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Aufforstung Eichenwäldchen für Wolmirstedt

Im südlichen Wolmirstedt wurden tausende Eichen gepflanzt. Dies ist der Ersatz für die Bäume, die beim Deichbau fallen mussten.

Von Gudrun Billowie 23.12.2016, 00:01

Wolmirstedt l Von Weitem sieht die Fläche im südlichen Wolmirstedt zwischen der B189 und der Jersleber Straße wie eine Brache aus. Lediglich Greifvogelsitzstangen ragen über der gebrochenen Erde in die Höhe. Bei genauerem Hinsehen sind jedoch kleine Bäumchen erkennbar, die in den vergangenen Tagen in die Erde gesetzt wurden. Damit werden die Bäume und Lebensräume quasi ersetzt, die für die Deichverstärkung zwischen Heinrichsberg und Glindenberg weichen mussten. Um den Deichfuß um 12 bis 15 Meter auf etwa 30 Meter zu verbreitern, wurden 2,2 Hektar Wald gerodet. 7,4 Hektar werden aufgeforstet.

Der Löwenanteil des neuen Waldes, der vor allem aus Eichen besteht, wurde hinter dem Heinrichsberger Friedhof gepflanzt. Nun folgte der kleinere Teil, die Fläche an der B189 an der Abfahrt Wolmirstedt-Süd. Dort wurden 10 560 Eichen und 2 640 Buchen gepflanzt, in Heinrichsberg etwa 50 000 Bäume. Hinzu kommen weit über 1 000 Heckenpflanzen, die sollen die Baumkindergärten einfrieden.

Die Heinrichsberger Aufforstung ersetzt die Bäume, die im FFH-Gebiet am Deich abgeholzt wurden. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat und bezeichnet Gebiete, die unter besonderem Naturschutz stehen. In solchen Gebieten gefällte Bäume müssen auch in der Nähe dieses Gebietes wieder angepflanzt werden. Deshalb wurde die Ausgleichsfläche in Deichnähe gewählt. Bäume, die außerhalb eines FFH-Gebietes fallen mussten, können auch an entfernterer Stelle wieder ersetzt werden. Für diese Bäume entstand die Ersatzpflanzung in Wolmirstedt.

Die unglaublich große Zahl der neu angepflanzten Bäume soll das Überleben des gesamten Areals sichern. Wie in der Natur auch, werden es vermutlich auch in diesen Bereichen nicht alle Bäume bis ins Baum-Erwachsenenleben schaffen.

Noch sind die Eichen- und Buchenkinder 50 bis 80 Zentimeter groß, sie wurden im Abstand von 80 Zentimetern gepflanzt. Zwischen den Reihen bleiben zwei Meter Platz, damit genügend Raum für Maschinen bleibt, die den unvermeidlichen Wildwuchs zwischen den jungen Bäumen regelmäßig entfernen können.

Doch trotz aller Hätscheleien wird wohl nur etwa jeder fünfte Baum in den Himmel wachsen. Das ist die Prognose der LHW-Experten. Welcher Baum es schaffen wird, das regelt die Natur, aber auf Anraten des Naturschutzbundes (Nabu) wurden zur Unterstützung auch Greifvogelsitzplätze in die Schonung gesetzt. „Die Greifvögel sollen die Mäusepopulation in Schach halten“, sagt Nabu-Ortsgruppenvorsitzender Jörg Brämer. Besonders die große Schermaus macht sich gerne an den Eichenwurzeln zu schaffen, sodass selbst ältere Bäume dadurch noch gefährdet sein können. Gerade die Pfahlwurzel der Eichen haben es schwer, sich nach einem Mäusefraß zu regenerieren. Flachwurzler mit einem größeren Wurzelgeflecht können hingegen eher für Ersatz sorgen, erklärt Jörg Brämer.

Für den Deichbau ist der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) verantwortlich, ebenso für die Ausgleichsmaßnahmen. Für die neuen Bäumchen wurden 240 000 Euro ausgegeben.

Nabu-Chef Jörg Brämer war und ist bei allen Beratungen rund um den Deichbau und die Ausgleichsmaßnahmen mit im Boot und freut sich sehr, dass die Bäume im Winter gepflanzt wurden. „Gerade in diesem schweren, tonigen Boden ist es gut, die Bäume in dieser Jahreszeit zu setzen“, erklärt er, „denn wenn der Frost in den Boden eindringt, werden die Krumen gesprengt.“ Dann wird die Erde feinkrümeliger und kann sich dicht neben die Wurzeln setzen. Das gewährleistet den so wichtigen Bodenschluss für die Bäumchen.