Stadtentwicklung Wie die Stadt die leerstehenden Gärten in Calbe nutzen möchte
Die Saalestadt besitzt viele Kleingärten. Waren sie früher sehr begehrt, schwindet die Zahl der Nutzer seit vielen Jahren. Was geschieht mit den ungenutzten Flächen?
Calbe - Nicht nur in der größten Kleingartensparte innerhalb der Saalestadt, in der Neuen Zeit auf der anderen Saaleseite, ist der Leerstand offensichtlich.
Seit Jahren schwindet das Interesse an einem eigenen Kleingarten unter der Bevölkerung. Die Ursachen sind dabei vielfältig. So sank die Zahl der Einwohner in der Kleinstadt in den vergangenen Jahrzehnten rapide. Außerdem wird die Bevölkerung immer älter.
Das haben auch die Autoren des erst vor wenigen Monaten vom Stadtrat beschlossenen Stadtentwicklungskonzeptes erkannt und sich ebenso den Kleingärten gewidmet. In dem Konzept heißt es: „Calbe besitzt viele kleine und große Kleingartenanlagen. Durch den demografischen Wandel ist jedoch die Nachfrage nach der eigenen Parzelle gesunken, sodass über eine Nachnutzung brachliegender Kleingartenparzellen diskutiert werden muss. Hierzu bietet sich ein Nachnutzungskonzept für auf- gegebene Kleingärten an. Es muss überlegt werden, welche Kleingärten in Zukunft noch bestehen sollen und in welcher Größe. Dieser Diskurs kann nur mit den Pächtern gelingen. Eine Möglichkeit bestünde darin die freien Parzellen als Grünflächen zu nutzen. Weiterhin ist die Vergrößerung einzelner Parzellen bei der Transformation zu beachten.“ Auch für die Kleingartenvereine spielt die Auslastung ihrer Anlagen eine Rolle, was die jährliche Pacht angeht. Bleiben zu viele Gärten ungenutzt, müssen die verbliebenen Pächter immer höhere Beiträge zahlen.
Gartenpflege wird zu Problem
Zudem wird die Pflege der leerstehenden Gärten zu einem Problem, wenn immer weniger Gärten bewirtschaftet werden, bestätigt auch Ursula Schulze, die kürzlich zur Vorsitzenden der Gartenanlage Neue Zeit gewählt wurde.
Calbe steht nicht allein mit dem Problem, dass die Vielzahl der Gärten in der Zukunft nicht mehr benötigt wird. Auch andere Kommunen beschäftigen sich mit dem Thema und arbeiten an Konzepten für die Zukunft.
Das Stadtentwicklungskonzept der Saalestadt bietet allerdings eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie die Kleingärten umgenutzt werden könnten. So will die Stadt grüne Achsen schaffen und dadurch den Lebenswert für die Bewohner deutlich erhöhen. Gesucht werden zudem seit Jahren ebenso Flächen, um Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume durchzuführen. Oftmals setzt die Verwaltung hier keine neuen Pflanzen mehr an Straßen, um die Leitungen im Boden vor den Wurzeln der Pflanzen zu schützen. Hierfür könnten Freiflächen in den Gartenanlagen künftig mit genutzt werden.
Neuer Bürgerpark geplant
Daneben will die Kommune ebenso grüner werden. Ein Projekt ist dabei der Rückbau der ehemaligen Schule neben dem Gymnasium vorgesehen. Die Brachfläche daneben soll zudem mit eingebunden werden. Konkret heißt es zu dem Projekt, für welches die Stadt Fördermittel beantragt hat: „Das Friedrich-Schiller-Gymnasium macht Calbe zu einem starken Schulstandort. Am Mühlengraben gelegen, ist es von der Schule aus nur ein kurzer Weg zu den Sportanlagen und -hallen Heger. Beeinträchtigt wird die Umgebung jedoch durch eine Brachfläche neben dem Schulgelände. Hier soll ein Bürgerpark entstehen, der die Angebote des Heger ergänzt und sowohl für den gymnasialen Schulbetrieb als auch darüber hinaus genutzt wer- den kann. Realisiert werden können hier Angebote für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene oder Senioren. Vorstellbar sind ein Skatepark, eine Boulebahn, Tischtennisplatten, ein Basketball- oder Soccer-Feld oder weitere multifunktionale und generationsübergreifende Angebote. Weiterhin bietet die Brachfläche Potenzial für die Schaffung von zentrumsnahen Parkflächen.“
Modern und lebenswert
Der Umbau der Flächen zu einem Bürgerpark würde zudem das Viertel deutlich aufwerten und den Schulstandort noch attraktiver machen. Ein Treffpunkt für junge Leute kann die Stadt ebenso gut gebrauchen.
In den kommenden Jahren will der Stadtrat regelmäßig überprüfen, wie viele der geplanten Vorhaben bereits umgesetzt sind. Mit dem Stadtentwicklungskonzept soll die Kommune moderner und lebenswerter werden und damit an eine Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges anknüpfen. Da war Calbe ein moderner Arbeitgeber und gesuchter Wohnstandort. Damals entstand die Neue Wohnstadt. Die Bewohner hatten alles in der Nähe in ihrem Viertel. Um Erneuerung geht es diesmal für die gesamte Stadt. Dabei geht es nicht nur um die Kleingärten und den zunehmenden Leerstand, der beseitigt werden soll.