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Wohnungsbrand Mit Unterstützung in der schwersten Zeit

Durch ein Feuer in Cattenstedt wurde Waltraud Sobol schwer verletzt und verlor ihren Mann. Nun will sie sich bei Helfern bedanken.

Von Jens Müller 17.01.2018, 00:01

Cattenstedt l Wie ein ganzes Dorf zusammensteht, haben im zurückliegenden Jahr die Cattenstedter bewiesen. Nach dem tragischen Wohnhausbrand Anfang Juli halfen sie den betroffenen Familien mit Sach- und Geldspenden.

Ein halbes Jahr nach der Katastrophe sind die Spuren am Ort des Geschehens noch immer deutlich zu sehen. Das Wohnhaus und der Anbau, in dem das Feuer ausgebrochen war, sind zwar abgerissen. Bei einem angrenzenden Fachwerkhaus steht immer noch die Frage, ob es erhalten werden kann.

Waltraud Sobol, die bei dem Brand selbst schwer verletzt wurde und vier Wochen nach dem Unglück ihren Mann verlor - er erlag seinen schweren Brandverletzungen - hat erst in diesen Tagen die Kraft gefunden, über das Geschehene zu sprechen. Ihr Herzensanliegen: „Ich möchte mich gemeinsam mit meiner Tochter Stephanie und Schwiegersohn Thomas bei allen bedanken, die unserer Familie in dieser schweren Zeit zur Seite gestanden und uns geholfen haben“, sagt sie.

Noch immer beeindruckt ist die 81-Jährige von der großen Anteilnahme der Einwohner und selbst von wildfremden Menschen in der Zeit der Trauer nach ihrem großen Verlust: „In diesem Jahr wäre ich mit meinem Mann 65 Jahre verheiratet."

Neben den vielen Menschen, die mit Beileidskarten und Geldzuwendungen ihre Anteilnahme bekundet hatten, möchte Waltraud Sobol besonders Ilona Ulrich hervorheben, die mit einem Benefizkonzert der Wienröder Wanderfreunde, des Teufelsmauer-Echos und Solisten in der St. Martini-Kirche allein 1200 Euro für die drei betroffenen Familien zusammengebracht hat. Auch beim stimmungsvollen Weihnachtskonzert in Timmenrode und einer Bildversteigerung kam weiteres Geld für sie zusammen. Dafür dankt die Cattenstedterin der Blankenburger Volkssolidarität, die das Gemälde des Blankenburger Hobbymalers Ulrich Kauke ersteigert hat und nun in ihren Räumen im Alten E-Werk in Blankenburg präsentiert.

An den Unglückstag selbst erinnere sie sich nur bruchstückhaft. „Es fehlen immer noch Bilder. Ich kann das Geschehen nicht mehr genau rekapitulieren. Ich weiß nur noch, dass sofort Menschen da waren, die uns geholfen haben.“ So sei ein Rettungssanitäter in zivil sofort zur Stelle gewesen, der mit Susann Baldamus die Erstversorgung übernommen habe.

„Wir wissen bis heute nicht, wer das war. Er war einfach auf einmal da", sagt Waltraud Sobol. So wie auch die Nachbarn Familie Gawantka, die Feuerwehrmänner und eine sehr verständnisvolle Notärztin.

Die Rentnerin wird schließlich mit einem Rettungshubschrauber in das Klinikum Bergmannstrost geflogen. Vorher bringt ein Helikopter ihren schwer verletzten Mann in diese Hallenser Klinik, die sich auf Brandverletzungen spezialisiert hat. Vier Wochen liegt er dort im Koma, ehe er einschläft. Sie selbst kann nach einer Woche die Klinik in Richtung Heimat verlassen, wird aber noch 14 Tage auf einer Station im Thie-Krankenhaus in Blankenburg sehr mitfühlend betreut, wie sie sagt.

Den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und den Rettungskräften dankt sie herzlich. Nicht zuletzt die Feuerwehrmänner hätten sehr gute Arbeit geleistet und trotz des großen Schadens verhindert, dass die Flammen auf weitere Nebengebäude übergreifen. Eine nächtliche Kontrolle der Feuerwehr wurde ebenfalls gewährleistet, um ein Aufflammen zu unterdrücken.

Laut Polizei ist das Feuer auf einen technischen Defekt an einem Elektrokabel zurückzuführen. Der Schwelbrand hatte sich demnach unter einer Zwischendecke ausgebreitet und nicht sichtbar an einem Balken entlang gefressen. Als die beiden Rentner das Feuer in ihrer Küche des Anbaus entdecken und versuchen, es zu löschen, ist es schon zu spät.

Noch unter Schock nimmt Waltraud Sobol wahr, dass ihr Enkel seinem Opa hilft. „Er hat meinen Mann rausgezogen und sich dabei noch selbst verletzt - durch das Einatmen der Gase. „Es ist furchtbar - er wäre sonst vor meinen Augen lebendig verbrannt“, erzählt Waltraud Sobol. Trotz des schlimmen Anblicks habe der 15-Jährige sofort versucht, seinen in Flammen stehenden Großvater zu löschen. „Andere wären vermutlich weggelaufen“, sagt seine Oma, die sichtlich stolz auf ihren Enkel ist.

Sein reaktionsschnelles und richtiges Handeln wird übrigens noch in dieser Woche offiziell gewürdigt. Der Schüler erhält aller Voraussicht nach sogar aus den Händen von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Rettungsmedaille des Landes Sachsen-Anhalt. Waltraud Sobol: „Er hat sie verdient."