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Archäologie Grabungen in Mammendorf dauern weiter an

Die archäologischen Grabungen im Hartsteintagebau bei Mammendorf in der Hohen Börde dauern noch bis Ende September an.

Von Mathias Müller 17.09.2020, 01:01

Mammendorf l „Was wir bis Ende September nicht gefunden haben, ist verloren“, sagt Dr. Markolf Brumlich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Seit dem 1. Juli ist der Archäologe mit der Unterstützung von Studenten der Geologie im Hartsteintagebau bei Mammendorf auf der Suche nach Spuren aus der Vergangenheit. Zeitweise wurden die Ausgräber bei ihrer Arbeit von ehrenamtlichen Beauftragten für die archäologische Denkmalpflege aus der Region unterstützt. Nach dem Ende der Grabungen rückt eine Planierraupe an und macht alles platt. Dann wird der Tagebau seine Erzeugnisse auf diesem Areal lagern.

Dabei haben die Ausgräber bei der gegenwärtig herrschenden September-Hitze keinen einfach Job. Das wüstenähnliche Ausgrabungsfeld liegt in der prallen Sonne. Die Studenten sitzen in flachen Gruben, die zuvor vom Fahrer eines Minibaggers ausgehoben wurden. Mit Spachtel und Pinsel schaben sie vorsichtig Schicht für Schicht der knochentrockenen Lösserde und des Geschiebemergels frei. Immer in der Hoffnung, in den Gruben Zeugnisse menschlichen Lebens von vor Tausenden von Jahren zu finden. Ab und zu befeuchten sie die Grabungsstelle mit Wasser, um sich die Arbeit zu erleichtern. Die Studenten und Bodendenkmalpfleger legen dabei an den Rändern der Gruben sogenannte Schnitte frei, die dem geübten Blick des Archäologen den Blick in die Vergangenheit gestatten.

Lucie Baltz studiert zwar nicht Geologie, sondern Biologie, hat sich jedoch entschlossen, für einen Tag bei den Grabungen im Tagebau Mammendorf zu helfen. „Weil es mich einfach interessiert“, gibt sie kurz und knapp zu verstehen, warum sie bei praller Sonne in der flachen Grube sitzt und vorsichtig die Erde abträgt. Dabei hatte die junge Frau auch schon Erfolg. Vor ihrer Grube liegen menschliche Knochen und Keramikscherben, die sie gefunden hat. Ein kleines Schild mit einer Nummer darauf dient der Dokumentation des Fundes.

Und gefunden haben Archäologe Dr. Markolf Brumlich und seine Helfer in den vergangenen Wochen im Tagebau Mammendorf eine Menge. „Wir konnten auf dem etwa 2,1 Hektar großen Grabungsfeld bis jetzt etwa 370 Befunde sicherstellen“, nennt er das Ergebnis der Grabungen. Die Funde stammen aus der späten Bronzezeit, frühen Eisenzeit und Jungsteinzeit. Zumeist sind es menschliche Knochen und Keramikscherben. Die Funde und die Stellen, wo sie ans Tageslicht befördert wurden, werden genau dokumentiert und die Stücke später im Landesmuseum für Vorgeschichte weiter untersucht.

„Dieses Gebiet war über Jahrtausende von Menschen besiedelt“, ist sich Brumlich sicher. Wegen der fruchtbaren Böden der Börde und vorhandener Wasserläufe sei das Gebiet nordöstlich von Eichenbarleben seit Jahrtausenden eine Region ständiger landwirtschaftlicher Nutzung und menschlicher Besiedlung gewesen. Die lokale Forschungsgeschichte umfasst Fundstellen von der mittleren Jungsteinzeit (4000 bis 3400 vor Christus) bis in die Jahrhunderte vor Christi Geburt.

Das Landesamt für Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt mit Sitz in Halle gräbt seit 2006 im Tagebau Mammendorf nach Zeugnissen aus der Vergangenheit. Spektakulärster Fund der aktuellen Grabung war ein Doppelgrab aus der Bronzezeit, das mit sechs Mahlsteinen und einem etwa eine Tonne schweren Menhir bedeckt war (Volksstimme berichtet).

Wegen der Größe des Grabungsfeldes sei es nicht möglich, die gesamte Fläche mit den Ausmaßen von 500 mal 800 Metern komplett umzugraben. Wie Dr. Brumlich berichtet, müsse er sich deshalb auf punktuelle Grabungen beschränken, die über die gesamte Fläche verteilt seien. Dabei stießen die Ausgräber auf über 300 Speichergruben, in denen die Menschen der Steinzeit ihre Vorräte wie Getreide lagerten. Zwischen diesen Gruben müssen sich die Gebäude befunden haben, in den die Menschen wohnten. Daneben gibt es etwa 30 Grubenhäuser mit Mittelpfosten. In einer dieser Gruben ist noch der Mittelpfosten zu sehen, in dem ein menschlicher Knochen steckt. Darüber in der Erde fanden die Forscher einen menschlichen Schädel. Ebenso haben sie ein Skelett gefunden. Für Brumlich ein Zeichen dafür, dass in den Grubenhäusern auch Bestattungen stattfanden.

Die im Tagebaugebiet Mammendorf ans Tageslicht beförderten archäologischen Funde deuten an, dass die Menschen der Trichterbecherkultur immer weiter Fuß fassten und die Menschen der Baalberger Kultur im Laufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten nach Süden verdrängten. Im Rahmen der aktuellen Ausgrabungen wurde eine weitere Bestattung der Baalberger Kultur freigelegt und ergänzt das Bild bereits vorher bekannter Bestattungen dieser Zeit im Bereich des Tagebaus. Bei dieser Bestattung handelt es sich um ein sogenanntes Trapezgrab. Dieses bestand aus einer trapezförmigen Grabeinfassung aus inzwischen vergangenem Holz.

Die Archäologen werden in den Tagebau Mammendorf irgendwann zurückkehren. Nach den Worten Brumlichs sind erst etwa zehn Hektar von insgesamt 30 Hektar Fläche archäologisch untersucht wurden. Noch viel Platz für weitere Funde aus der Vergangenheit des Menschen.