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Wildpark Mehr Bares für Kasse des Vertrauens

Die Besucher des Wildparks „Christianental“ in Wernigerode sollen motiviert werden, Eintritt zu zahlen.

Von Ivonne Sielaff 24.03.2017, 00:01

Wernigerode l Mal ehrlich: Wer wirft schon bei jedem Besuch des Wildparks „Christianental“ einen Euro in die Kasse des Vertrauens? Oftmals gehen die Besucher vorbei, ohne zu zahlen, nehmen die Kasse scheinbar nicht einmal wahr. 40.000 Euro sind 2016 an Eintrittsgeldern eingenommen worden – bei geschätzten 200.000 Besuchern im Jahr. Problematisch, denn der Wildpark fährt ein jährliches Defizit von knapp 322.000 Euro ein.

Zu viel, wenn es nach Thomas Schatz geht. In der Sitzung des Ordnungsausschusses wies der Linke-Politiker auf die angespannte Haushaltslage hin. Es gebe nur zwei Lösungen, um die Löcher in der Stadtkasse zu stopfen: Steuererhöhungen – wie für 2018 vorgesehen die Anhebung der Grundsteuer B um 550.000 Euro. „Oder wir gestalten Verwaltungsleistungen effektiver“, so Schatz. Er wolle sich nicht damit abfinden, einfach die Steuern zu erhöhen, „bevor wir nicht alles versucht haben“.

Im Wildpark sieht Schatz Potenzial. Er wolle den Eintritt weder erhöhen, ebenso wenig möchte er das Gelände umzäunen und ein Kassenhäuschen an den Eingang setzen. Sein Vorschlag sieht vor, die Motivation der Besucher zu erhöhen, den Eintritt zu zahlen. „Die Satzung des Wildparks muss so geändert werden, dass eine eindeutige Eintrittsregelung geschaffen ist.“ Schatz schlägt außerdem verbesserte Hinweise auf die Kassenstandorte und eine Neugestaltung des Eingangs vor. Ziel sollte es sein, bis zu 80 Prozent der Besucher zur Zahlung zu bewegen.

Darüber hinaus soll überprüft werden, ob die Betriebsart des Wildparks noch zeitgemäß ist. Der Wildpark ist eine gemeinnützige Einrichtung, er dient dem Gemeinwohl. Deshalb handelt es sich bei den eingeworfenen Euros in der Kasse streng genommen auch nicht um Eintrittsgelder, sondern um Spenden. „Bei einem Betrieb gewerblicher Art könnten bei Investitionen durch einen Abzug der Vorsteuer finanzielle Vorteile erzielt werden“, so Schatz.

Es sei richtig, „finanzielle Ressourcen zu eruieren und das Wirrwarr an der Kasse aufzulösen“, sagte Siegfried Siegel (SPD). „Aber geht das nicht einfacher?“ Sicher sei die Spendenbüchse versteckt. „Aber dafür brauchen wir keinen Prüfauftrag.“ Es sei illusorisch, damit einen wirksamen Beitrag für den Haushalt zu leisten. „Wir müssen akzeptieren, dass wir in bestimmten Bereichen – wie dem Wildpark – permanent im Defizit stecken“, so Siegel.

„Es ist mir klar, dass ich mit dem Wildpark nicht den Haushalt retten kann“, entgegnete Thomas Schatz. „Aber wenn jedes Produkt im Haushalt, das wir uns vornehmen, etwas beiträgt, kommen wir um die Steuererhöhung herum.“ Vielleicht könnte man den Schatz-Vorschlag allgemeiner formulieren, regte Reinhard Wurzel (CDU) an. Die Verwaltung solle die Satzung überprüfen und Vorschläge für die Verbesserung der Eintrittsregelung und der Organisationsform unterbreiten.

Die Ausschuss-Mitglieder einigten sich auf Wurzels Formulierung. Das Thema Wildpark wird in den kommenden Wochen in weiteren Ausschüssen diskutiert. Am 4. Mai soll der Stadtrat darüber abstimmen.