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Wetterbeobachtung  2018: Heiß, trocken, aber längst nicht extrem

Heiß, trocken und außergewöhnlich - längst aber nicht extrem: Das sind die Attribute, die das Jahr 2018 auf dem Brocken charakterisieren.

Von Dennis Lotzmann 02.01.2019, 00:01

Schierke l Marc Kinkeldey, der Chef der Wetterwarte, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf dem höchsten Berg im Harz unterhält, ist persönlich fasziniert von den erhobenen Messdaten und den Rückschlüssen, die sich daraus ziehen lassen. Ein klares Resultat am Jahresende: 2018 war mit einer Jahresmitteltemperatur von 5,0 Grad Celsius das zweitwärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn vor 182 Jahren.

Damit, so der 39-Jährige, sei 2018 mit Blick auf das langjährige Mittel hier oben auf dem 1141 Meter hohen Berg rund 1,5 Grad zu warm gewesen. Wärmstes Jahr bleibe weiterhin 2014 mit 5,1 Grad Celsius im Jahresmittel.

„Im Zuge der natürlichen und zusätzlich menschgemachten Klimaveränderung ist dieser hohe Wert nicht verwunderlich“, schlussfolgert der Wettertechniker. Vor 70 oder 100 Jahren hätten die Jahresmittel natürlich deutlich tiefer gelegen. „Vor 1970 lagen die höchsten Jahresmitteltemperaturen bei 4,6 Grad Celsius im Jahr 1959 sowie 4,3 und 4,2 Grad Celsius in den Jahren 1953 und 1934. Bezogen auf das damalige Jahresmittel war es 2018 sogar 1,5 bis zwei Grad zu warm.“ Soll heißen: Es gab auch früher schon überdurchschnittlich warme Jahre hier oben, aber: Die Abweichungen nach oben häufen sich in den vergangenen Jahren. Und das dürfte unterm Strich mit Blick auf weltweite Klimaveränderungen alles andere als ein Zufall sein.

Besonders außergewöhnlich war im abgelaufenen Jahr die große Trockenheit von April bis Oktober. „Solch eine lang anhaltende Periode ist selten und gab es zuletzt 1911, 1921, 1934 und 1953.“ Was wiederum zeigt: Extrem trockene Jahre auf dem Brocken sind keine Besonderheit der jüngeren Zeit, sondern liegen - was die negativen Spitzen anbetrifft - schon Jahre und Jahrzehnte zurück.

„Es ist also sehr lange her, dass unsere Urgroßväter und Ururgroßväter mit den selben schlechten Bedingungen kämpfen mussten“, schlussfolgert Marc Kinkeldey mit Blick auf die Wetteraufzeichnungen der vergangenen Jahrzehnte.

„Insgesamt war 2018 mit rund 1300 Litern Niederschlag pro Quadratmeter ein sehr trockenes Jahr – das trockenste seit 2003, aber nicht rekordverdächtig. Viele Jahre in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren noch deutlich trockener.“

Schlussfolgerungen und Bilanzen, die sich ziehen lassen, weil auf dem Brockengipfel schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts Wetterbeobachtungen erfolgen. Demnach erlebte der Berg das trockenste Jahr überhaupt mit nur 948 Litern im Jahre 1953. Ob auch in der Zukunft noch derartig präzise Erfassungen und Vergleiche möglich sein werden, bleibt abzuwarten. Der DWD ist aktuell dabei, seine Wetterstationen zu automatisieren. Der Brocken soll Ende 2019 folgen – ob das mit Blick auf die rauen klimatischen Bedingungen funktioniert, bleibt abzuwarten.

Sicher ist: In Sachen Sonnenschein wurde 2018 mit 1862 Stunden das drittsonnigste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn auf dem Brocken im Jahr 1836. 1959 schien die Sonne noch 100 Stunden mehr über dem Brockenplateau, und absoluter Spitzenreiter ist und bleibt das Jahr 1921 mit insgesamt 2005 Sonnenstunden, weiß Marc Kinkeldey.