1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Turnhallen nur Notlösung für Flüchtlinge

Asyl Turnhallen nur Notlösung für Flüchtlinge

Um das Thema Asyl ging es bei einer Versammlung in Ebendorf. Die Volksstimme fast die wichtigsten Punkte zusammen.

29.10.2015, 23:01

Wie werden Flüchtlinge untergebracht, wenn sie kommen?

Zuerst wohnen die Flüchtlinge in Gemeinschafts- unterkünften, Familien sollen nach einem Vierteljahr in Wohnungen ziehen. Einzelpersonen soll nach einem halben bis ganzen Jahr in der Gemeinschaftsunterkunft der Umzug in eine Wohnung ermöglicht werden. Diese Fristen sind aber bereits jetzt nur noch schwer erfüllbar, weil der zur Verfügung stehende Wohnraum in den Gemeinden des Landkreises knapp wird.

Wie viele Flüchtlinge könnten in Barleben untergebracht werden?

Wenn der Königsteiner Schlüssel zur Verteilung der Asylsuchenden bisher genau auf Barleben heruntergebrochen worden wäre, würden schon mehr als 100 Flüchtlinge in Barleben wohnen. Bislang sind der Gemeinde aber mangels Quartieren keine Flüchtlinge zugewiesen worden.

Und wie viele Flüchtlinge kommen im Monat in den Landkreis? 

Aktuell sind es mehr als 500 Menschen in jedem Monat, die erst einmal in die Gemeinschaftsunterkünfte ziehen. In den vergangenen Wochen sind jeden Montag rund 130 Flüchtlinge in den Landkreis gekommen. „Das bringt uns momentan auch an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit“, gibt Ines Herzig zu. Sie ist Fachbereichskoordinatorin „Soziales und Verbraucherschutz“ beim Landkreis Börde. Größere Unterkünfte gibt es aktuell in Wanzleben, Haldensleben und Oschersleben. Außerdem befinden sich in Harbke und Weferlingen größere Gemeinschaftsunterkünfte, Notunterkünfte wurden in Hillersleben und Hornhausen eingerichtet.

Werden auch Turnhallen zur Unterkunft umfunktioniert? 

Der Landkreis möchte eine Unterbringung von Menschen in den Sport- und Mehrzweckhallen der Gemeinden vermeiden. „Allerdings quartieren wir gerade in Anbetracht des Winters die Flüchtlinge lieber in den Hallen ein als sie obdachlos auf der Straße zu sehen“, sagt Ines Herzig.

Wieviel Vorlauf gibt es zu einer Einquartierung von Flüchtlingen? 

Momentan beträgt der Vorlauf etwa 14 Tage. In dieser Zeit muss die Unterbringung organisiert werden. Die Unterkunft, egal ob Wohnung oder Mehrzweckhalle, muss eingerichtet werden, bis die Flüchtlinge eintreffen. Allerdings sind selbst geeignete Gebäude oft binnen so kurzer Zeit nicht bezugsfertig, so dass die Mitarbeiter des Landkreises ständig nach passenden Wohnungen und Häusern suchen.

Werden in den Barleber Ortsteilen auch Flüchtlinge untergebracht? 

Momentan ist dazu eine zuverlässige Aussage nicht möglich. Leerstehende Wohnungen in den benötigten Größenordnungen gibt es nicht. Allerdings wird auch die Gemeinde Barleben bei der Zuteilung von Flüchtlingen auf Dauer nicht außen vor sein. Zu Gerüchten, die auch im Internet kursieren, Ines Herzig sagt klar: „Gegenwärtig gibt es definitiv keine Pläne, zum Beispiel in der Ebendorfer Sporthalle Flüchtlinge unterzubringen. Das kann sich aber auch schnell ändern.“ Abhängig sei die Verteilung auf die Ortschaften, auch in der Gemeinde Barleben, von der Gesamtzahl der Flüchtlinge, die der Landkreis zugewiesen bekommt und der organisatorischen Unterstützung, welche die Gemeinden geben. 8,3 Prozent der Flüchtlinge, die im Land Sachsen-Anhalt registriert werden, muss der Landkreis Börde auf seinem Gebiet unterbringen. Das sind laut Prognosen bis Dezember rund 520 Personen im Monat, so Ines Herzig. Insgesamt leben im Landkreis mittlerweile rund 2500 Flüchtlinge, das sind 3,33 Prozent der Gesamtbevölkerung des Kreises.

Wie werden die Barleber über die Unterbringung von Flüchtlingen informiert? 

Informiert wird die Öffentlichkeit in den Gemeinden des Landkreises, wenn größere Zahlen von Flüchtlingen in einer Ortschaft einquartiert werden. „Es wird aber keine Informationen geben, wenn in Barleben, Ebendorf oder Meitzendorf eine einzelne Wohnung angemietet wird. Man bekommt ja sonst auch keine Nachricht über die Zeitung oder das Fernsehen, wenn ein neuer Nachbar im Haus einzieht“, meint Ines Herzig.

Welche Krankheiten könnten die Flüchtlinge mitbringen?

In den zentralen Aufnahmestellen werden die Flüchtlinge bereits vom Amtsarzt untersucht. Bei Auffälligkeiten werden die Flüchtlinge in Quarantäne isoliert, bis eine Behandlung abgeschlossen ist. „Kranke Menschen werden nicht auf die Gemeinden verteilt, sie bleiben in den zentralen Aufnahmestellen“, erklärt Ines Herzig. Bisher sind keine Fälle von schweren Krankheiten im Landkreis bekannt geworden. „Es gibt ab und zu einzelne Fälle von Krätze, die sich aber gut und einfach behandeln lässt. Die Flüchtlinge sind mit ihrem Gesundheitszustand keine Gefahr für die Allgemeinheit“, so Ines Herzig.

Wieviele Flüchtlinge werden auf Dauer in den Gemeinden im Landkreis Börde bleiben?

Das kann zum aktuellen Zeitpunkt niemand sagen. Aus ihren Erfahrungen mit den Flüchtlingen berichtet Ines Herzig: „Die wenigsten wollen allerdings in Sachsen-Anhalt bleiben, wenn sie eine Aufenthaltserlaubnis haben. Viele wollen in die Ballungszentren der Großstädte. Aber da wird die Situation auch schwieriger, so dass das wohl nicht immer möglich ist. Dazu kommt, dass Menschen mit Bleiberecht auch eben oft ihre Familien aus den Kriegsgebieten nachholen. Wir können einfach nicht sagen, wie viele der Menschen am Ende bei uns in Sachsen-Anhalt bleiben wollen.“

Wird es einen Migrationsstammtisch in Barleben geben? 

Wenn die ersten Flüchtlinge in Barleben ankommen, soll laut Bürgermeister Franz-Ulrich Keindorff auch ein Migrationsstammtisch wie zum Beispiel in Wolmirstedt eingerichtet werden. Bei einem solchen Stammtisch können dann Hilfsangebote für die Flüchtlinge koordiniert und Probleme im Zusammenleben besprochen werden.