifen. Wie tief - darüber beraten die Stadträte.

Von Ivonne Sielaff 06.03.2017, 00:01

Wernigerode l Die Marschrichtung ist klar: Attraktiv soll der Wernigeröder Weihnachtsmarkt sein und kostendeckend, im besten Fall sogar Gewinn abwerfen. Voraussetzung: Die Händler müssen bei den Standgebühren tiefer in die Tasche greifen. Die Gebührenerhöhungen sollen in einer Satzung festgeschrieben werden – dazu weitere Regularien wie die Farbe der Müllsäcke und Sortiment sowie Gestaltung der Verkaufsbuden.

An dieser Satzung arbeiten Wernigerodes Stadträte seit über einem Jahr – zuerst in einer Arbeitsgruppe mit Händlern und Verwaltung, in diesen Tagen wird der Entwurf in den Fachausschüssen diskutiert. Ein Streitpunkt sind nach wie vor die Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes, wie sich in der Sitzung des Ordnungsausschusses zeigte. „Ich bin für Kernöffnungszeiten. Darüber hinaus sollten Händler eher öffnen und später schließen dürfen, wenn das Geschäft gut läuft“, schlug Mario Schlieper (parteilos /SPD-Fraktion) vor. Reinhard Wurzel (CDU) plädierte dagegen für eine Öffnung des Marktes um Punkt 10 Uhr. „Das reicht völlig, vorher ist Lieferverkehr.“ Maximal 21 Uhr müsse „Ritze sein“, verlangte Bernd Rettmer, der für die CDU im Stadtrat sitzt. „Die Hotelgäste auf dem Markt wollen schließlich auch irgendwann ihre Ruhe haben.“ Wernigerode sei eine Touristenstadt, 22 Uhr am Wochenende eine christliche Zeit, entgegnete Mario Schlieper. „Wenn die Leute ein Hotelzimmer am Markt beziehen, müssen sie mit einer Geräuschkulisse rechnen.“

Eine klare Formulierung in der Satzung sei wichtig – darauf wies Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich hin. „ Und spätestens 22 Uhr muss die Klappe schließen.“ Dann beginne die Nachtruhe. Wer sich nicht daran halte, müsse mit Sanktionen rechnen, so der Amtsleiter. Die Ausschussmitglieder einigten sich schließlich auf eine Kernöffnungszeit von 10 bis 20 Uhr (Sonntag bis Donnerstag) sowie von 10 bis 21 Uhr (Freitag und Sonnabend). Spätestens um 21 Uhr (sonntags bis donnerstags) beziehungsweise 22 Uhr (freitags und sonnabends) müssten die Buden schließen.

Matthias Winkelmann (CDU) brachte erneut eine Ausweitung des Weihnachtsmarktes über die Feiertage hinaus bis zu Silvester ins Gespräch. „Das wird von Händlern und Gästen gewünscht. In Goslar geht es doch auch. Wir lassen uns viel entgehen.“ Er sei „strikt“ dagegen, so Reinhard Wurzel. Man sollte dem christlichen Gedanken des Festes Rechnung tragen und sich nicht „auf Teufel komm raus“ dem Kommerz beugen.

Uneinig sind die Stadträte zudem bei der örtlichen Begrenzung des Weihnachtmarktes zwischen Blumenuhr, Markt und Nico. „Wir sollten den Markt entzerren, den Altstadthändlerbereich mit Westernstraße, unterer Breiten Straße und Burgstraße einbeziehen“, so Mario Schlieper. Dem pflichtete Matthias Winkelmann bei. Man dürfe die Initiativen der Geschäftstreibenden nicht tot drücken, indem man diese Bereiche ausgrenze. André Weber (CDU) fragte, ob eine Eingrenzung des weihnachtlichen Treibens von Markt bis Nico noch zeitgemäß sein. „Wir sollten den Bereich auf die ganze Breite Straße ausweiten.“ Sein Vorschlag fand jedoch keine Mehrheit.

Man könne nicht beliebig mit der „Fläche rumschachern“, meldete sich Thomas Schatz (Linke) zu Wort. „Wenn wir die Satzung über die ganze Stadt ausrollen, dann gelten auch die Vorgaben für das gesamte Gebiet.“ Er sprach sich für ein Kerngebiet aus. Andere Bereiche sollten über die Sondernutzungsatzung geregelt werden – mit festgelegten Gebühren und Gestaltungsvorgaben.

Am Thema Standgebühren scheiden sich nach wie vor die Geister. Wie hoch sollen die Abgaben der Budenbetreiber sein? Und wie hoch soll der Gewinn sein, den der Markt am Ende einfährt?

Amtschef Gerald Fröhlich hatte den Stadträten mehrere Berechnungsmodelle vorgeschlagen, in denen er – wie gefordert – Sortiment, Lage und Größe der Buden als Variablen verwendete. Fröhlich wies darauf hin, dass durch Einsparungen und Gebührenerhöhungen in den vergangenen Jahren bereits 25.000 Euro mehr eingenommen wurden, dass man 2016 erstmal die schwarze Null erreicht habe. „Ich kann jede gewünschte Erhöhung durchkalkulieren. Aber wir sollten es nicht auf die Spitze treiben.“

Weil sich die Stadträte für keines der Modelle begeistern konnten, soll die Verwaltung nun weiteres Zahlenmaterial vorlegen. Jedoch dränge die Zeit, so Fröhlich. Die Händler bräuchten Planungssicherheit – auch bei der Höhe der Gebühren, die sie erwartet. Um in der Stadtratssitzung am 30. März ein Votum abgeben zu können, wollen die Mitglieder des Ordnungsausschusses am 21. März erneut tagen und sich nochmals mit der Gebührenberechnung auseinandersetzen.