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Abfall Neue Dimension beim Wildmüll

Illegale Müllablagerungen gehören fast schon zum normalen Anblick an den Wegesrändern rings um das Stadtgebiet Wolmirstedt.

Von Christian Besecke 17.02.2020, 00:01

Wolmirstedt/Barleben l Was Jäger kürzlich in der Zufahrt zu einer Kiesgrube entdeckt haben, verschlug ihnen schlichtweg die Sprache. Eine komplette Lkw-Ladung mit Bauschutt und Küchenabfällen lag hier auf einem großen Haufen. „Wir waren einfach nur geschockt, das stellte eine neue Qualität in Sachen Wildmüll dar“, beschreibt Oliver Grundt, der sein Jagdrevier bis hinein in die Gemarkung der Stadt hat. „Bislang sind wir mal über einige Säcke und dergleichen gestolpert. Die schiere Menge hat uns verblüfft, aber auch wütend gemacht“, fügt er hinzu.

Jäger und Landwirte in der Region finden immer wieder Müll in der Landschaft und entsorgen diesen oft auf eigene Kosten. „In dem speziellen Fall hätte es nicht gereicht, mal eben die Schaufel anzusetzen, da wäre entsprechende Technik nötig gewesen“, beschreibt Oliver Grundt. „Allerdings ist die Zusammensetzung der Abfälle schon recht auffällig.“ So fanden sich alte Schreibtische, Reste von alten Zwischendecken und anderes sperriges Material. „Es sieht so aus, als wenn jemand ein altes Bauernhaus ausgebaut hat“, vermutet der Jäger.

Das Problem ist inzwischen gelöst, der Wildmüll wurde entfernt. Der Ärger bleibt jedoch, speziell bei den Jägern. „Besonders beschäftigt uns aber noch eine weitere Sache“, erzählt Oliver Grundt weiter. „Im zurückliegenden Jahr ist das Aufkommen an Schlachteabfällen enorm gestiegen.“ Allein er und sein Reviernachbar Alexander Lessing, der im Bereich Jersleben und Samswegen bis heran an Wolmirstedt aktiv ist, haben 15 Fälle dokumentiert.

„Über die Jahre ist die wilde Entsorgung dieser besonderen Art von Abfällen immer mehr angestiegen“, legt Grundt nach. „Wer einmal einen solchen Fund gemacht hat, welcher zudem oft unglaubliche Gerüche verbreitet, der vergisst das so schnell nicht. Sowas ist einfach nur ekelhaft.“ Gemeldet wurden die Entdeckungen teilweise an das Amt für Veterinärwesen des Landkreises Börde.

Das bestätigt dessen Leiter Dr. Hans-Joachim Krohm auf Volksstimme-Anfrage. „Das Verkippen von Schlachtabfällen und toten Tieren in der Natur geschieht immer wieder“, äußert er sich. „Das genaue Ausmaß dieses Fehlverhaltens von Bürgern ist der Veterinärbehörde nicht bekannt.“ Das Amt erhalte gelegentlich Kenntnis von diesen Vorkommnissen. Es handele sich durchaus um landkreisweit entdeckte Fälle, dabei aber gewiss nicht um alle gemachten Entdeckungen.

„In solchen Fällen werden die unteren Ordnungsbehörden der Städte und Gemeinden im Rahmen der Gefahrenabwehr tätig und entsorgen die Funde über das in Sachsen-Anhalt beauftragte Tierkörperbeseitigungsunternehmen, die Firma SecAnim in Genthin“, beschreibt Dr. Krohm den Ablauf.

Das oberste Ziel der Ordnungsbehörden und der Veterinärbehörde sei es, durch beweissichernde Maßnahmen den Verursacher herauszufinden. „Schlachtabfälle einem Besitzer zuzuordnen, gestaltet sich schwierig und bei toten Tieren gelingt dies mit einiger Sicherheit nur dann, sollten diese mit Ohrmarken gekennzeichnet sein“, bringt der Leiter des Amtes für Venterinärwesen vor. Eventuelle Zeugen seien da für die Ermittler ein echter Glücksfall.

Rechtlich vorgegeben sei, dass Schlachtabfälle und tote Tiere für die Entsorgung durch den Besitzer unverzüglich dem Tierkörperbeseitigungsunternehmen zu melden sind und bis zur Abholung so sicher gelagert werden, dass Menschen und Tiere damit nicht in Berührung kommen. „Das Entsorgungsunternehmen ist bei der Abholung zu unterstützen und das angefallene Material ist ihm herauszugeben“, betont Dr. Hans-Joachim Krohm.

Im Falle von Verstößen gegen die Pflichten der Meldung und der Herausgabe sieht das „Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz“ eine Bußgeldhöhe von bis zu 50.000 Euro vor. Bei Verstößen gegen die Pflichten einer gefährdungsfreien Lagerung sowie der Unterstützung bei der Abholung ist sogar ein Bußgeld in Höhe von bis zu 100.000 Euro möglich.

Die Dimension überrascht auch Oliver Grundt. „Es handelt sich also um alles andere als ein Kavaliersdelikt“, betont er. „Um so wichtiger wäre es, einen solchen Frevler einmal auf der frischen Tat zu ertappen.“ Daher wollen er und seine Jägerkameraden künftig die Augen weit offen halten.

Außerdem halte er es für sehr wichtig, die Entdeckungen künftig allesamt beim Veterinäramt zu melden. „Nur so ist der Landkreis über die wahren Dimensionen des Problems informiert“, sagt er. Grundt will dafür Sorge tragen, dass weitere Jäger davon Kenntnis erhalten. „Wir sind allesamt auch als Naturschützer unterwegs. Deshalb sind wir auch verpflichtet, etwas gegen solche Frevler zu unternehmen“, führt er aus. „Auch die Bevölkerung muss dafür sensibilisiert werden. Alle sollten aufmerksam durch die Natur gehen und solche Entdeckungen melden.“