Danstedts Ortsbürgermeister vor zehn Jahren ins Amt gewählt / Armin Lidke: "Ziel mit Nordharz klar verfehlt"
Danstedts Ortsbürgermeister Armin Lidke ist seit diesem Sommer zehn Jahre im Amt. Seine Bilanz, speziell für den Nordharz, fällt kritisch aus.
Danstedt. Am 26. Juni war es genau zehn Jahre her, dass Danstedts Ortsbürgermeister Armin Lidke sein Amt antrat. Damals noch als erster Mann einer eigenständigen Gemeinde von 530 Seelen (zum Vergleich 1990: über 600). Zwanzig Tage vor seinem Amtsantritt war er, ohne dass es seinerzeit einen Gegenkandidaten gegeben hatte, gewählt worden. Seit 1984 gehörte Lidke mit kurzer Unterbrechung dem Gemeinderat an: "Seit 1994 war ich stellvertetender Bürgermeister und bin dann in diese Rolle reingewachsen." Der 47-jährige gelernte Elektriker ist gebürtiger Halberstädter, wuchs aber in Danstedt auf.
Der Frage, wie er denn über ein Jahr nach der Gebietsreform das neue "Konstrukt Nordharz" beurteilt, hätte Lidke hörbar am liebsten unbeantwortet gelassen: "Also das wird die Zukunft bringen. Nach nur einem Jahr kann man sich da noch kein abschließendes Urteil erlauben".
Danstedts Ortsbürgermeister gilt dort oft als besonders kritisch. Dessen Stimmenthaltung, anstelle einer Ablehnung, kommt bei vielen Beschlüssen beinahe einem demonstrativen Wohlwollen gleich: "Eigentlich war doch die Gebietsreform mal dafür gedacht, Strukturen soweit zu optimieren, dass am Ende mehr Geld für alle da ist. Das Ergebnis sind aber weniger Zuweisungen vom Land bei gleichzeitiger millionenschwerer Verschuldung auch des Nordharzes. Das geht mir ziemlich auf den Kranz, zumal viele vorher ausgeglichene Haushalte hatten. Nicht nur für mich scheint da also klar das Ziel verfehlt worden zu sein." Dabei will Lidke diese Einschätzung unter Hinweis auf Osterwieck und andere, keinesfalls nur auf den Nordharz bezogen wissen.
Befragt danach, inwiefern die traditionell in Richtung Huy orientierten Danstedter ein Jahr danach im Nordharz angekommen sind: "So etwas bedarf offenbar viel mehr Zeit und hat mit jahrzehntelangen Gewohnheiten zu tun." Andererseits werde ihnen diese Umstellung auch nicht leicht gemacht.
Für den vermeintlichen "Katzensprung" zur Verwaltung nach Veckenstedt, es handelt sich dabei um gerade einmal 13,2 Kilometer, brauchen die Danstedter mit dem Bus fast zwei Stunden. Der Grund: Weil sie über Wernigerode beziehungsweise Ilsenburg pendeln müssen und damit die Länge der Anfahrt mehr als verdoppeln. Schon vor Monaten ist die Sprechstundenzeit der Außenstelle der Verwaltung in Danstedt deutlich reduziert worden. Anstelle eines Nachmittages pro Woche, ist das Amt im Nohberg-Haus jeweils nur noch eine Stunde präsent.
Die eigens dafür installierte Standleitung für den direkten Datentransfer ist aus Kostengründen wieder gekappt worden. "Wer kein Auto besitzt, hat also ein handfestes Problem", so Lidke: "Einschließlich der Rückfahrt kann der Weg zur Behörde also schnell zu einem unfreiwilligen Tagesausflug werden." Dabei hatte man bis vor gut einem Jahr die Verwaltung praktisch beinahe noch sehen können: Ströbeck, und damit der Sitz der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Harzvorland-Huy, lag direkt vor der Haustür.
"Weil das Geld fehlt, ist unser Spielraum eingeschränkt"
Diese Konstellation mache die Identifikation mit dem "neuen Nordharz" ungeheuer schwierig. Hinzu kämen jahrzehntelange persönliche Beziehungen, die es in Richtung Ströbeck reihenweise, nach Heudeber auch noch, aber so gut wie nie bis nach Abbenrode oder Stapelburg gäbe.
Etwas wehmütig denkt Lidke an die Ära der Eigenständigkeit zurück - und dürfte zwischen Stapelburg und Langeln wohl nicht allein dastehen: "Damals konnten wir mit unserer Selbständigkeit noch einiges bewegen. Jetzt ist das etwas anders. Dennoch halte ich es aus heutiger Sicht für wichtig, die Stimme zu erheben, wenn man mit irgend etwas nicht einverstanden ist. Ansonsten macht das ja keiner für uns. Andererseits haben wir wegen des fehlenden Geldes beinahe gar keinen Handlungsspielraum mehr."
Gewollt hypothetisch die Frage, ob man in zehn Jahren im Nordharz die nächste Fusion bereits hinter sich hat: "Das wird nicht geschehen. Dann müssten ja manche Politiker eingestehen, dass sie 2010 einen Fehler gemacht haben. Solche grundlegenden Weichenstellungen sind nur mit weitreichenden anderen politischen Konstellationen vorstellbar. Diese vermag ich nicht zu erkennen. Würde man heute eine Umfrage starten, wer in Danstedt die neue Gemeinde Nordharz als vorteilhaft empfindet, käme man wahrscheinlich auf weniger als zehn Prozent. Das heißt, dass sie von fast allen immer noch abgelehnt wird. Da wird jahrelang noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein."
Befragt nach seinem Selbstverständnis im Gemeinderat und der möglicherweise gewollten Rolle des unbequemen Querdenkers: "Unbequem war ich vorher auch. Wichtig ist, dass man miteinander auskommt und eine Vertrauensbasis schafft. Es gibt während der Sitzungen Dinge, die ich nicht kenne oder wegen der neuen Konstellation gar nicht wissen kann. Danach frage ich und das ist mein gutes Recht. Davon mache ich Gebrauch, wann immer mir das notwendig erscheint." So es seine Gesundheit erlaubt und die Danstedter hinter ihm stehen, würde Lidtke gern Ortsbürgermeister bleiben.