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Wernigerode „Gelernt, was man alles nicht braucht“

Sie sind wieder zurück. Aber nur fast, denn in Gedanken sind Kerstin Jäger und Christoffer Kniep oft genug noch in der weiten Welt.

Von Theo Weisenburger 28.07.2015, 01:01

Wernigerode l „The Outbreaker“: So nannten Christoffer Kniep und Kerstin Jäger – beide 31??Jahre alt und aus Wernigerode beziehungsweise Halberstadt stammend – ihre Facebook-Seite. Auf der berichteten sie über ihre Reise, nahmen Freunde und Familie auf ihrem Trip durch Asien und Australien mit (Volksstimme berichtete). Gesehen haben sie viel: China, Vietnam, Kambodscha, Thailand, Malaysia, Indonesien und Australien, das waren ihre ursprünglichen Ziele, die sie auch allesamt bereist haben. Doch dann wollten sie sich nicht trennen von der Ferne, blieben ein halbes Jahr länger als geplant, besuchten die Südsee und erneut Thailand. Aber irgendwann war auch das vorbei - was Weihnachten 2014 begonnen hat, fand Mitte Juni 2015 seinen Abschluss.

Was ist das für ein Gefühl, nach 18 Monaten in fremden Ländern wieder zurück im kleinen beschaulichen Harz zu sein? Haben sich die Menschen zu Hause verändert? Ist man selbst ein anderer geworden? Zumindest diese Frage ist schnell beantwortet. Äußerlich ja - Christoffer Kniep startete kahl rasiert auf große Tour und kam mit Rauschebart zurück. Der soll bleiben, auf dieses Andenken will er nicht verzichten. Auch sonst scheint er derjenige zu sein, bei dem die Reise die größeren Spuren hinterlassen hat: „ Er ist offener geworden“, sagt Lebensgefährtin Kerstin, der Kontakt zu anderen Menschen sei nicht ohne Folgen geblieben. Bei sich selbst schätzt sie die Auswirkungen geringer ein: „Ich glaube nicht, dass ich mich sehr verändert habe.“ Andere sehen das anders, Christoffers Großmutter zum Beispiel: Gelassener und ruhiger sei Kerstin geworden, meint die Oma.

Da hat sich in der Heimat mehr getan: Vier Geburten und eine Hochzeit haben die Weltenbummler verpasst, und viele Feste obendrein. Umso schöner war das erste, das Wernigeröder Rathausfest: „Da hab‘ ich mich richtig wohlgefühlt“, erinnert sich Kerstin Jäger zurück. Da war sie dann wieder da, die alte Heimat. Die hatte die Beiden ohnehin schneller wieder, als sie gehofft hatten. Für ein langsames Ankommen waren dann doch zu schnell zu viele Dinge zu erledigen: Behördengänge zum Beispiel, oder die Suche nach einer Unterkunft. Nach ihrer Rückkehr hatten sie noch keine Wohnung, gelebt haben sie bei Familie und Freunden, immer mal wieder an einem anderen Ort. Das war kein Problem, das Leben aus dem Rucksack waren sie schließlich gewohnt. „Wir haben gelernt, was man alles nicht braucht“, sagt Christoffer Kniep.

Bleibt die Frage, wie es weitergeht. Christoffer Kniep und Kerstin Jäger sind auf Jobsuche, was genau, das müssen sie noch herausfinden. Sicher ist wohl nur, dass sie sich irgendwo in Deutschland niederlassen werden. Denn wenn sich auch auf ihrer Weltreise viele Träume erfüllt haben, aus einem ist nichts geworden: „Wir haben gehofft, dass wir ein Land finden, in dem wir bleiben können“, sagt Kerstin Jäger. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir nicht wiederkommen.“