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Zwei Treffen Pro und Kontra Flüchtlingspolitik in Colbitz

Etwa 80 Menschen sind am Montag in der Colbitzer Pauluskirche zusammengekommen, um gegen Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren.

Von Burkhard Steffen 20.01.2016, 00:01

Colbitz l Die Aktionsgruppe für Willkommenskultur in Colbitz hatte am Montag dazu aufgerufen, ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass zu setzen.

Etwa 80 Menschen versammelten sich am Abend in der Pauluskirche. „Die Kirchenglocken läuten als Zeichen für Offenheit und Toleranz“, sagte Pfarrer Dieter Kerntopf, „damit wird auch über Colbitz hinaus ein Zeichen gesetzt, dass wir offen sind für Menschen, die hier Schutz suchen. So wie in den Tagen der Wende 1989, wollen wir deutlich machen, dass Freiheit ein Menschenrecht ist, welches uneingeschränkt gilt und unantastbar ist.“

Die Aktionsgruppe hatte zu der Veranstaltung in der Kirche als Reaktion auf einen Beitrag bei Facebook eingeladen. Dort hatte Stefan Franke aus Colbitz dazu aufgerufen, „ein Licht gegen Überfremdung“ auf den Brunnen des Colbitzer Marktplatzes zu stellen. Laut Polizeiangaben waren dem Aufruf etwa 20 Menschen gefolgt. Zeitgleich erinnerten in der nur wenige Meter entfernten Kirche Gabriele und Dieter Kerntopf an die Ereignisse 1989. Damals gab es in der Kirche ein offenes Mikrofon, an dem mutige Menschen die vermeintliche Allmacht des Staates anprangerten und damit seinen Untergang einleiteten.

Das Mikrofon in der Pauluskirche wurde auch an diesem Montag rege genutzt.

So erzählte Dietrich Lierse davon, dass er einst selbst ein Flüchtling gewesen sei und auf der Flucht, Mutter und Schwester verloren habe. Andreas Kögler würdigte die Leistungen der Colbitzer Flüchtlingshelfer. Darunter ist auch Heinz Jüterbock. Der Colbitzer berichtete in anrührenden Worten von seinen Erlebnissen mit den syrischen Flüchtlingen. „Besonders beeindruckt hat mich eine Mutter, die sich nichts mehr wünscht, als dass ihre Tochter zur Schule gehen kann.“

„Der Flüchtlingszustrom ist sicherlich ein Problem. Man muss darüber reden, aber sachlich“, forderte Bürgermeister Eckhard Liebrecht (parteilos)auf.

„Wir haben kein Problem in Deutschland, sondern eine Aufgabe zu lösen. Je mehr Menschen dabei mithelfen, desto besser ist sie zu bewältigen“, resümierte Pfarrer Dieter Kerntopf. Zum Abschluss der Veranstaltung regte Gabriele Kerntopf an, mit Bändern ein Zeichen zu setzen. „1989 waren das weiße Bänder. Jetzt sind es farbige, die für eine vielfältige und bunte Welt stehen sollen.“