1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Wenig Erfolg bei Jagd im Oberharz

Wildtiere Wenig Erfolg bei Jagd im Oberharz

Keine guten Aussichten für den gestressten Wald im Oberharz: Warum Jäger zu wenig Wild erlegen und welche Folgen das für die Natur hat.

Von Burkhard Falkner 20.12.2018, 00:01

Trautenstein l Wanderer und auch Autofahrer haben die Fähnchen und anderen Hinweise in den letzten Tagen sicher gesehen. In etlichen Revieren des Forstbetriebes Oberharz sind Jäger aufgebrochen, um bei den traditionellen winterlichen Stöberjagden die Wildbestände auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

In einem Aufgebot von jeweils 65 bis zu 120 Jägern trafen sich die Weidmänner unter anderem bei Trautenstein, Elbingerode, Königshütte und Wernigerode. Gemeinsam mit Jagdhelfern schickten sie sich an, Hirsch, Wildschwein und Reh nachzustellen. „Dieses Vorgehen hat sich bewährt“, sagt Eberhard Reckleben, Chef des Forstbetriebes Oberharz. Mit so einer Stöberjagd, bei der die Jagdhelfer das Wild im Wald aufstöbern, könne effektiv gejagt werden, um Wald und Wildbestand in Einklang zu bringen. So werde das Wild auch nur einmal beunruhigt und dann wieder für längere Zeit in Ruhe gelassen.

Bewährt hat sich laut Reckleben auch die überregionale Zusammenarbeit in einer Hegegemeinschaft. Diese wurde erst 2017 aus der Taufe gehoben und koordiniert die Hegearbeit im Gebiet des Altkreises Wernigerode. Das erleichtere nicht zuletzt auch die Organisation solcher aufwändiger Jagden wie dieser Tage. Eine Garantie für den Jagderfolg kann sie nicht geben.

„Nicht zuletzt“, sagt Hegemeinschafts-Vorsitzender Eberhard Reckleben fast philosophisch, „geht es bei der Jagd auch um ein Ringen von Mensch und Tier, dabei soll das Wild eine Chance haben.“ In diesem Jahr haben Hirsch, Wildsau und Co. ihre Chancen offenbar gut genutzt. Denn zufrieden sind die Jäger mit ihren Abschüssen nicht. Zu oft lag beim Halali zum Ende einer Jagd weniger Wild im Gras als erhofft oder erforderlich.

Dabei können sich die Freunde von Wildfleisch auf dem Teller dennoch freuen. Gerade um die Weihnachtszeit liege Wildfleisch reichlich vor, steige die Nachfrage stets enorm an, berichtet Reckleben.

Gesammelt wird das jeweils erlegte Wild im Forstbetrieb in Trautenstein bei Manfred Gebauer. Von dort geht es in die Verteilung. Der erfolgreiche Jäger selbst kann es kaufen oder hat es dann schon gekauft. Das meiste erlegte Wild, rund 60 Prozent, werde über diese Wildsammelstelle Trautenstein verkauft, und zwar in ganzen Stücken. So etwa auch direkt an Gastronomen. Nur ein Rest gehe in den regulären Wildhandel. In diesem Jahr noch etwas weniger.

Denn schon der trockene Sommer 2018 machte das Jagen schwerer, weil sich das Wild bei Hitze nicht so viel bewegt, sodass es leichter entdeckt werden kann. Zudem sei der Luchs inzwischen sehr präsent, wie Jäger berichten, und fühle sich wohl in den Oberharzer Revieren. „Eine tolle Wildart“, sagt Eberhard Reckleben, respektvoll.

Vor allem Mufflons, die ursprünglich von Mittelmeerinseln stammten, wo es keine Luchse gab, seien für ihn zur leichten Beute geworden. Die Präsenz des Beutegreifers führte dazu, dass das Wild generell vorsichtiger wird und dann auch für Jäger schwerer zu erlegen ist. Der Wolf spiele im Oberharzbereich keine Rolle. Bisher seien nur Einzeltiere durchgezogen, wird berichtet.

So erfolgreich manche Einzeljagd auch war, insgesamt sei deutlich zu wenig erlegt worden, schätzt Reckleben ein. Gelinge es nicht, mehr Wild zu schießen, seien das keine guten Aussichten für den Wald. Denn der sei durch die große Trockenheit im letzten Sommer geschwächt und leichte Beute für Borkenkäfer. Zuviel Wild erhöhe den Stress für den Wald und führe zu Schäden – etwa durch Abfressen von Trieben, Abschälen von Baumrinden.