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WIN-Verein Kellnerin verwirklicht Modetraum

Mit dem „Ohne Grenzen“ hilft das Wernigeröder Interkulturelle Netzwerk einer jungen italienischen Designerin.

Von Ivonne Sielaff 17.10.2015, 01:01

Wernigerode l Stoffe und Farben sind ihre Welt. Anastasia Mereu hat Modedesign in Mailand studiert, träumte davon, als Designerin in dieser Branche Fuß zu fassen. Jedoch ohne Erfolg. Deshalb folgte sie ihrem Mann nach Deutschland, der in Wernigerode eine Anstellung als Koch angenommen hatte. Momentan arbeitet die 27-Jährige als Kellnerin. Dass die gebürtige Italienerin dennoch gerade an einer Kollektion arbeitet und sogar eine Modenschau vorbereitet, ist Verdienst des Wernigeröder Interkulturellen Netzwerks (WIN).

2013 haben WIN-Mitglieder mit in Wernigerode lebendenden Ausländern ein gemeinsames Integrationsprojekt gestartet. Ziel von „Ohne Grenzen“ sei es zu zeigen, dass viele Einwanderer besondere Talente haben, auch wenn sie ihren Lebensunterhalt als Servicekraft verdienen. „Wir wollen einen neuen Blick auf die Ausländer bringen, die hier leben“, sagt Lothar Andert. „Wir wollen Hiergeborene und Zugezogene zusammenbringen.“

Der Kontakt zum WIN-Verein kam zufällig. „Ich habe Huong Trute bei einer Veranstaltung getroffen“, erinnert sich Anastasia Mereu. Kurz darauf fing sie als Kellnerin in deren Restaurant an. „Ich sprach damals Italienisch, Englisch und Chinesisch, aber kein einziges Wort Deutsch. Im Restaurant haben wir uns mit Händen und Füßen verständigt.“

Die junge Italienierin und die gebürtige Vietnamesin Huong Trute entdeckten ihr gemeinsames Interesse für Mode. Die Idee für eine Modenschau war geboren. Die Gesamtorganisation für das Projekt übernahm Adrian Steuer, der von Huong Trute und Matthias Heizmann unterstützt wird. Im April präsentierte die Designerin ihre Entwürfe öffentlich. Schnell fanden sich Wernigeröderinnen, die Interesse an einem Kleid hatten und es auch vorführen wollten. „Die Kollektion ist orientalisch angehaucht – kombiniert mit aktuellen Trends aus Mailand“, so Anastasia Mereu. „Es sind viele Abendkleider.“ Man müsse nicht groß und super schlank sein. Ihre Kleider würden zu jedem Typ Frau passen.

Bei einer Reise in Wernigerodes vietnamesische Partnerstadt Hoi An zeigte Houng Trute die Entwürfe in einer Schneiderei. Dort erklärte man sich bereit, die Kleidungsstücke zu produzieren – lediglich gegen Zahlung der Materialkosten, um das Projekt zu unterstützen. „Das ist das Besondere: Ein Zusammenwirken von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft. Ohne Grenzen leben und arbeiten“, so Huong Trute. Im November reist die Gastronomin erneut in ihr altes Heimatland – auch um die Kleider abzuholen.

Mit Spannung und ein wenig Aufregung sieht Anastasia Mereu nun ihrer ersten eigenen Modenschau entgegen, die am 6. Dezember zwischen 15 und 18 Uhr im Wernigeröder Rathaussaal stattfinden soll. Für die 27-Jährige geht ein Traum in Erfüllung. „Zeichnen und Entwerfen waren schon immer meine Leidenschaft. Ich bin Künstlerin durch und durch.“ Dass sie dies nun fern der Heimat verwirklichen könne, sehe sie als große Chance.