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Hochwasserschutz Wernigeröder klagen gegen Abriss der Kruskabrücke

Der Abriss der Kruskabrücke ist besiegelt. Das Bauwerk soll aus Gründen des Hochwasserschutzes weichen. Eigentlich. Einige Wernigeröder haben nun aber rechtliche Schritte dagegen eingeleitet.

Von Ivonne Sielaff 26.05.2021, 16:35
Die Mitglieder der Bürgerinitiative Kruskabrücke kämpfen für den Erhalt des Bauwerks. Die Brücke sei eine wichtige Verbindung zwischen Hasserode und der  Innenstadt, argumentieren die Wernigeröder.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative Kruskabrücke kämpfen für den Erhalt des Bauwerks. Die Brücke sei eine wichtige Verbindung zwischen Hasserode und der Innenstadt, argumentieren die Wernigeröder. Foto: Ivonne Sielaff

Wernigerode - Mit einer Klage wollen sich einige Wernigeröder gegen den drohenden Abriss der Kruskabrücke zur Wehr setzen. Die mit dem Abriss verbundene Einziehung der Straße sei gesetzeswidrig, heißt es von Winfried Borchert, Sprecher der Bürgerinitiative Kruskabrücke. Borchert, selbst Hauseigentümer direkt an der Brücke, beruft sich dabei auf das Straßengesetz des Landes Sachsen-Anhalt. Dort heißt es unter anderem: „Eine Straße kann eingezogen werden, wenn sie keine Verkehrsbedeutung mehr hat oder überwiegende Gründe des öffentlichen Wohls vorliegen.“ Die Verkehrsbedeutung der Straßenbrücke sei unstrittig, so Borchert weiter. Überwiegende Gründe des öffentlichen Wohls würden nicht vorliegen.

Genau dabei gehen die Ansichten allerdings mehr als auseinander. Wernigerodes Stadtrat gab im Juli 2020 grünes Licht für den Abbruch der Brücke. Mit dem Ziel, das Hochwasserrisiko in dem Quartier zwischen Am Auerhahn und der Kruskastraße zu minimieren. Dort war es bei Starkregen immer mal wieder zu brenzligen Situationen gekommen. Das Problem: Die Brücke sitzt zu tief im Flussbett.

Seit der Flut von 2017 beschäftigt man sich deshalb im Wernigeröder Rathaus mit der Entschärfung des Nadelöhrs – mit Unterstützung der Hasseröder Initiative für Hochwasserschutz. Möglichkeiten wie die Ausschachtung des Flussbettes wurden verworfen. Der Abriss und der Bau einer deutlich höheren Brücke werden schon länger diskutiert. Bei Berechnungen zeigte sich, dass eine Brücke für Pkw nicht realisierbar ist. Im Frühjahr 2020 stand man daher immer noch vor der Frage: ersatzloser Abriss oder Neubau für Radfahrer und Fußgänger. Eine endgültige Entscheidung stand zu dem Zeitpunkt aus.

Abriss löst Problem nicht

Bis Stadtrat Christian Linde (CDU) den ersatzlosen Abriss im Juni 2020 in die politische Diskussion brachte, um in Sachen Hochwasserschutz auf die Tube zu drücken. Zumal es in unmittelbarer Nähe zwei weitere Brücken gebe, argumentierte er damals. Der Stadtrat stimmte nach teils heftigen Diskussionen mehrheitlich zu. Gleichzeitig wurde die Verwaltung aufgefordert, Entwürfe für eine Ersatzbrücke für Radfahrer und Fußgänger zu erarbeiten und dem Stadtrat vorzulegen. Allerdings ohne Garantie auf tatsächliche Umsetzung.

Das Argument des Hochwasserschutzes sei offensichtlich vorgeschoben, heißt es jetzt von der Bürgerinitiative Kruskastraße. Ein Abriss würde das Problem nicht lösen, sondern nur flussabwärts verlagern. Bei Hochwasserereignissen sei es ausreichend, das Flussbett im Bereich der Brücke von Treibgut und Sediment freizuhalten.

Hinter den Abrissplänen würden ohnehin nur die privaten Interessen eines „prominenten Kommunalpolitikers“, des Vorsitzenden der CDU-Fraktion, stehen, mutmaßen die Mitglieder der Initiative. Gemeint ist Matthias Winkelmann, der ein Grundstück nahe der Brücke besitzt. Und die Vorwürfe gehen noch weiter: „Es ist bedauerlich, dass sich der Stadtrat für private Interessen hat einspannen lassen.“ Dabei hätten sich bei einer Unterschriftensammlung 700 Unterzeichner gegen einen übereilten Abriss ausgesprochen.

Vorwürfe an Stadtrat

„Das ist eine bodenlose Frechheit“, sagt Winkelmann, als die Volksstimme ihn mit den Vorwürfen der Bürgerinitiative konfrontiert. „Davon distanziere ich mich. Das sind Unterstellungen.“ Ihm gehe es einzig allein um die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes, auf das man sich überparteilich verständigt habe. Der Abriss sei dabei nur eine von mehreren Projekten. So sei unter anderem noch die Erhöhung der Ufermauern durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz geplant.

Die Bürgerinitiative um Winfried Borchert hat indes rechtliche Schritte eingeleitet. Noch in dieser Woche werde die entsprechende Klage beim Verwaltungsgericht Magdeburg eingereicht, informiert Borchert. „Wir hoffen auf eine möglichst zeitnahe Entscheidung in unserem Sinne, um diesen für viele Bürger wichtigen Verkehrsweg zu erhalten.“ Gleichzeitig appelliert er an die Stadtverwaltung, die Aktivitäten zum Abbruch der Brücke ruhen zu lassen, bis das Gericht entschieden habe.

Denn der Abriss steht eigentlich unmittelbar bevor. Kreisverwaltung und Stadtrat haben dem Einzug des betroffenen Straßenbereichs bereits zugestimmt. Auch die wasserrechtliche Genehmigung für den Rückbau liegt vor. „Für den Abriss werden drei bis fünf Angebote einer Fachfirma eingeholt und nach Prüfung wird der Auftrag an das wirtschaftlichste Unternehmen vergeben“, hat die Verwaltung erst kürzlich informiert. Bis Ende September soll die Kruskabrücke dann abgebrochen sein. Was die Klage und die Reaktion aus dem Rathaus darauf betreffe, möchte man sich noch nicht äußern, so Sprecherin Kristin Dormann auf Nachfrage. „Darüber müssen wir uns noch verständigen.“

Ob es in der Kruskastraße eine neue Brücke geben wird, steht indes weiter in den Sternen. Die Stadtverwaltung hat im Bauausschuss wie gefordert drei Vorschläge für eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke vorgelegt. Der Ball liegt momentan im Feld der Stadträte. Eine entsprechende Beschlussvorlage soll aus deren Reihen kommen, so die gemeinsame Absprache. Bislang liegt dazu noch nichts vor.